41-Ich liebe dich

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Wir haben gemeinsam in einem Bett geschlafen, was keinen von uns drein stört, da wir es schon so oft getan haben. Außerdem liebe ich es, meinen Kopf auf seinem Arm zu haben, während er leise schnarcht. Es zeigt mir, dass er auch ruhig sein kann und nicht nur dieser aufgedrehte Mann, der seinen Freund in Deutschland vermisst und so an bettet.

Die beiden Sprachen über alles Mögliche und trotzdem stellt Nathan ihm wieder Fragen, als könne sich etwas in den paar Stunden geändert haben.

"Niemand belästigt dich?", spricht er neben mir, sieht tief Luft holend aus dem Fenster und spannt sich an. Erst als Ethan ihm scheinbar zu versichern scheint, dass niemand ihn belästigt, lockert er sich etwas. Doch dann spannt er sich sofort wieder an. "Und du hast deine Tabletten, falls du das Essen nicht verträgst."

"Ja, das hast du mich schon bei meiner Abreise gefragt, Schatz!", höre ich Ethan laut am anderen Ende lachen. Er lacht nicht böse, hämisch oder demütigend, sondern amüsiert, belustigt und gerührt über die vielen Sorgen, welche sein Freund sich macht. "Es geht mir gut und wenn ich wieder da bin, dann bin ich so fit, dass wir-"

Automatisch verschließe ich meine Ohren. Die Details sind für die zwei privat, obwohl ich alles ganz genau kenne und sie sehr offen damit umgehen. Aber ich will nicht wissen, was sie vorhaben, wenn sie sich wiedersehen und man nicht eine Tüte mit sich tragen muss, da Nathan jeden Moment hyperventilieren könnte.

Er braucht den Mann aus Deutschland einfach zu sehr in seinem Leben.

"Geh jetzt mit Ruby auf dieses Fest, von dem du mir gestern erzählt hast", befiehlt Ethan sanft durch den Hörer, wobei er mich bei meinen Zweitnamen nennt. Wahrscheinlich trägt er dazu ein breites Grinsen auf den Lippen.

Und kratzende Lederhosen am Körper.

"Ja, mach ich", antwortet Nathan. "Ich liebe dich, Babe."

"Ich dich auch", kommt es liebevoll zurück, bevor Nathan mit einem etwas getrübten Gesichtsausdruck auflegt, sein Handy in die enge Hosentasche seiner Jeans steckt, zu der er ein Shirt trägt.

"Hey", starte ich meinen Versuch, ihn aufzumuntern. Er ist nicht traurig, dass er gleich beginnt zu weinen oder so, er wünscht sich nur, dass Ethan ebenfalls jetzt hier wäre und wir diese Zeit zu dritt genießen könnten. "Dort gibt es bestimmt auch ein paar Stoffe oder so, auf dem Markt. Vielleicht kannst du ihm ja einen kaufen", schlage ich vor. Sofort hebt sich seine Stimmung etwas und er nickt zustimmend.

"Dann las uns losgehen."

Schnell schnappe ich mir meinen Rucksack, mit Schlüssel, Handy und Geld, dann gehen Nathan und ich aus meinem Zimmer raus, bei dem wir die Tür offen stehen lassen. Sonst werden wir nachher wirklich schmelzen, wenn nicht etwas Wind durch mein Zimmer weht. Die Sonne scheint sowieso schon so prall auf mein Fenster, dass man sich wie in einer Saune fühlt.

Die Treppe gehen wir runter, nach unten, wobei ich die unteren knarrenden Stufen überspringe und im Flur mir meine roten Schuhe anziehe. Dazu trage ich eine kurze, helle Jeanslatzhose und ein schwarz-weiß gestreiftes Shirt. Auf Empfehlung von Nathan, der mir noch zwei Zöpfe geflochten hat.

Ich war schon immer das Versuchskaninchen der beiden, doch dies störte mich nie wirklich, schließlich konnte ich meinen beiden Freunden helfen. Und es sieht meistens gar nicht so schlecht aus.

"Gott, wäre ich ein Vampir, würde ich einen höheren Lichtschutzfaktor brauchen", beschwert sich Nathan, auf seine Art, über die hohe Sonneneinstrahlung und Wärme. "Edward wäre eine glitzernde Diskokugel."

Lachend gehen wir beide durch unseren Garten, in dem ein paar von Moms geliebten Blumen leiden, obwohl alle heute Morgen reichlich Wasser bekommen haben. Meine Mutter ist gestern Abend fast ausgeflippt -mehr als nach der Reparatur der Kaffeemaschine- als sie den Wetterbericht hörte.

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