Mattes of Hearts

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Verschwommen sah er sie auf sich zurennen. Wer sie war, er wusste es nicht. Sie rannte, aber er wusste er konnte ihr nicht entgegenkommen. Sie schrie. Und doch blieb er stehen. Sie schrie seinen Namen, doch würde sie ihn nie erreichen. Die gewellten hüftlangen Haare verdeckten ihr Gesicht. Es schien ein endloser Weg. Er fühlte Liebe. Aber nicht die Liebe, die sie ihm entgegenschrie. Er hörte sie nicht. "Rahul." eine Stimme holte ihn aus den Teifen seines Schlafs. "Sadhi." flüsterte er und bemerkte dass er völlig nassgeschwitzt war. Kirana knipste das Licht an und blickte ihren Mann besorgt an. Er atmete schnell. "Wieder?" "Ja." "Rahul...das ist normal. Sie war deine beste Freundin." er schwieg und stand auf. Das Badlicht blendete ihn, das kalte Wasser benetzte sein Gesicht. Sie hatte geschrien. Sie hatte so laut geschrien. Rahuls Herz setzte aus. "Das kann nicht sein. Das kann nicht sein. Das kann nicht sein." murmelte er immer wieder und kramte in seiner Aktentasche. Dort war er. Dieser Brief. Er blickte seine Frau an, die sich verschlafen die Augen rieb und sich aufsetzte. Sie kam nicht zu ihm und dafür war er ziemlich dankbar. "Willst du das echt?" "Ich habe keine Wahl. Vielleicht hört es dann auf." "Du trauerst." "Nein. Ich glaube...ich meine...ich trauere, ja. Aber darin habe ich mittlerweile Übung." Es waren beißende Schuldgefühle die ihn jede Nacht quälten. Aber das sagte er Kirana nicht.

"Kirana, es war Sadhia, die ich heiraten sollte." "Das weiß ich doch längst, Dil. Aber sie hat gesehen dass ihr definitiv kein Ehematerial wart. Ihr wart Freunde." "Ja. Dachte ich. Ranvit war nicht der, den Sadhi geliebt hat. So sehr wir uns das auch gewünscht haben." "Sag mir nicht..." "Ich weiß es nicht. Ich bete darum dass es immer Ranvit war und ich mich irre." Kirana beobachtete, wie ihr Mann begann zu lesen. Sie wandte den Blick ab, als er aufhörte zu atmen. Er schien ohne es zu merken die Luft angehalten zu haben. Gütiger Gott im Himmel. Nein.

>Liebster Rahul.

Wie sehr ich mir wünschte das du genau das wärst. Erstmal...tut es mir unendlich leid. Das muss für euch alle fuchtbar sein. Dass du mich verlierst wollte ich nicht. Nicht so. Aber ich konnte es nicht mehr. Nicht mehr ertragen, nicht mehr erlügen. Ich konnte kaum mehr atmen unter all meinen Lügen.

Wie viel du bereits verloren hast weiß ich nur zu gut. Deshalb hilft es nichts dir zu schreiben, dass es mir leid tut. Denn ich wünschte die nächsten Zeilen wären längst Vergangenheit. Aber das sind sie nicht. Weißt du was der glücklichste Tag in meinem gesamten Leben war? Nicht der Tag, an dem du dich entschieden hast diese komische, verrückte Schreckschraube von Sadhi zu deiner besten Freundin zu machen. Gut, der auch. Aber der Tag, an dem unsere Väter unsere Heirat beschlossen hatten. Das war der glücklichste Tag. Ich habe getanzt weil ich dachte ich heirate den Mann der nicht nur mein bester Freund ist sondern auch derjenige den ich liebe. Ja, ich liebe dich. Schon immer. Das habe ich dir gesagt, das weißt du. Und du kannst immer noch nichts dafür. Aber es hat mich zerissen. Es hat mir die letzte Kraft geraubt Ranvit zu heiraten, weil ich wusste, du würdest Kirana niemals verlassen, du würdest deinen letzten Tropfen Blut für sie hergeben. So eine Liebe ist unglaublich stark. Nur fehlt sie mir. Rahul du bist Gold. In Gold würde ich dich aufwiegen. Danke für deine Freundschaft, für all die Jahre. Aber mein Herz erträgt es nicht länger, dass es nicht dich haben konnte. Ich liebe dich mit jeder Faser meines Seins und doch habe ich keine Chance gegen sie. Es bricht mich jede Sekunde. Kirana trifft keine Schuld. Dich auch nicht. Wie ich gesagt habe, du suchst dir nunmal nicht aus was passiert. Aber ich dachte du würdest dich unendlich freuen zumindest jemanden zu heiraten, der deine beste Freundin ist. Wie konnte ich wissen, dass du dich so schnell verliebt hattest, mit Haut und Haaren? Wo ich dir alle Zeit der Welt gegeben hätte.

Lange ist das nun her. Ich kann das nicht mehr. Ich kann ihn nicht mehr ansehen und eigentlich dich sehen. Das ist unfair gegenüber Ranvit und gegenüber dir und Kirana. Wie sehr ich wünschte diese Zeilen nicht schreiben zu müssen, denn ich will nicht wissen was jetzt passiert. Ich kann es nicht wissen, denn ich bin ja schließlich nicht mehr da. Du bist ein wunderbarer Kerl, Rahul. Jede Sekunde mit dir würde ich in Gold aufwiegen. Jede Sekunde habe ich dich geliebt und ich bereue es nicht. Aber mein Herz kann nicht mehr. Ich werde keinen weiteren Tag damit leben, dass du immer nur mein bester Freund bist. Niemals mehr. Es wird dir den Boden unter den Füßen wegziehen, wenn du blind genug warst das die ganze Zeit nicht zu sehen. Aber ich wette du hast es von dir weggeschoben. Gott, ich beneide Kirana jeden Tag. Sie ist es und sie wird es für dich immer sein. Denk nicht das ein Gespräch mir geholfen hätte, es hätte nur noch tiefere Narben geschlagen. Ich gebe meine Hoffnung auf. Ich gebe meine Passion auf, ich gebe alles auf. Nur dich kann ich nur mit meinem letzten Herzschlag löschen. Liebe ist schon beschissen, was?

Verzeih mir. Das alles. Jede Zeile. Aber vergiss nicht, dass ich dich als erstes geliebt habe.

Sadhi.<

Kirana bewegte sich genausowenig wie ihr Mann. Er ließ lediglich den Brief auf den Boden fallen. Er war leichenblass. "Bitte sag etwas." flüsterte sie. Doch ihr Geliebter hob nur die Hand und schmiss die Badezimmertür hinter sich zu. Als Kirana das Schloss hörte sprang sie auf. "Rahul!!" sie schrie nicht, aus Angst Prija zu wecken. "Rahul, mach auf!" fest klopfte sie an die Zimmertür. Keine Antwort.

Fuck. Fuck. Fuck. Fuck. Fuck. Fuck. Fuck. Sein Kopf war brennend leer, sein Herz in Flammen. Er hatte so lange gebetet, dass das nicht stimmte. Ein unwirkliches Kribbeln durchfuhr ihn, seine Hände zitterten. Galle stieg in ihm auf. Er konnte gar nicht so schnell zur Toilette wie er sich übergab. Gerade noch geschafft. Kiranas Klopfen war schwächer geworden. Sie wartete, aber hatte eine scheiß Angst. Sie ihr nehmen konnte er nicht. Nicht jetzt. Sein Gesamter Mageninhalt ergoss sich in der Keramik. Er zitterte, konnte kaum Atmen. Mühsam säuberte er alles und sank in sich zusammen. Abwesend betrachtete er sich im Spiegel. Was war er für ein Mensch? Was war er? Er war nicht gut. Er war nicht...er war nichts. Wie konnte er das nicht gesehen haben? Aber was hätte er getan? Er hätte nichts tun können. Denn er würde nie bereuen Kirana geheiratete zu haben. Es brach ihn, denn er hatte Sadhi so sehr gebraucht. Sie war wie seine Schwester gewesen. Ein gequälter Laut entwich seinen Lippen. Nein...das konnte einfach...nein. "Rahul bitte!! Sag mir nicht, das...dass..."

Kirana schreckte zurück als die Tür zum Bad geöffnet wurde. Sofort sank sie neben dem Mann den sie über alles liebte auf die Knie. "Dil. Dil..." Er sah sie an, Tränen standen in seinen Augen. "Ich konnte nichts tun. Ich konnte einfach nichts für sie tun." flüsterte er. "Schscht." Kirana fragte nicht was in diesem Brief stand. Sie nahm Rahuls Hand und saß so lange neben ihm wie er es ihr gestattete. Es war als hätte ihn jemand angezündet. Dieses Gesicht hatte sie zuletzt kurz nach ihrer Ankunft in England gesehen, als sie völlig auf sich gestellt waren. Dieses Gesicht hatte sie seitdem selten erblickt. "Ich habe sie getötet." flüsterte er kaum hörbar.


Journey of HeartsWhere stories live. Discover now