Als alle einen Platz gefunden hatten und damit beschäftigt waren sich Essen zu nehmen, fragte Granny: ,,Ria, Schatz, und, ist alles okay bei dir? Wie läufts in der Schule?"

,,Alles gut", sagte ich ohne den Blick von meinem Teller zu nehmen, da ich gerade dabei war eine Kartoffel zu zerschneiden.

,,Und in der Liebe? Hast du einen Freund? Dass ich das noch fragen muss ... wir haben uns einfach zu lange nicht gesehen."

Diesmal blickte ich kurz auf. ,,Ähh, nein. Hab keinen", sagte ich.

,,Wirklich nicht?", fragte Opa mit erhobenen Augenbrauen. ,,Bist wohl wählerisch, was?"

Pff, ja klar. Ich lächelte bloß. ,,Was ist eigentlich mit Leah? Hängt ihr immer noch zusammen wie siamesische Zwillinge?", scherzte Granny, bevor sie sich ein Stück von dem Grillfleisch in den Mund schob.

Ich versuchte ein Lachen zustande zu bringen, obwohl mir der Gedanke an Leah mich nicht gerade glücklich machte. Ich hab schon so lange nichts mehr von ihr gehört. Jedenfalls war die vergangene Zeit für unsere Verhältnisse lang. ,,Ihr gehts gut", sagte ich einfach.

,,Hach, ich weiß noch, wie deine Mutter mir immer von ihr erzählt hat, wie unzertrennlich ihr wart und wie verrückt sie war. Jedensmal als ich euch besucht hatte, war Leah bei euch, es war, als würdet ihr nie länger als ein Tag getrennt voneinander sein. Ich glaube, Lizzy hat sie wirklich gemocht."

Darauf folgte Stille, wie immer wenn die Rede von meiner Mum war. Es war, als konnte Granny nicht anders als sie ständig zu erwähnen und ich konnte es verstehen. Sie war ihre Tochter, und sie möchte, dass Mum in unserer Erinnerung weiterlebt, auch wenn der Gedanke an sie gleichzeitig tröstend und traurig war.

,,Mum hat alle gemocht", sagte ich.

,,Außer Oliver", meinte Dad, und ein Grinsen umspielte seine Lippen.

,,Wer ist Oliver?", fragte Damian, vielleicht weil er höflich sein wollte, vielleicht weil es ihn wirklich interessierte. Ich schaute ihn von der Seite an, und antwortete: ,,Er ist Mums Großcousin. Sie hat ihn gehasst."

Opa lachte auch. ,,Als die beiden noch kleiner waren und er mit seinen Eltern zu Besuch war, haben sich die beiden gestritten. Liz erzählte später, dass er Hundescheiße von der Straße geholt und es ihr in die Haare geschmiert hatte." Mir fiel auf, dass Sally und ich gleichzeitig die Nasen verzogen, obwohl ich die Geschichte schon mindestens tausend Male gehört hatte.

,,Und dabei war Olli erst neun oder zehn. Liz war vielleicht.. sieben? Acht? Jedenfalls hat sie sich danach Klebenband geschnappt, und es dann irgendwie geschafft, Olivers Kopf an die Toilettenschüssel zu kleben. Sie hat ein paar Mal die Spülung betätigt und ihn dann zwei Stunden dort kleben lassen, bevor sie stolz zu uns kam und uns alles erzählte."

Sally schlug sich die Hand vor den Mund, und ich sah sie lachen. Auch Damian grinste und Granny schüttelte glücklich den Kopf. ,,Ich hab mich noch gefragt, wie die beiden zwei Stunden ohne Geschrei ausgekommen waren. Dann hab ich die Antwort bekommen."

,,Wie geht es ihm eigentlich?", fragte Dad und nahm sich noch ein Würstchen.

,,Gut. Er ist vor Kurzem nach New York gezogen mit seiner Freundin. Kylie heißt sie. Wenn du mich fragst, eine schreckliche Person, aber das wird er schon selber merken", meinte Granny verächtlich.

,,Ann, sei nicht so. Nicht jeder, der nicht so ist wie du es dir wünschst, ist schrecklich", sagte Opa.

,,Ich mein' ja nur."

,,Ich weiß", seufzte er und legte ihr eine Hand aufs Knie.

***

,,Es war schön bei euch, nochmal vielen, vielen Dank!", bedankte Dad sich zum dritten Mal. Er drehte sich an der Haustür nocheinmal um, und umarmte meine Großeltern.

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