Kashma

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Rahul trug Prija die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Sie hatten König der Löwen angeschaut und sie war irgendwann eingschlafen. Kirana war im Bad und Rhuksar hatte er den ganzen Tag nicht gesehen. Er glaubte nicht, dass sie Angst vor ihm hatte. Sie ignorierte ihn. Seit Tagen. Ob und wann sich das wieder legen würde, er hatte keine Ahnung. Mittlerweile hatte er es satt die Götter um irgendetwas zu bitten. Nichts von dem um das er sie gebeten hatte traf ein. Sie verhöhnten ihn. "Schlaf gut, Schatz." flüsterte der junge Mann leise und küsste die Stirn seiner Tochter, ehe er sie zudeckte. Es war zu niedlich wie sie leise schnarchte.

Ein krachendes Geräusch schreckte ihn auf, schnell schloss er Prijas Zimmertür. Er war nicht unbedingt scharf darauf, dass sie wieder aufwachte. "Kira, alles ok?" fragte er und lugte durch die angelehnte Badtüre. Seine Frau stand mit einer absolut grausigen Gurkenmaske und der Zahnbürste im Mund vor dem Spiegel. Sie zuckte mit den Schultern. "Isch warsch nisch." blubberte sie und unterdückte ein Lachen, als sie Rahuls Gesicht sah. Er prustete los. "Meine Güte, als ob das grüne Zeug da noch irgendwas nützen würde, bei dir." "Ach hau ab!" sie warf einen Waschlappen nach ihm. Rahul verschwand grinsend aus dem Bad.

Vor lauter Wut schossen Rhuksar die Tränen in die Augen. Vor ihr lagen Scherben verstreut. Sie wollte sich eigentlich nur einen Yoghurt holen, aber sie war gegen das Kristallglasteller gestoßen, das Kira auf einen Holzhocker gestellt hatte. Es war eines der wenigen Dinge, die Rahul aus seinem Zuhause mitgenommen hatte. Das hatte Krish ihr erzählt. Es war ein Geburtstagsgeschenk von Rahul und Krish an ihre Mutter gewesen. Wie dumm war sie eigentlich? Fuck...fuck, fuck, fuck!!! Das würde sie nie repariert bekommen. Schließlich konnte sie nicht mehr vermeiden, dass sie vor Verzweiflung in Tränen ausbrach. Er würde ihr den Kopf abreißen. Jetzt vor allem. Jetzt wo sie so furchtbare Dinge gesagt hatte. Die Scherben auf dem Boden starrten sie an. Sie wusste, dass jemand hinter ihr stand. Sie hoffte nur, dass es ihre Schwester war. "Tritt bitte nicht in die Scherben, ok?" Verdammte Scheiße. Es war nicht ihre Schwester. Vor lauter Angst begann sie wieder zu weinen. Rahul hopste mit einem Besen in der Hand zu ihr und legte ihr kurz die Hand auf den Kopf. Es hätte fast lustig ausgesehen, wie er versuchte nicht in die Scherben zu treten und gleichzeitig alle wegzufegen, hätte Rhuksar nicht vor Angst keine Luft mehr bekommen. Dann war ihr Schwager verschwunden. Wenige Minuten später setzte er sich einfach neben sie auf den Boden.

Er wusste, dass sie keine Ahnung hatte was sie tun sollte. Die hätte er ja auch nicht, wenn er 20 gewesen wäre und sowas vom Stapel gelassen hätte. "Hör auf zu weinen, bitte." Er nahm ihre Hand in seine. Wie damals als sie noch ein Kind gewesen war. Natürlich hörte sie nicht auf. "Du brauchst mir nichts zu sagen. Ich meine dass es dir leid tut und so weiter. Das brauchst du nicht, ok?" Nun sah sie ihn an, die Augenbrauen vor Verwunderung hochgezogen. "Aber ich muss es dir sagen." presste sie hervor, ihre Stimme trug nicht. "Wenn es dir dann besser geht, unbedingt. Aber ich muss es nicht hören. Ich weiß das. Und Rhuksar, nur fürs Protkokoll - irgendwie schafft ihr verrückten Frauen es immer dahin zu treffen wos scheiße weh tut. Aber du bist wie meine Tochter. Und das weißt du." Schweigend nickte sie. "Gut. Dann bitte hör auf mich anzuschweigen. Du hattest recht. Mit dem was du gesagt hast hast du recht. Aber bitte frag mich nie wieder wieso ich noch lebe. Darauf habe ich keine plausible Antwort, weißt du?" "Hör auf. Du bist alles für uns, ok? Und es tut mir so schrecklich leid, was ich gesagt habe. Ich war sauer und ich vermisse ihn, verstehst du?" Rahul rückte nicht von ihr ab, als sie ihre Arme um ihn legte, den Kopf an seiner Schulter vergrub. Sanft fuhr er ihr durch die Haare. "Verstehe ich. Besser als jeder andere befürchte ich. Ich vermisse ihn auch. Aber weißt du, wenn wir Menschen nicht vergessen, dann sterben sie auch nicht wirklich." "Das hast du schön aus dem Glückskeks rezitiert, Rahul." "Dummkopf." "Idiot." "Tja, pech." "Warst du im Tempel wegen der Hochzeit?" "Nein, mache ich morgen. Ich reserviere das ganze Teil." "Du spinnst doch, weißt du wie viel Kohle die wollen?" "Ich bitte dich. Das kann ich grad noch ab. Außerdem...deine Schwester hat endlich eine Hochzeit verdient die sie immer wollte. Sie sagt es mir nur nicht was sie will." "Und wenn sie das nicht will?" "Was ist das für eine Frage, hm?" er grinste Rhuksar an, die mittlerweile leise lachte. "Stimmt, dazu kennen wir sie zu gut." Rahul hielt ihr die Hand hin und zog sie vom Boden hoch. "Wieder gut?" seine Augen musterten sie, als ob er ihr noch nicht glaubte. Und Rhuksar wusste, dass es genau so war. Das war nunmal Rahul. Sie umarmte ihn kurz. "Wirklich, ja. Wieder gut." "Dann schlaf gut." er machte keine Anstalten zu Kirana zu gehen, die, wie Rhuksar wusste auch oben war. Keiner der beiden erwähnte das Teller, dass zu bruch gegangen war. Rahul wusste, dass es weitaus wichtigere Dinge im Leben gab, als so ein elendes Teller. Es waren die Beziehungen zu Menschen, die das Leben wertvoll machten.

Tbc.

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