56-Deo Leo und Po

Beginne am Anfang
                                    

"Was trägst du?", fragt er dann, merkt scheinbar selber, dass ich gerade wirklich nicht hören muss, wie viel besser Harry doch ist, während ich mich mit einem netten Jungen treffen möchte. "Bitte sag mir ein Kleid, in dem dein Hintern gut aussieht."

"Ähm." Musternd drehe ich mich zu dem Spiegel, der an meinem Schrank hängt, sehe mich wirklich von hinten schätzend an. Wirklich ordentlich und leicht glänzend hängen meine Haare über meine Schulter und das Kleid rutscht kein Stückchen hoch, was mich beruhigt aufseufzen lässt. "Weiß nicht", antworte ich dann, weiß es wirklich nicht.

Woher soll ich denn wissen, ob mein Po gut oder nicht gut in diesem Kleid aussieht?

Oft schaue ich ihn mir nicht an.

"Gott, du bräuchtest jetzt Ethan", meint er, wobei ich mir innerlich sein breites Grinsen vorstelle, bei dem Gedanken an seinen Freund, der nun die zweite Woche sich schon in Deutschland befindet.

Auch wenn es nur eine Stunde Zeitverschiebung gibt, hören wir nicht viel von ihm, da er abends immer sehr müde ist und am nächsten Morgen wieder früh raus muss. Nathan und ich nehmen es hin, auch wenn natürlich ich nun mehr als Ansprechpartner für meinen Freund gelte, der es bis jetzt noch nicht gewagt hat, mich um eins in der Nacht anzurufen, da er irgendwelche Probleme hat.

Aber auch um eins würde ich trotzdem für ihn ans Telefon gehen.

"Wann kommt den dein Deo?"

"Hast du ihn gerade ernsthaft Deo genannt?", pruste ich erschüttert in den Hörer, schüttele meinen Kopf. Da ich aber weiß, dass ich nur eine bestimmte Antwort, nämlich die, dass es so sein kann, von im erhalten werde, antworte ich: "Um sieben sollte er hier sein."

"Unhöflich", meint Nathan, worauf ich lachen muss.

"Du bist doch derjenige von uns, der öfters zu spät kommt und der einmal zwei Stunden zu spät zu seinem Date kam."

"Zu meiner Verteidigung, ich hatte die Uhrzeit aus den Augen verloren", verteidigt er sich selbst, zieht dabei seine Augenbrauen sicherlich zusammen, worauf sich eine Falte auf seiner Stirn bildet.

"Du wohntest quasi direkt gegenüber", entgegne ich. "Und man kommt keine zwei Stunden zu spät."

"Egal", schnaubt er dann trotzig. Er rümpft die Nase, ich weiß es ganz genau. "Dein Leo Deo kommt bestimmt gleich, als lege ich jetzt auf. Ich wünsche dir viel Spaß."

Tief hole ich Luft, stecke mein Handy in die große Jackentasche, bevor ich mit klopfenden Herz nach unten laufe, ins Wohnzimmer, wo meine Eltern sitzen, Dad Fußball schaut und Mom verträumt in ihrem Buch über eine Liebe die im botanischen Garten von Oxford entstanden ist. Blumenschnulzen nennt Dad diese Bücher immer mit einem Lächeln.

"Eins zu null für Manchester", teilt er mir mit, obwohl es mich kein bisschen interessiert.

Während ich mich neben meinen Vater setze, desinteressiert auf den Bildschirm des Fernsehers schaue, spüre ich die musternden, besorgten Blicke meiner Mutter, die mich einmal von oben bis unten ab scannen.

"Du siehst hübsch aus", kommt es dann von ihr, worauf ich rot ein 'Danke', nuschele, bevor wir alle drei erschrocken aufsehen, da es an der Tür klingelt.

"Das muss er sein", meine ich an beide, die nicken. "Ich bin um kurz vor elf wieder da, denke ich." Meine Mutter wollte mich nicht länger als elf draußen alleine lassen, weil sie sich sonst Sorgen macht und ich spät nachts durch das dunkle Haus stolpere. "Wir sehen uns." Mit diesen Worten gehe ich in den Flur, lasse meine Eltern im Wohnzimmer alleine.

Sie sollen, bitte, sitzen bleiben und mir nicht noch folgen.

Bevor ich die Tür mit einem breiten Lächeln und der vorgespielten Ruhe selbst öffne, hole ich noch einmal tief Luft, klatsche mir sanft auf die Wangen, um wach zu werden. Dann ziehe ich die Tür mit Schwung auf, entdecke Leo, wie er so reizend aussieht, vor unserer Tür steht.

Little FreaksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt