53-Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit

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Isla darf heute Elsa spielen, weshalb ich Ava nun zwei kleine Zöpfe flechten muss, wobei sie mir immer wieder befiehlt, dass sie auch ja, wie die von Anna aussehen. Sorgfältig flechte ich ihre schwarzen Haare, die nur etwas von denen von Isla abweichen, die ebenfalls ein sehr dunkles Schwarz besitzt. Vielleicht nicht so die Farbe für Elsa und Anna, aber das stört die beiden kein bisschen.

Fast am Ende angekommen, spüre ich den prüfenden Blick von Isla, die sich auf die Zunge beißt. "Was gefällt dir denn nicht?", frage ich sie, jedoch keineswegs unfreundlich, genervt oder so, sondern belustigt.

Schüchtern schüttelt sie ihren Kopf, tippt von einem Fuß auf den anderen und verbindet ihre Arme hinter ihrem Rücken, wackelt von rechts nach links. Sie selbst kam heute früh schon mit einem Zopf an, während Ava ihre offenen Wuschelhaare hatte, die nach dem Mittagsschlaf schwer zu bändigen sind, wenn sie in alle Richtungen stehen.

"Da guckt eine Strähne raus", teilt sie mir dann mit, tippt vorsichtig auf ein kleines Bündel Haare, das in der Mitte des Zopfes heraus sticht. "Bei Anna sind alle Haare schön zusammen."

"Was haltet ihr zwei davon, wenn unsere Anna schöne offene Haare hat?", schlage ich vor und Ava ruft sofort zustimmend, laut ja, reißt dabei die Hände in die Luft. Wahrscheinlich weiß sie, dass ich dann aufhören werde an ihren Haaren zu ziehen. Dabei hat sie nämlich die gesamte Zeit ihr Gesicht etwas schmerzhaft verzogen.

"Ich will auch Anna sein!"

Olivia erscheint neben mir, stupst mich an der Schulter an und schaut bittend zu mir. Das kleine Mädchen trägt ein hübsches, gelbes Kleid und dazu blaue Schuhe. Um ihren Arm hängt ein kleines Armband, mit süßen Herzen. Und ihre blonden Haare wurden nach hinten geflochten, wo sie in einen Zopf verlaufen.

"Nein! Ich bin Anna!", mault Ava bockig, verschränkt die Arme vor der Brust. "Du kannst nur noch Sven sein."

Das Rentier glaube ich, war Sven.

"Sven ist doof", antwortet Olivia. Dabei verzieht sie ihr Gesicht. "Ich bin lieber Anna."

Ava weigert sich, schüttelt ihren Kopf, ehe sie aufsteht und Isla am Arm mit sich zieht, zu Olivia sagt, die darauf traurig zu Boden blickt: "Dann kannst du nicht mit uns spielen..."

Auch wenn Ava es nicht böse meint, tut mir das kleine Mädchen in dem sonnengelben Kleid leid, wie es nun den Kopf hängen lässt, eine verletzte Schnute zieht und schüchtern an einem Anhänger des Armbands spielt.

Seufzend blicke ich kurz zur Uhr, um nicht zu spät draußen bei Harry zu erscheinen, als mir eine gar nicht so schlechte Idee kommt, mit der ich Olivia bestimmt aufmuntern kann.

"Möchtest du mit mir raus zu Harry?", frage ich sie, wobei ich lächle. Ihr Gesicht erhellt sich sofort, ihre Augen strahlen, während sich ein Lächeln auf ihre Lippen zaubert, durch das man die weißen Zähne sehen kann. "Er wird sich bestimmt freuen, wenn er dich sieht."

"Oh, ja", strahlt sie und greift hektisch nach meiner Hand, damit ich aufstehe, ihr raus folge.

Schnell noch, melde ich uns zwei bei Mrs. Jenkins ab, die mir den Gang nach draußen nur mit einem verschmitzten Lächeln erlaubt, bevor ich jetzt auch schon mit Olivia an meiner Hand, über den Hof nach draußen auf den Spielplatz laufe.

Vor zwei Wochen noch, traute Olivia sich kaum mit mir zu reden, war sehr schüchtern und nun hält sie einfach so meine Hand, was ich so süß und wunderbar finde. Eine meiner größten Sorgen war, dass alle Kinder tierische Angst vor mir haben werden, da ich eine unbekannte, neue Person bin.

Doch es läuft zum Glück ja alles ganz anders.

Nicht nur mit den Kindern.

Mit großen Augen schaue ich mich auf dem Hof um, halte Ausschau nach Harry, bis ich ihn vor einem Busch finde, an dem ein paar Blumen wachsen. Weiß und Lila sind sie, werden damit bestimmt einen schönen Hintergrund abgeben.

Little FreaksWhere stories live. Discover now