Telling You

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Als sie endlich einen Dhoti für Krish gefunden hatten schleppte Rhuksar ihren neuen Bruder weiter in eine Buchhandlung. Jeder widerstand war zwecklos, ließ Rahul Krish wissen. Denn Rhuksar konnte was Bücher anging unglaublich hartnäckig sein. "Tante, Onkel!" Prija rief ihnen nach. Rhuksar hielt inne und winkte das schwarzhaarige Mädschen mit dem zederngrünen Kleid zu sich. "Kommst du mit uns oder mit Ma und Pa?" "Ma, kann ich mit ?" "Klar!" Kirana winkte ihrer Tochter grinsend. "Aber nur eins!!" rief Rahul seinem Bruder zu, der die Augenbrauen hoch zog. "Er meint sie bekommt nur ein Buch. Dieser kleine Störenfried hier schafft es nie ohne Buch aus dem Laden. Und sie klopft dich weich bis sie 5 bekommt, glaub mir." lachte Rhuksar und nahm Prija an der Hand. "Alles klar!" rief Krish zurück und lachte leise. Verdammt froh war er hier zu sein.

"So was machen wir beide jetzt schönes?" fragte Kirana und hakte sich bei ihrem Mann unter. "WIr gehen jetzt erstmal einen Kaffee trinken. Einkaufen ist so nervig hey." "Du hast dich kein bisschen geändert." "Du dich auch nicht. Miss ich brauche in London 50 Saris." "...blabla." "Wir brauchen bald ein zweites Ankleidezimmer wenn du nochmal welche kaufst." er deutete auf die Tüte, die zwei wunderschöne seidene Saris enthielt die orange waren, absolut Kiras Farbe. "Jaha...meine Güte." stöhnte Kira und ließ sich auf dem Stuhl eines Cafés nieder, wartete, dass ihr Mann sich setzte. "Was brauchen wir noch für Diwali?" "Kerzen habe ich, das Essen ist auch im Plan, Girlanden fehlen noch." "Alles klar. Wir werden zu fünft feiern. Mehr werden wir nicht, das weißt du oder?" "Wir könnten Ranvi-" "Nein. Ich denke nicht dass er-" "Rahul. Er wird mutterseelen allein sein." Der Mann dessen Haare ihm leicht in die Stirn fielen überlegte nicht lange. "Ich frage ihn. Besuchen werde ich ihn sowieso." Kirana schwieg und schien ihn zu mustern. "Wann hast du es erfahren?" "Als ich in die Firma gefahren bin, heute ganz in der früh. Es kam im Radio." "...deswegen hast du sie die Tage nicht erreicht." "Sie hat mit Sicherheit noch gelebt. Aber sie wollte denke ich niemanden mehr sprechen." "Und deswegen hast du sie angerufen." "Exakt." Als der Kaffee kam bedankten sie sich beim Kellner und Rahul begann gedankenverloren in dem schwarzen heißen Trunk herumzurühren. "Sie hat nie etwas gesagt?"

"Man sagt nicht >Ich will nicht mehr leben<, Kirana." Seine Frau sah ihn an und rührte Milch in ihre Tasse. "Man ist wie immer, nicht wahr?" "Ja." "Rahul ich habe-" "Ich weiß was du sagen willst, aber das brauchst du nicht. Nie." Sanft griff er nach ihrer Hand. "Niemals. Du und ich. Wir haben uns was geschworen und ich werde den Teufel tun es hinzuschmeißen nur weil die Kacke ständig am dampfen ist." "Es war wirklich lieb wie du es Prija erklärt hast. Das ist wirklich so, oder?" Kirana wusste nicht ob jetzt der richtige Zeitpunkt für so ein Gespräch war. Ob er es wollte. Aber sie musste mehr darüber erfahren. "Ich kann nicht für jeden sprechen. Aber ich kann für mich sprechen. Alles was mir bis jetzt etwas bedeutet hatte...wurde mir weggerissen. Egal wie sehr ich mich angestrengt hatte, alles was ich erfahren hatte war letzten Endes Ablehnung weil ich entweder nicht zur Familie gehörte oder mich nicht Standesgemäß verhielt. Nicht den Erwartungen entsprach. In kein Raster passte. Ich habe unsägliche Prügel eingesteckt, Kira. Und alles was ich wollte war Liebe. Klingt furchtbar dämlich, aber ja. Und als ich sie gefunden habe, als ich dich gefunden habe, brach die Familie auseinander, die angefangen hatte mir etwas Sicherheit zu geben. Nach all den Jahren hatten wir uns an ein Schema gewöhnt. Nicht das es gesund gewesen war. Aber ich wurde so maniputliert zu glauben dass das immer noch mein Zuhause war. Und als ich mich für euch entschieden habe. Da habe ich alles in Brand gesetzt. Und es ist wahr, ich kämpfe immer noch, jeden Tag. Wenn du einmal diesen Gedanken hattest, er sich festgesetzt hat. Ist es schwer ihn loszuwerden."

Es war als würde sich in ihm etwas lösen. Es tat gut darüber zu reden. Mit einer Person, von der er überzeugt war, dass sie ihn nie verurteilen würde. Kirana war sein Anker und Gott sei dank war sie sich dessen absolut bewusst. Sie stritten, sie hatten ihre Differenzen, aber Kirana und er, sie waren ein Team. Immer. Als Rahul ausatmete schienen seine Schultern leichter zu werden. "Hey. Meine wunderschöne, verrückte Liebste. Es ist alles ok." flüsterte er und drückte Kiranas Hand, als er sah das Tränen in ihren Augen standen. "Ich wollte es dir erklären." "Das war auch gut. Und ich danke dir. Wirklich. Aber es tut weh, all das. Was sie dir-" "Wir leben jetzt. Wir sind hier. Wir haben uns. Es wird uns nie gehen lassen, was damals geschehen ist. Das stimmt. Aber wir bestimmen unser Leben hier. Sieh mal. Du hast jetzt einen Bruder, da Krish bleiben will. Wir haben zumindest einen Teil meiner Familie bei uns. Wenn alles glatt läuft, haben wir auch ein schöneres Diwali als die letzten Jahre." Kirana lächelte. "Das will ich hoffen. Darf ich dich was fragen?" "Immer." "Wann hast du zuletzt mit Sadhana gesprochen?" "Vor einer Woche. Sie war echt gestresst. Aber eigentlich hat sie das immer im Griff gehabt. Wir wollten in ein paar Wochen etwas unternehmen wenn wir wieder alle Zeit hatten. Das war der Plan. Und sie hat viel erzählt. Es klang nicht so als hätten Ranvit und sie Probleme. Er war am Telefon völlig aufgelöst. Er hat nur noch...ich konnte ihn kaum verstehen. Er hat sie unglaublich geliebt, weißt du?" "Sie ihn doch auch. Aber Liebe hilft manchmal nicht mehr, oder?" Kirana hielt inne als sie sah wie Rahul den Blick abwandte. Sie hatte keine Angst vor seiner Antwort, denn ihre Beziehung war so felsenfest, dass sie wusste, dass ihre Liebe ihn immer über Wasser hielt. Das er längst verstanden hatte, dass sie für immer zusammen gehörten. Das es keine Option war an so etwas zu denken. Nicht das sie es schlimm gefunden hätte. Denn so wie sie ihren Mann gebrochen hatten, all die Ereignisse...wunderte sie es nicht. Er war unglaublich stark. Seiner Stärke war sie sich bewusst geworden, an dem Tag an dem Bauji starb.

Ihre Worte trafen ihn ins Mark. Sein Gehirn raste vor sich hin. >Aber Liebe hilft manchmal nicht mehr, oder?< Irritiert von dem Gedanken der seinen Geist durchströmte schüttelte er den Kopf. Bullshit. Absoluter Bullshit. Sein Gehirn war ein Arschloch. Das konnte nicht stimmen. "Liebe hilft wenn sie groß genug ist, Kira." "War Sadhanas Liebe zu Ranvit nicht so groß wie unsere?" sie sah irritiert aus. "Kira ich befürchte etwas, das ich nicht einmal wage auszusprechen. Aber ich spreche erst mit Ranvit." Sein Gegenüber drückte seine Hand und schwieg. Sie dachte nach. Aber Rahul kannte das Gefühl das in ihm hochstieg. Dieses altbekannte Grauen. Sein alter Freund der Schmerz. Er hielt ihn zurück, weit genug um klar zu denken. Es war nur sein beschissenes Gehirn das wieder überarbeitete.

Er wurde von seinem Handy aus den Gedanken gerissen. "Sind fertig, wo seid ihr?" Krishs Stimme holte ihn ins Jetzt zurück. "Packen wirs, Dil. Die Unruhestifter sind fertig." Er legte Geld auf den Tisch und bot Kirana seine Hand an, die sie lächelnd ergriff. "Wann fährst du zu ihm?" "Ich weiß es noch nicht." Er hatte keine Ahnung ob er so stark war wie er glaubte. Er hatte keine Ahnung was ihn erwartete, er hatte keinen Schimmer was er...was sie getan hatte.

Tbc.

Journey of HeartsWhere stories live. Discover now