The way we were

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Nachdem Rahul eine Weile mit Prija geübt hatte wie man Elefanten malte und sie darauf bestand, dass er keinerlei Talent besaß, hatte er aufgegeben. Kirana saß mit Rhuksar zusammen die sich gerade irgendwelche Modezeitschriften ansahen.

"Dein Elefant sieht aus wie eine Katze." "Ich habe nie behauptet ich könnte einen Elefant malen. Du wolltest es doch sehen." Prija zog ihm das Blatt weg und zeigte es Rhuksar. "Tante schau mal wie lustig Pa malt." "Ich weiß, er ist Picasso." "Ist der gut?" Kirana begann haltlos zu lachen und erntete einen gespielt beleidigten Blick ihres Mannes. "Er ist weltberühmt, Engel." "Weil er die hässlichsten Bilder der Welt malt, Prija. Lass dir nichts einreden, du malst viel schöner." Prija lachte, als ihre Tante ihr die Haare verstrubbelte. "So genug für heute. Ich geh mal nach deinem Onkel sehen." Neugierig trat seine Tochter an ihn heran. "Darf ich mit?" "Er wird schlafen." Kirana sah Rahul nur erwartungsvoll an. "Aber ja, komm mit." Prija griff nach Rahuls Hand, er merkte, dass sie gerade die Mutige miemte. "Er ist lieb. Er ist nur ein bisschen krank. Deswegen ruht er sich viel aus. Aber wenn er wieder wacher ist, vielleicht wird er nochmal mit dir spielen." erklärte Rahul leise, als sie in das halbdunkle Zimmer traten. Prijas Augen leuteten und sie nickte. "Er ist lieb, ja. Machen wir ihn wieder gesund?" "Sicher doch." Kirana hatte eine neue Infusion angehangen. Sein Bruder hatte wieder mehr Farbe im Gesicht. Er setzte sich mit Prija auf einen Sessel der diekt neben dem Bett stand. "Wie lange schläft er jetzt?" "Keine Ahnung." "Habt ihr euch als Kinder ein Zimmer geteilt, so wie Ma und Rhuksar?" "Nein. Wir hatten ein riesiges Haus, da hätten viele Kinder Platz gehabt. Aber weißt du, er ist ziemlich viel jünger als ich, deswegen habe ich ihn früh allein gelassen." "Aber er hatte doch eine Ma und einen Pa." "Ja. Die waren aber nicht so nett wie man denkt. Deswegen ist er jetzt bei uns. Und deswegen schauen wir, dass wir ihn lieb haben." Pirja nickte eifrig. "Ja!" "In Ordnung." "Wir waren wirklich gut zusammen, weißt du Prija? Er war wie mein erstes Kind. Ich hab ihn überall hingeschleppt. Bis er zu schwer wurde weil unsere Kinderfrau ihn unendlich mit Laddus gefüttert hatte." "Als ob du die nicht gegessen hättest." kam die raue Stimme aus dem Nichts. Rahul zuckte zusammen und sah wie sein Bruder die Augen leicht geöffnet hatte und den Mund zu einem Lächeln verzog. "Ui, ui schau er ist wach!" "Das sehe ich. Pst." zischte Rahul und hielt seine Tochter zurück Krish anzufassen. Besorgt sah er ihn an.

 "Hey. Ich hab dir immer den Großteil übrig gelassen." "Ich weiß du kleiner Fressack." Rahul lachte und dachte an das pummelige Kind das er gewesen war. "Wie geht es dir?" "Ganz ok. Finde ich gut, dass du nicht entschieden hast mich ins Krankenhaus zu bringen." "Ja. Kira ist ja nicht umsonst Krankenschwester." "Na kleine? Sieh mal alles gut. Ich musste nur ein bisschen schlafen. Gehst du deinem Pa auf den Senkel? Dann können wir ja spielen." Krish rappelte sich auf und fuhr zusammen, als er merkte, dass er immer noch die Nadel der Infusion stecken hatte. "Ich gehe Pa nie auf die Nerven." Rahul lachte und half Krish sich hinzusetzen. Er mied es ihn anzusehen. Zu groß war das was in seinem Inneren riss und zerrte, nach dem nächsten Punkt suchte, auf das es sich stürzen konnte.

"Prija komm du wolltest doch helfen!" rief Kirana aus der Küche. "Mit was helfen?" "Geheimnis, Paa." kicherte sie und sprang von dem Stuhl. "Ok. Kugel mir nicht die Treppe runter wenn du so rumrennst." rief er ihr nach und lächelte. "Du bist der beste Vater den ich je gesehen habe."

Wortlos sah Rahul seinen Bruder an. Er war zaunlattendürr, aber seine Augenringe waren nicht mehr so schlimm und er war auch etwas weiter davon entfernt auszusehen wie eine Leiche. "Wirst du mir jetzt eine Moralpredigt halten?" "Dafür bin ich nicht zuständig. Dafür bin ich nicht hier. Es ist deine Entscheidung. Ich will nur das du weißt wie verdammt wichtig du bist. Und jetzt fang bitte nicht wieder damit an, dass du mich umbringen willst." "Und wenn es so wäre?" "Dann weiß ich es seitdem du es das erste Mal gesagt hast. Und ich akzeptiere das. Aber ich werde nicht so schnell den Löffel abgeben, weil ich eine Familie habe die mich braucht." "Du hast es zur Kenntnis genommen." "Richtig. Und wenn wir gerade dabei sind dieses Gespräch zu führen. Ich wünsche mir nicht, dass du tot bist. Niemals. Ich dachte sie würden dich gut behandeln. Ihren Augenstern." "Ich weiß. Und es ist nicht gut gelaufen. Ganz und gar nicht gut. Ich werde mich nicht entschuldigen weil ich tief im Inneren immer noch der Meinung bin, dass du bezahlen sollst. Du bist rausgekommen. Ich nicht. Du hast mich nie geholt und das werde ich dir niemals vergeben." Rahul atmete aus und nickte. Es war ungewöhnlich, dass Krish so klar war. "Das ist mir bewusst und das verlange ich auch nicht." "Ich danke dir nur, dass du mich hier wohnen lässt ohne mir die Hölle heiß zu machen." "Es würde nichts bringen dich zu etwas zu zwingen. Solange du meine Regeln einhältst ist alles ok."

"Ich würde der kleinen und deiner Frau niemals ein Haar krümmen." Seine Stimme war fast sanft und das erschreckte Rhaul. Es war als hätte er ihn das erste Mal relativ nüchtern vor sich. Vielleicht war das auch so. "Es entspricht der Wahrheit, dass ich mir deinen Tod mehr als alles andere gewünscht hatte als du weg warst. Dann hätte ich nicht damit gelebt, dass du mich schlicht verlassen hattest. Aber wenn ich darüber nachdenke...dann hattest du eben die Wahl zwischen der Liebe und der Familie. Wer kann es dir verübeln, bei dem was du erlebt hast. Aber ein Teil von mir wünscht immer noch das du einfach in einer Urne stecken würdest." Rahul lächelte sanft, es bedeutete ihm viel, dass sie sich wenigstens unterhielten. "Ich weiß. Das ist ok." Krish beobachtete ihn. "So wie das aussieht würde es dir auch nichts ausmachen tot zu sein, oder was?" Sarkasmus triefte in seiner Stimme als er die Arme seines älteren Bruders sah. "Jeder hat einen schlechten Tag." "Aber deiner muss schon-" "Ich möchte nicht darüber sprechen. Danke. Es waren Umstände die das alles noch schwerer gemacht haben als es sowieso schon ist. Ich hätte niemals gedacht, dass ich ein Vater werde, geschweige denn eine funktionierende Familie habe. Und siehe da, es geht. Ich habe Angst, Krish." "Vor was?" "Das das alles zusammenfällt. Wie ein Luftschloss, alles weg sein wird. Es ist nur eine Frage der Zeit." "Bis was?" "Bis Kirana versteht in was sie sich da reingeritten hat." "Jetzt übertreibst du. Diese Frau hat gesehen wie du alles liegen lassen hast, nur für sie. Komm schon. So dumm bist du nicht." "Stimmt. Aber-" "Komm schon. Hör auf zu reden. Hol mir was zu essen." Krish war aufgestanden und streckte sich kurz, nur um festzustellen, dass ihm jeder Teil seines Körpers schmerzte. "Wolltest du dich eigentlich kaputt schießen, da in dem Drecksloch?" Krish zeigte auf sich und grinste. "Ist schon nicht mehr zu retten. Mach dir keine Mühe." "Du bist jede Mühe wert wenn ich das Licht wieder sehe." "Welches Licht?" "Das, das du mal hattest. Früher. In deinen Augen." Krish schwieg und ließ seinen Bruder ziehen, der die Tür anlehnte. Er bemühte sich so sehr...und Reue befiel Krishnan Devir. Tiefe, beißende, lodernde, alles verzehrende Reue. Denn sein Bruder war kein schlechter Mensch. Jetzt begriff er langsam warum er das alles tat. Nicht um sein Ego aufzubessern. Sondern für ihn. So sehr es ihm auch widerstrebte er fühlte seit langem so etwas wie Hoffnung, dass der tote Teil in ihm Ruhe geben würde.


Tbc.

Journey of HeartsWhere stories live. Discover now