Dard

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Eilig wischte sich Rahul übers Gesicht und setzte sich auf. Er wusste nicht wie zum Henker Prija wusste, dass er hier war. "Hey Schatz, was machst du denn mitten in der Nacht, hm?" sagte er sanft und hob das Mädchen, dessen lange schwarze Haare verwuschelt waren in seine Arme. Ihr Schlafanzug war hochgeschoben, sie musste schlecht geträumt haben. "Hattest du einen Alptraum?" "Ja." Sachte setzte er sich mit seiner Tochter aufs Sofa, wo er gerade eben noch an einem Zusammenbuch vorbeigeschrammt war. Er war ein guter Vater. Basta. Er würde ihr alles Glück dieser Welt geben. "Weißt du was es war?" "Nein." "Ok. Willst du wieder schlafen?" "Nein." "Ok." flüsterte er und zog sie auf seinen Schoß, umschloss sie mit seinen Armen. "Warum bist du wach? Hattest du auch einen Alptraum?" "Nein. Ich konnte nur nicht mehr schlafen." "Wieso?" "Weiß ich auch nicht." er stupste mit dem Zeigefinger sanft gegen ihre Wange. "Pitaa?" "Hm?" "Erzählst du mir eine Geschichte?" "Was für eine?" "Eine schöne." Eine schöne Geschichte...was seine Tochter da verlangte schien einfach. Aber Herr...er brauchte seine ganze Kraft um jetzt ihr Vater zu sein. Er hielt sich nur gerade so zusammen. "Ich habe keine Geschichte für dich. Aber gute Neuigkeiten." "Hm?" "Wir ziehen nach Dehli. Nach Indien. Du, Maa und ich." Ihre schönen, dunklen Augen weiteten sich aufgeregt. "ECHT? ECHT?!" "Ja, psst. Du weckst sie noch alle." "Und Onkel Krish und Rhuksar?" "Die können selber aussuchen wo sie wohnen." "Kommen wir dann nie wieder hierher?" "Aber nein, Schatz. Dieses Haus bleibt unser Zuhause." Prija lächelte ihn an. Es war ein unglaublich liebes, unschuldiges Lächeln. "Pitaa?" "Hm?" "Ich hab dich lieb." Es war als setzte sein Herz aus. Er drückte Prija an sich und war froh, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Die Liebe der Kinder zu den Eltern war unglaublich groß. So groß. Welche Monster würden ihren Kindern diese Liebe nicht erwidern? Ihnen diese Liebe entreißen und verbrennen? "Prija, ich liebe dich mehr als alle Sterne, das weißt du." "Ja Pa." das Mädchen gähnte und ihr Kopf fiel nach hinten an seine Brust. Ein sanftes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Wie grausam konnte man sein seinem Kind die Liebe zu nehmen? Er hatte Angst vor Dehli. Er hatte solche Angst vor Dehli. Aber er tat es für Kira und für diesen Engel der auf seinem Schoß saß und gerade wieder eingeschlafen war. Sachte hob er sie hoch und trug sie zurück ins Bett. "Ich hoffe nur du wirst immer wissen wie sehr wir dich lieben." flüsterte Rhaul kaum hörbar und deckte Prija zu. Langsam schlich er zurück aufs Sofa.


Prija hatte ihn überrascht. Und es war eine gute Überraschung, denn das Schreien in seinem Kopf war leiser geworden. Er verstand einfach nicht wie Eltern ihre Kinder nicht voller Liebe ansehen konnten. Prija war in einem Alter, da war er noch gut behandelt worden. Aber...danach...wie konnten Eltern einen ins Haus holen und dann blutig schlagen und verstoßen? Wie konnten sie zulassen dass ihr jüngster Sohn krank wurde vor ihren Augen ohne ihm das zu sagen? Ohne je wieder Kontakt mit ihm aufzunehmen? Wie konnten Eltenr so etwas tun? Er vermisste sie. Seine Mutter. Aber auch sie hatte sich gegen ihn gestellt. Seine Mutter hatte ihn auch fallen lassen. Wenn er Prija ansah...er würde ihr die Welt schenken. Rahul hatte solche Angst vor Dehli. Er hatte solche Angst und niemand würde ihm sagen, dass es in Ordnung sei. Er konnte keine Eltern um Rat fragen, er konnte nicht einmal mehr Sadhi anrufen. Ihr Lachen würde er niemals mehr hören, ihr Treffen im September war eine reine Lüge gewesen, denn sie hatte sich von ihm so sehr verlassen gefühlt, dass sie ihrem Leben ein Ende gesetzt hatte. Er hatte nicht nur sie verlassen, sondern auch Krish. Nur hatte er ein so großes Herz, dass er ihm vergeben hatte. Aber Liebe zwischen Mann und Frau verhielt sich anders. Sie muss unendlich stark sein um Dinge wie diese zu überstehen. Und jeden Tag war er sich unsicherer, ob Kira ihn noch weiter ertragen konnte. Obwohl sie es beteuerte. Mittlerweile hatte er...er hatt einfach Angst dass Dehli für ihn der sichere Untergang war. Aber er tat es für Kira. Für Prija. Nur zwei Querstraßen von seinem Haus waren sie. Die Menschen, die ihn einfach blutend liegen gelassen hatten. Konnte er nach Dehli? Ja. Vermisste er Indien? Sehr. Aber konnte er es ertragen? Er wusste es nicht.

Es war schon fast 4 Uhr morgens, Gott sei Dank war es Wochenende. Er würde Schlaf nachholen müssen. Wie betäubt ging er in die Küche. Dort lag sein Handy. Automatisch wählte er eine Nummer. "Sie haben den Anschluss von Sadhana Janasap gewählt. Momentan bin ich nicht erreichbar. Ich rufe zurück sobald ich kann." Langsam legte er auf. "Du verdammter Idiot." scholt er sich selbst. "Scheiße verdammte." seine Stimme brach, seine Finger krallten sich in die Arbeitsplatte. Langsam atmete er aus. Ein. Seine Knie gaben nach und er rutschte an die Seite der Arbeitsplatte, fuhr sich durch die störrischen, dunklen Haare. Das erste was er tun würde, war sich einen Therapie Platz suchen. Das hier war nicht gesund. Das alles. Er hielt es immer noch zurück. So weit, dass er diesen Drang bekam Blut zu sehen. Das war nicht gesund. Er brauchte Hilfe und das sah er jetzt auch ein. Wenn ihm jemand ein Messer geben würde, so würde er es jetzt sicherlich in sienen Hals rammen. Aus. Endlich aus. Aber er hatte Familie. Er liebte Kira und Prija so unglaublich, dass er sie zu verlassen nie wagen würde. Doch allein der Gedanke war furchtbar. Er würde sich in Dehli sofort einen Therapeuten suchen. So ging das nicht weiter. "Wer auch immer da oben hockt. Jetzt wäre mal Pause angesagt. Ich habe alle Tests hinter mir die ihr euch nur einfallen lassen konntet. Ich kann nicht mehr. Hört auf mit der Scheiße." flüsterte er gequält und vergrub sein Gesicht in seinen Armen, die auf den Knien ruhten.

Kirana war aufgewacht und fand sich allein im Bett wieder. Sie wurde unruhig als sie ihren Mann nicht auf dem Balkon fand. Doch ihr Herz beruhigte sich als sie auch die Bäder leer vorfand. Ein Schritt in die richtige Richtung, ...vielleicht. Schnell lugte sie zu ihrer Tochter, die seelig schlief.

"Rahul?" flüsterte sie als sie ins Wohnzimmer kam. Keine Antwort. War er gegangen? Wohin in aller Welt würde er mitten in der Nacht..."Rahul!" etwas lauter.  Sie bekam ihre Antwort, doch anders als sie erwartet hatte. Es war kein Schluchzen, es war wie ein hörbares Zittern. Sie sah ums Eck der Küchenzeile und fand ihn. Es sah fast aus als würde er dort schlafen, doch das Beeben seiner Schultern verriet ihn. "Rahul." "Ich kann einfach nicht mehr, Kira." flüsterte er kaum hörbar, als er aufsah brach es Kiranas Herz, seine Augen waren tränengefüllt, blutunterlaufen, er zitterte am ganzen Körper. "Dil..." ihre Stimme brach und sie sank vor ihm auf die Knie. Es war das aller erste Mal in so vielen Jahren, dass er es ausgesprochen hatte.


Tbc.

Journey of HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt