Nightmares

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>Das du die ganze Schande dieser Familie bist ist dir jetzt hoffentlich endlich klar!!< Eine donnernde dunkle, herrische Stimme hallte in ihm wieder. Er stand wie damals in dieser eiskalten marmornen Halle, die Stimme seines Vaters schlug ihn immer und immer wieder zu Boden. Er hatte am heutigen Tag keine Hand gegen ihn erhoben. Aber er hatte ihn immer und immer wieder gedemütigt. Er hörte das unaufhörliche Weinen seiner Mutter. Die machtlos war, absolut machtlos in einer Familie, die von IHM bestimmt war. Bis sie es aufgab. Bis sie irgendwann aufgab um ihn zu flehen. Die Türen fielen vor seinem Gesicht zu. Seine Bitte wurde nicht gehört. Die Faust die ihm ins Gesicht geschlagen wurde traf ihn härter als jeder Dolch und jedes Schwert. >Du bist unwürdig, du bist Abschaum, wenn du dich mit Abschaum einlässt. Du bist niemals mein Sohn gewesen. Du konntest es auch nie werden.<

Kirana bemerkte, dass es noch stockdunkel war, als sie aufschreckte. Der Wecker zeigte 3 Uhr nachts. Verdammt nochmal, warum wachte sie auf wenn Prija sie einmal in ruhe schlafen ließ? Seufzend schüttelte sie den Kopf und tastete nach Rahul, aber seine Bettseite war leer. Kalt. Verschlafen rieb sie sich die Augen. Auch nach einer halben Stunde kam er nicht zurück. "Ist er ins Klo gefallen?" murmelte Kirana leise lachend. Sie fand ihn auf dem Balkon, er stand einfach da und sah in die Ferne. Normalerweise würde er doch schon längst erforen sein. "Mensch, du holst dir noch den Tod!" "Manche Menschen hätten sich das gewunschen." Kirana hielt inne, doch sie wusste nicht was sie erwiedern sollte. "Mere Dil." flüsterte sie und legte ihm eine große Wolldecke um, lehnte sich an ihn. "Was ist?" "Ich habe dir nie gesagt, wieso ich nie nach Indien zurück wollte. Nie." "Das musst du nicht." Ok, das war eindeutig gelogen. "Aber können wir nicht wenigstens mal mit deinen Eltern sprechen? Ich weiß, dass sie nicht tot sind. Auch wenn du das gerne erzählst." Die Anspannung und die Wut, die Rahul nun ausstrahlte kannte Kirana kaum. "Nein. Das ist nicht möglich." "Ich verstehe dich nicht, Rahul. Ich verstehe das nicht. Meine Mutter und ist lange tot. Mein Vater seit 10 Jahren, schließlich konnte ich den Tag nie vergessen. Du standest aufeinmal vor mir. Und deine Eltern, sie leben noch, aber du willst sie seit über 10 Jahren nicht einmal sprechen? Ihnen nicht sagen, dass du eine Tochter hast? Eine Frau hast?" "Sie wissen sehr wohl, dass du meine Frau bist. Und das ist der Grund wieso ich nie wieder einen Fuß in ihr Haus setze. In dieses Land."

Sie ließ ihn los. Irritiert. Rahul sah die etlichen Fragen in ihrem Gesicht. Aber auch dass er sie verletzt hatte. "Wie, ich bin der Grund?" ihre Stimme zitterte. Er hob langsam die Hand. "Schscht. Alles ist gut." "Nein, das glaube ich nicht! Was soll das heißen, ich bin der Grund wieso du nicht mal deine Eltern anrufst?! Hatte ich es dir je verboten? Ich habe ja schon aufgehört mit dir über irgendetwas in der Richtung zu sprechen, weil du seit 10 Jahren abblockst!! Nicht mal nach Prijas Geburt-...WARUM RAHUL bin ICH der Grund?! Willst du mich verarschen?!" Ihre Stimme überschlug sich fast, Tränen verschwammen ihre Sicht. Sie verstand nicht, wie sollte sie das sein, was hatte sie getan? Sie sah doch wie er litt, wie er sich nie eingestand, dass er seine Eltern vermisste! "Ich habe dich nie-" "Kiranna bitte!! Ich kann-" Sie packte in an den Schultern, schüttelte ihn. "Aber mir sagen, dass ich schuld bin kannst du?!" Rahul packte ihr Gesicht, sanft aber bestimmt, zwang sie ihn anzusehen. "Du bist nicht schuld. Schuld bin ich wenn dann. Im Prinzip trägt niemand Schuld außer meine Eltern." "Was, um Gottes Willen, was ist passiert? Und du hattest doch einen kleinen Bruder, selbst über den sprichst du nie." Sein Kopf fuhr herum, als hätte sie ihn geschlagen. Noch nie hatte sie so viel Schmerz in seinen Augen gesehen. Noch nie.

"Ich habe Alpträume, jeden Tag, ob ich schlafe oder wach bin. Jeden Tag und es wird niemals aufhören, Kirana. Niemals. Du kannst nichts dafür, natürlich nicht. Ich liebe dich. Mehr als alles in dieser Welt. Allein ich habe mich gegen die Prinzipien der Devirs gestellt. Ich allein. Und das hat nichts als Schmerz und Tod verursacht." "...wie bitte konnte das Tod verursachen? WIE konnte etwas in dem ICH involviert bin oder war oder was auch immer TOD verursachen?!?"

"Meine Heirat zu dir hat alles aufgelöst was ich kannte. Meine Entscheidung hat mir alles entrissen." seine Stimme war tränenerstickt, seine Lippe zitterte. Kirana bekam keine Luft mehr. Sie ließ Rahuls Hand los, stand auf und ging aus dem Raum. Wie hatte so etwas passieren können? Sie liebten sich, ja. Sie hatten sich so viel Liebe geschenkt, aber sie hatte immer gedacht Rahul sei mit..."Ich dachte du hättest den Segen deiner Familie, als du zu mir kamst und gesagt hast du kommst mit nach London." Sie sah nicht, wie Rahul die Zähne zusammenbiss. "Ich hatte den Hass und die Untätigkeit aller Menschen die ich liebte. Das hatte ich bekommen."

Er konnte einfach nicht zu ihr gehen. Zu sehr zeriss es ihn. Er hatte eine gesamte Familie zerstört. Nein, nicht er...sein Vater. Sein Vater allein. Diese Familie, die ihn nie als den ihren gesehen hatte.


Journey of HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt