What you did

2 0 0
                                    


Krish Devir hatte etwas in der Hand, das selbst der ach so erwachsene, ach so wohlerzogene Rahul nicht ahnte. Er hatte sich geschworen sein Leben zur Hölle zu machen, schon vor Jahren. Allerdings wusste er niemals wo sein Bruder lebte - bis vor kurzem. Dennoch hatte er ihm unerbittlich Briefe geschrieben. Diese Briefe würde er ihm geben. Vielleicht nur einen. Schließlich konnte er ihn ja nicht töten...nicht wirklich. So einfach war das nicht gedacht. Und Rahuls Befürchtungen in die Tat umsetzen und ihnen etwas tun wäre unter Krishs Würde. Denn mit den Frauen hatte er kein Hühnchen zu rupfen...er hatte Mitleid mit Prija. Aber mehr nicht. Es kotze ihn an, dass er jetzt vielleicht hätte dankbarer sein müssen, jetzt wo er hier war. Aber sein Herz klopfte ganz leise an sein Gehirn. Und sagte, dass er bereits dankbar war. Nur stur wie ein Esel.

-Devir Anwesen 18 Jahre zuvor-

Der 12 jährige Rahul Devir hatte seinen Bruder auf dem Schoß und laß ihm ein Buch vor. Es war so goldig wie er die Bilder begrabschte und ihm begeistert zuhörte. "Als der Wolf dann endlich zu seinem Bau kam erwareten ihn seine Jungen schon..." laß Rahul weiter. Er wusste, dass seine Mutter hinter ihm stand, dennoch stellten sich ihm die Nackenhaare auf. "Es ist spät, ich bring ihn ins Bett. Du hast ihm genug vorgelesen, oder Krishi?" "Nein, bleiben." die kleinen Hände hielten sich an dem grünen T Shirt Rahuls fest, der seinen Bruder hochhob. "Ma hat recht, du musst jetzt in die Heia sonst bist du morgen nur müde. Und wir wollen doch morgen Fußball spielen." "Fuball?" "Ja." Rahul lächelte seine Mutter an, die ihm durch die Haare strubbelte. Sie war stolz auf ihren Sohn, er kümmerte sich so unglaublich gut um seinen Bruder. "Ich bring ihn, darf ich?" "Natürlich." Schwer schnaufend schaffte Rahul seinen Bruder, der hier ordentlich gut gefüttert wurde in sein Kinderzimmer und setzte ihn in sein Bett. Mit großen Augen sah das Kind ihn an. Noch nie hatte Rahul jemand so angesehen. So...vertrauensvoll, völlig ohne Erwartungen. Er tätschelte ihm den Kopf. "Kleiner. Ich bin da. Immer, ok?" Rahul erschrak fürchterlich, als er seine Mutter im Türramen stehen sah. Sie beobachtete ihn schweigend, stand dann neben ihm und deckte Krish zu. "Ich kann gar nicht glauben, dass du so sein guter Bruder bist." Weil ich keine Geschwister hatte, dachte sich Rahul bissig, doch das Adoptionsthema wurde hier nie erwähnt. Wofür er fast dankbar war. Dennoch vermisste er seine richtigen Eltern. Er wusste nicht einmal wo sie begraben waren. "Ich liebe ihn. Er ist das schönste was ich je gesehen habe, Ma." "Du bist ein guter Junge, ein guter Junge, Rahul." Er ließ zu, dass sie ihn auf den Scheitel küsste. Gott, er vermisste ab und zu seine richtige Ma. So sehr. Sofort bekam er ein schlechtes Gewissen. Er würde Krish so vieles beibringen, oh ja.

-----

Krish erinnerte sich daran, dass Rahul mit ihm gespielt hatte. Aber das wurde seltener und seltener. Und irgendwann...da war er weg. Ohne ein Wort. Ohne ein verdammtes Wort ware er abgehauen. Sein Vater war fast froh, würde er sagen, seine Mutter war traurig...eine Zeit lang. Und jetzt wollte er...Krish konnte das nicht akzeptieren. Er würde es sich schwören, komme was da wolle.

Kirana drehte sich gerade vor dem Spiegel des Kleidungsgeschäfts und fing Rahuls gelangweilten Blick auf. "Können wir jetzt, oder was?" "Na, na, Prija ist noch beim Malunterricht, da haben wir Zeit." "Ich würde einfach nur mal gern wieder was lesen. Ich hab keinen Bock auf deine Stadtbummel. Hier ist immer so viel los." "Mimimimi, Rahul." Sie drückte ihm ein paar Hemden in die Hand, die sie wohl für ihn augesucht hatte. Keine Chance nein zu sagen, bei der Frau. Sie würde sich in einen Drachen verwandeln, stellte er innerlich schmunzelnd fest. Außerdem passte ihr Geschmack immer. Sie unterhielten sich über sein nächstes Projekt in der Firma und fuhren lächelnd nach Hause. "Was gibts eigentlich zum Abendessen?" "Keine Ahnung du bist dran." "Maaan..." "Echt jedes Mal das gleiche, ändert sich das auch nicht nach 10 Jahren oder?" "Nein offensichtlich nicht. Fischstäbchen?" Rahul zwinkerte seiner Frau zu. "Widerlich, Mann. Bitte was indisches-" "Was indisches, was indisches, Blabla...Ja, Madame." lenkte Rahul ein.

Das Abendessen lief recht friedlich ab, Prija redete wie ein Wasserfall auf Rhuksar und Krish ein. Rahuls Blick schweifte über seine Familie. Er war...er wusste nicht, was er war das so zu sehen. Er hätte unglaublich glücklich sein sollen. Sein Bruder, seine drei Mädels an einem Tisch. Unglaublich. Eine Familie. Aber er wusste, dass sie keine waren. Und das es vielleicht nur für sein Ego gut gewesen war Krish her zu holen. "Ich entschuldige mich. Pirja ess auf." "Aber dein-" "Mein Teller ist Leer, junge Dame." wieß er seine Tochter lächelnd darauf hin, dass er aufgegessen hatte und sie nicht. Kirana sah ihn an und nickte nur. Mittlerweile schien sie zu wissen was er dachte. Rhuksar und Krish waren in ein Gespräch über irgendeinen Film vertieft.

Als er sich auf sein Bett legte fand er einen zusammengefalteten Zettel auf dem Nachttisch. Musste Prija sein die ihm wieder eines ihrer Gemälde gemacht hatte. Grinsend öffnete er es und sah die Schrift eines Kindes, aber ihm war klar, dass Prija nicht schreiben konnte.

>Rahul,

ich schreibe dir jetzt einfach, obwohl ich nicht weiß wo du wohnst. Ilani sagt, dass du nach England bist, weil du da ja auf der Schule warst. Ich weiß es nicht und Ma und Pa wissen es aber sagen es mir nicht.  Und es interessiert sie nicht, dass ich es wissen will. Warum - keine Ahnung. Irgendwann bekomme ich sie schon. Denn die Eltern haben sie.  Weißt du, es ist jetzt genau 1 Jahr her dass du gegangen bist und ich glaube immer noch, dass du zurück kommst. Mutter spricht nie über dich, es ist als hätte es dich nie gegeben. Das Einzige was verrät, dass ich einen Bruder habe ist das Bild von uns in meinem Zimmer. Ich verstehe nicht wieso du gegangen bist, vor ALLEM OHNE es mir zu sagen. Ich dachte du magst mich. Anscheinend nicht. Anscheinend bin ich dir sowas von egal, dass du einfach abgezogen bist ohne den Mumm zu haben zu mir zu kommen. Vielleicht bin ich dir ja doch unglaublich peinlich, du verdammter Streber. Wieso bist du gegangen ohne einen Mucks. Vater hat nur gesagt, dass ich nicht erwarten soll je wieder von dir zu hören. Wenn ich was falsch gemacht habe bitte - sag es mir doch. Würde mich interessieren. Sie geben mir deine Adresse nicht. Vielleicht schreibst du mir...irgendwann, damit ich sie weiß. Und damit ich weiß warum du das getan hast.

Dein Krish<

Rahuls Hand bedeckte seinen Mund und er atmete gepresst aus. Der war von vor 9 Jahren. Natürlich hatte er ihn nie bekommen. Offensichtlich. Wieso...ach. Ach deshalb. Krish konnte das gerne haben. Sehr gerne. Als ob er sich mürbe machen ließe. Danke, aber darauf würde er verzichten.

"Mere Dil, willst du runterkommen, Monoploy spielen?" "Ja, komme." "Ist alles ok?" Rauhl lächelte und schob den Brief in die Schublade des Nachtkästchens. "Klar. Auf gehts." Er küsste Kriana auf die Wange und nahm ihre Hand. "Bereits zu verlieren, Rahul?" rief Rhuksar lachend als sie die Treppe herunter kamen. Doch Rahul antwortete nicht sondern durchbohrte Krish mit einem glühenden Blick. Dieser lächelte nur sadistisch. Dieser Kerl...er wusste nicht was er noch tun sollte. Aber sicherlich ließ er sich nicht von ihm einschüchtern. So weit kam es in diesem Haus nicht.

"Na dann zeigt mal was ihr könnt." Ein Lächeln lag immer noch auf Rahuls Lippen, der den Blick nicht von Krish genommen hatte. Sie starrten sich an, Feuer gegen Titan.


Tbc.

Journey of HeartsOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz