,,Wer war am Telefon?", fragte ich.

,,Mum. Erst hat sie mich mit Geburtstagswünschen überfallen und dann hat sie versucht vorsichtig nach dem Wohlbefinden des Hauses zu fragen. Ich habe ihr erzählt, dass die Terasse abgebrannt ist und die Bullen gekommen sind. Sie hat es tatsächlich geglaubt."

,,Das ist ein wahrer Vertrauensbeweis", witzelte Sid. ,,Herzlichen Glückwunsch."

Damian verdrehte die Augen und rollte sich einen Augenblick später zusammen, drehte sich zur Seite und schloß stöhnend die Augen. ,,Sid, wieso rollst du dich eigentlich nicht vor Schmerz auf dem Boden oder kotzt dir deine Eingeweide aus?"

,,Weil ich nicht so eine Lusche bin, wie du? Schau dir Lev an, er ist 14 und verträgt beinahe mehr als du."

,,Es war ja auch nicht Lev, den ihr mit einem Eimer Bier abgefüllt habt", sprach Damian, wobei er seine Lider geschlossen hielt. Er hatte eine Hand unter seine Wange gelegt und die andere presste er hart auf seinen Kopf, während seine Füße zwischen meinen angezogenen Beinen lagen.

,,Dafür also der Eimer", murmelte ich. Vorhin noch hatte ich mich gefragt, warum ein weiterer nasser Eimer in unserem Wohnzimmer stand und dachte erst, jemand hätte dort hinein gepinkelt.

,,Ich werd' dann mal gehen", sagte Sid und stand mit seinen Worten auf, ,,wenn mit dir nichts los ist, du Waschlappen. Sehen wir uns morgen?"

,,Mal schauen", murmelte Damian müde. Sid wuschelte ihm noch grinsend durch die Haare, bevor er mir zuwinkte und dann betont fröhlich pfeifend durch unsere Haustür verschwand. Damian stöhnte gequält auf, legte sich auf der engen Couch in eine andere Position, sodass er auf dem Rücken lag, beide Hände hinter dem Kopf verschrenkt und die Beine wie selbstverständlich auf meinen Schoss gelegt. Ich sagte nichts dazu und legte meine Arme auf seine Beine. Es vergingen einige Minuten - Zehn? Fünfzehn? - in denen er sich nicht rührte und die Augen ruhig verschlossen hielt, weswegen ich dachte, er sei eingeschlafen. Vielleicht war es das ja auch kurz, doch als ich wieder zu ihm schaute, standen seine Augen offen und sein Blick lag trübe auf mir. Er gähnte herzhaft ohne sich die Hände vor dem Mund zu halten.

,,Jetzt wäre der passende Augenblick mir zu erzählen, was gestern alles passiert ist, bevor ich wieder in das Reich meiner Einhörnerarmee verschwinde", sagte er.

,,Und du willst ein Mann sein?"

,,Ich bin ein Krieger. Somit auch ein Mann. Aber lenk nich' ab."

,,Was willst du denn hören?" Ich wollte nicht über das, was gestern passiert war, nicht sprechen, aber natürlich würde Damian nicht locker lassen. Ich lehnte mich mit dem Ellbogen auf die Sofalehne und schaute ihn abwartend an.

,,Wo bist du gestern mit Justin gewesen? Woher hast du den blauen Fleck? Hab ich unser kleines Rendevouz gestern Nacht geträumt? Hast du deinen Pulli wirklich falsch herum an?"

,,Oh Mist." Tatsächlich: Ich hatte überhaupt nicht gemerkt, dass ich meinen Pullover verkehrtherum angezogen hatte und anscheinend hatte es bis jetzt auch keiner nötig  gehabt, mir Bescheid zu sagen. Aber ich wollte mich in dieser gemütlichen Position auch nicht nach oben begeben, um es richtig zu drehen und hier, vor seinen Augen, wollte ich es auch nicht tun, also ließ ich es, wo es war, mit dem Etikett vorne heraushängend. ,,Was den Rest betrifft: Bin ich bei einem Verhör oder was?"

,,Ja", antwortete er schlicht.

,,Du erzählst mir auch nicht, was du gestern getrieben hast."

,,Wieso sollte ich?"

,,Willst du mich verarschen?", gab ich zurück. Aber ich sollte ich alles erzählen?!

Er lachte bloß. ,,Na schön, was willst du denn wissen, Drama-Queen?"

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