Oh my Love

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Kirana stand in der Küche und fuhr sich übers Gesicht. Dann holte sie den großen Verbandskasten. Das würde sie sicher nicht nähen. Da musste erstmal ein Druckverband drauf. Wie...wie...was...ihr Kopf drehte sich. Und sie fragte sich...nein, sie fragte es sich nicht. Was hatte sie erwartet. Dieser Mann war seit 11 Jahren ihre einzige Stütze, alles was diese Familie hatte und zu diesem Druck kam die Firma, kam das, dass er seine gesamte Familie verloren hatte. Mehrmals. Was erwartete sie. Nein, sie hatte nichts zu erwarten, nichts anzuklagen. Sie durfte niemals verurteilen, denn jetzt erst verstand sie wie tonnenschwer die Last war, die er trug. Sie hatte nur eine einzige Aufgabe. Ihm zu helfen. Prija ordentlich zu erziehen, eine gute Frau zu sein und ihm zu helfen wo sie nur konnte. Immer. Egal wann und egal unter welchen Umständen.


Es war durchaus nicht das erste Mal in seinem Leben, dass er sich so fühlte was wäre er allein auf einer Eisscholle mitten im Meer. Sie war gegangen. Das hätte er vielleicht auch getan, hätte er sich selbst gesehen. Es war kein Tag vergangen, seitdem er Krish hergebracht hatte und schon stand alles in Flammen. Natürlich fühlte sich Kirana von ihm verarscht. "Ich bin so ein Arschloch." zischte er und sah zu wie der Boden weiter volltropfte. "Na, ich bitte dich. Jetzt rede doch nicht so von dem dummen Kerl, den ich geheiratet habe." Kirana schüttelte den Kopf, sie hatte ihre langen Haare hochgebunden und stand mit einem Verbandskoffer vor ihm. Tränen fielen auf seine Wangen, als er zitternd Luft holte. "Es tut mir leid. Ich meine-" "Alles ist gut. Nichts muss dir leid tun. Nicht bei mir. Niemals." Ihre Hand lag sanft an seiner Wange und wischte ihm die Träne weg. "Jetzt heb deine Arme so weit hoch wie es geht, ok? Tu einfach was ich sage." "Verstanden. Bitte rutsch nicht aus." Kirana warf Handtücher auf den Boden, die sofort in Blut getränkt waren. Lange hatte sie nicht mehr den Geruch von so viel Blut in der Nase gehabt. Tränen liefen über, aber sie blinzelte sie weg. Es war nicht irgendein Blut. Es war das Blut des Menschen den sie nach ihrer Tochter am allermeisten liebte. Und es war verdammt viel Blut. "Ist dir schwindlig?" "Nein." "Erhlich, Rahul." "Nein, Dr. Devir." "Das wird weh tun, Dil." "Versuchs doch mal." er schenkte ihr ein verschmitztes Grinsen, und tatsächlich, als sie die Wundauflagen und mehrere Schichten dicken Mull aufdrückte zuckte er nicht einmal zusammen. Die Schnitte waren an beiden Unterarmen ungfeführ 20 Zentimeter lang. Aber nicht so unglaublich tief, dass sie unbedingt genäht werden müssten.

 "Ich werde dich nicht fragen wieso. Das du das weißt. Es ist dein Recht. Jeder verarbeitet auf seine Weise und es ist nicht meine Aufgabe dir das zu sagen. Ich kann mir nicht vorstellen wie es sein muss. Und ich will es mir auch nicht vorstellen. Deshalb frage ich dich nicht, wieso. Ich bitte dich nur mit mir zu reden. Egal wie lange, egal über was. Und erst wenn das nicht mehr hilft. Dann finden wir einen anderen Weg, als diesen hier." Ihre Stimme war ruhig und voller Liebe, sie wickelte den weißen Verband fest um seine Arme und klebte ihn mit Tape zu. "Du weißt, dass ich dich unter keinen Umständen verdiehnt habe." "Wir haben dich nicht verdiehnt." "Kira." flüsterte er und umarmte sie sanft, ignorierte den pochenden Schmerz ins einen Armen. Er war sogar angenehm. Ein ständiger Dämpfer, so lange wie es eben anhielt. "Hast du das irgendwann schonmal-" "Nein. Und...ich habe nicht vor das noch ein Einziges Mal zu tun." "Das hätte in die Hose gehen können, Dil. Wirklich." Die Angst in ihrer Stimme. Die wollte er nie wieder hören. "Es tut mir wirklich leid." "Alles gut. Alles gut. Wenn Prija fragt sag du hast dich verbrannt." "Ja." Kirana setzte sich neben Rahul aufs Sofa, doch dieser zog sie auf seinen Schoß und schlag die Arme um sie. Das Gesicht in ihren Haaren vergraben. "Ich wusste einfach nicht mehr wohin mit...allem. Dem ganzen unglaublichen Schmerz." "Ich weiß. Ich verstehe dich. Ich kann nicht nachvollziehen wie das ist. Und ich weiß, was er zu dir gesagt hat. Und das tut mir unglaublich leid und ich finde keine Worte dafür." "Hm." "Rahul." Sie legte ihre Hand auf seinen Kopf und strich darüber. "Sieh  mich an, bitte."

Langsam hob Rahul den Kopf, lehnte sich zurück und sah in Kiranas wunderschöne braune Augen. "Ich bitte dich." "Du brauchst mich um nichts bitten." flüsterte er. "Ich kann nur erahnen was für eine Folter das ist. Was für eine Folter das war. Immer noch ist. Aber ich bin bei dir." Rahul lächelte sie an, ein kleines, kleines Funkeln in seinen Augen. "Ich weiß." "Ich will nie wieder dein Blut an meinen Händen haben, verstanden?" "Verstanden." "Lass dich von ihm nicht reizen. Er wird es versuchen. Immer und immer wieder, nicht wahr?" "Ja." Rahul küsste Kiranas Schulter. "Er hat es ernst gemeint, Kira. Aber er wird uns nicht schaden. Er kann gehen wann er will." "Und ein Entzug-" "Nein. Wir warten erst mal ein bisschen ab. Ich habe ihm gesagt ich zwinge ihn nicht und ich stehe zu meinem Wort." "In Ordnung." "Vielleicht lernt er hier, dass eine Familie keine Folterkammer sein muss." Kira lächelte ihn an und lehnte sich an seine Brust. "Ich denke das werden wir ihm schon zeigen." "Ja." "Sag mal Rahul...wieso hast du eigentlich nicht protestiert als ich dir das Bindi gemalt hab?" "Zeiten ändern sich." Kirana lachte. "Soso."

"Kira, können wir, oder ist es schlecht?" rief Rhuksar zu Tür rein. "Rein mit euch, alles gut." rief Rahul und lächelte als er seine Schwägerin und seine Tochter sah, die einen Wiesenblumenstrauß in den Händen hielt.

Das hier war Heimat. Und egal wie hart es war, er würde Krish überzeugen das es das wert war.

Tbc.

Journey of HeartsWhere stories live. Discover now