,,Der Arzt hat dir Bettruhe verschrieben. Und wenn es dir morgen nicht gut gehen sollte, dann gehst du auch nicht zur Schule, okay?", sagte Dad.

Ich nickte und sagte, dass ich jetzt nach oben gehen würde. Als Sally mich noch fragte, ob sie mir irgendwas zu Essen machen sollte, eine Suppe oder so, stimmte ich zu und sah Dads Erleichterung, die fast schon peinlich war. Doch dazu sagte ich nichts und ging so schnell wie möglich auf mein Zimmer. Dort lagen die Tüten mit den Geschenken, die ich gestern gekauft hatte. Leah musste sie wohl Dad oder so mitgegeben haben. Das wars dann wohl mit den Überraschungen für Sally und ihn.

Als Erstes rief ich Leah an. Ich war verdammt nervös als ich auf ,Anrufen' tippte und es mehrmals piepte. Es war kaum auszuhalten, doch sie ging ran.

,,Aria", sagte sie anstatt einer Begrüßung. Es war auch eher eine Frage.

,,Ja. Ich bin's."

,,Ich habe versucht dich gestern anzurufen, aber wahrscheinlich hattest du dein Handy auf lautlos und hast geschlafen. Oder du wolltest nicht mit mir reden." Sie klang leicht verunsichert. So kannte ich sie gar nicht.

,,Ich hab's nicht gehört. Hör mal, ich wollte mich eigentlich nur bedanken. Dass du da warst, meine ich und den Krankenwagen gerufen hast", sagte ich und fummelte mit meiner freien Hand an einer losen Schnur meines Pullovers herum.

Sie lachte leise. ,,Ich wohne da. Natürlich war ich da."

,,Mhm", machte ich und wusste nicht mehr, was ich sagen sollte.

,,Mhm", machte auch sie und ich fragte mich, ob wir uns wirklich nichts mehr zu sagen hatten. Doch dann wollte sie wissen: ,,Wie geht es dir? Ich war gestern noch im Krankenhaus und dein Dad sagte mir zwar, dass es dir bis auf eine kleine Kopfverletzung ganz gut ginge, aber ... das glaube ich nicht."

,,Wieso nicht? Die haben mir da ein paar Schmerzmittel gegeben, also geht es mir eigentlich bestens."

,,Das meinte ich nicht", erwiderte sie und es enstand eine kurze Pause, bevor sie weitersprach: ,,Ich kenne dich immer noch ziemlich gut, Aria."

Ich atmete tief aus. ,,Wieso interessiert dich das?", fragte ich ehrlich. Das sollte auch nicht böse rüberkommen, aber ich glaube, das kam es.

,,Weil ich mir Sorgen um dich mache", gab sie zu.

,,Ich hab dich so sehr verletzt. Du solltest dir keine Sorgen um mich machen."

,,Das tue ich aber. Und ganz ehrlich? Ich dachte wirklich, dass ich dir niemals verzeihen würde. Du weißt, wie stur ich bin. Aber letztens auf dieser Party ... als ich da gesehen habe, was Damian abgezogen hat mit diesem Blondchen, da hat es mir ehrlich leid getan. Mir wurde klar, dass ich dir eigentlich schon längst verzeihen wollte. Du bist mir wichtiger als ein Junge."

Ich hätte heulen können vor Erleichterung. ,,Wieso hast du dich dann nicht gemeldet?"

,,Ich weiß nicht. Wie gesagt, ich bin ziemlich stur. Außerdem ... ich denke, ich hatte Angst. Ich war nicht sehr nett zu dir."

,,Ich hatte das verdient", erwiderte ich.

,,Nein", sagte sie sofort. ,,Nicht so. Es war zwar nicht okay ... von euch, aber es war auch nicht okay von mir. Wir beide haben Fehler gemacht. Ich habe ihn geliebt, aber nicht so sehr wie ihr euch. Das hätte ich sehen sollen."

,,Es tut mir leid", sagte ich leise. Tränen bildeten sich in meinen Augen, doch ich versuchte sie nicht fließen zu lassen.

Ich hörte sie lächeln. ,,Mir auch. Vorallem weil ich glaube, dass ich euch das Leben ziemlich schwer gemacht habe."

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