The Wife

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-Authors Note: Ich kenn mich mit den indischen Traditionen nicht so aus, die Szene bei der Beerdigung, die Bedeutung hab ich mir erfunden.-

"Was schaust du eigentlich so? Jetzt hast du schon frei wenn sie im Kindergarten ist, ist das nicht gut? Wollen wir shoppen gehen?" "Rhuksar." Kiranas hüftlanges, wallendes Haar war geflochten,sie trug einen grünen Sari. "Jetzt komm schon. Wenn dein Herr Gemahl da wäre, wäre er stolz auf mich! Du hast mich ja nicht mal angesehen!" Genau das tat Kirana jetzt und fiel um vor Lachen, gut, dass das Sofa unter ihr war. "ZUM SCHREIEN!! So ein Mist, dass Rahul nicht da ist!" "Ihr seid solche Kinder." "Pff." "Jetzt komm hör doch auf Trübsal zu blasen, vielleicht bringt er ja ein bisschen von deinem geliebten Indien mit? Oder er hat gesehen, dass Traditon doch nicht mies ist." "Ooooh sag das T-Wort in diesem Haus nicht." "Ja, ja. Komm." Rhuksar hielt Kirana ihre Hand hin. Die ältere betrachtete ihre Schwester liebevoll. "Du siehst wunderschön aus." Rhuksar trug einen dunkelblauen Sari und einen seitlich geflochtenen Zopf. "Weißt du, dass wir unglaubliches Glück hatten?" "Ja." Die Sonne schien strahlend in London, was recht ungewöhnlich war. Sie spazierten langsam duch den Hyde Park und genossen es mal keine Autos zu hören. "Hätte Rahul nicht entschlossen, dass es genug war, wären wir auf der Straße gelandet." "...ich habe bis heute nur einen Schimmer was es ihn gekostet hat das zu tun. Damit meine ich nicht seine Familie zu verlieren. Ich meine was es in ihm angerichtet hat." "Glaub mir, er wäre gestorben in diesen Mauern, die sie als ihr Haus bezeichneten, wenn er dich nicht bekommen hätte. Es hätte ein Vollidiot sehen können, wie sehr er sich in dich verliebt hatte. Und du in ihn." "Er war schon ein verrückter Kerl." "Und du noch viel verrückter." lachte Rhuksar. "Kirana, ich muss mich bei ihm bedanken, das habe ich nie getan. Ich habe ihn immer nur aufgezogen, diesen spießigen Schnösel." "Aber es ist schon lustig, wie fuchtbar unangemessen er deine Klamotten findet." "Du nicht auch?" "Nein, du bist doch gerade erst 20, tu was du willst." lachte Kirana und hakte sich bei ihrer Schwester ein. "Aber ich denke es bedeutet ihm viel, wenn er das hört. Wirklich. Er spricht nie über sowas. Er ist nicht der Typ dafür, ich kenne ihn gut genug. Aber ja, er hat uns das Leben gerettet als er sich gegen seine Familie gestellt hat."

> 10 Jahre zuvor


Rahul hatte nicht vor zurück nach Hause zu gehen. Die letzten Tage war er sowiso kaum da gewesen. Er hatte Zeit mit Kirana verbracht. Wie sehr er wusste, dass zuhause Hochzeitsvorbereitungen stattfanden. Seine. Die wollten ihn doch verarschen. Also machte er sich auf den Weg zu Kiranas Haus. Besser gesagt dem Haus von Kiranas Vater. >Tradition zu achten. Ehre zu erweisen, allen voran den Eltern. Eine Frau sucht man sich nicht selbst aus, Junge. Vor ALLEM keine unter seinem Stand. Sie ist Abschaum. Sie ist eine Schande für die Familie.<

Warum war hier denn so viel los? Die grauen Wolken von heute Vormittag waren schwarz geworden und verloren jetzt ihre Last. Der Regen donnerte nur so auf den Weg und Rahul konnte kaum noch etwas sehen. Weiß? Wieso standen da lauter Leute in Weiß herum? Nein..."Kirana?!" rief er, doch niemand hörte ihn, sie beteten alle Mantras. Seine Angst war irrational, das wusste er. Schließlich war sie doch gerade erst 20, wie sollte sie dann- Die Worte blieben Rahul im Hals stecken, als er sich nach vorne gekämpft hatte. Er wusste, dass Kirana und Rhuksars Mutter sehr früh gestorben war. Aber das ihr Vater krank war davon war nie die Rede gewesen. Da stand sie. Das Mädchen, das er über alles liebte. In einem weißen Trauerkleid, ihre 10 jährige Schwester an sich gepresst, völlig durchnässt vom Regen, von ihren Tränen. Mr. Matur lag auf einer weißen Bahre bedeckt von hunderten Blütenblättern, umhängend eine dieser orangenen Blumengirlanden. Er war bereits einbalsamiert.

>Tradition zu achten!! Sie ist Abschaum....Schande...< die Stimme seines Vaters hallte in ihm wieder. Sein Blick verließ Kiranas tränenüberströmtes Gesicht nicht. Wie kann so eine wunderschöne, reine, lustige, liebevolle Frau Abschaum sein? Sie hielt Rhuksar umklammert, die noch bitterlicher weinte. Die beiden wussten, dass sie ein riesiges Problem haben würden, allein. "Dann wird jetzt mal das richtige getan." flüsterte Rahul und schluckte den Klos im Hals herunter. Seine Schritte waren langsam, als er auf sie zuging, durch die trauernde Menge hindurch. Kiranas Kopf hob sich, sie hielt immer noch ihre Schwester umklammert. Da erblickte sie ihn. Abgrundtiefes Entsetzen stand in ihrem Gesicht, als seine warme Hand sich auf ihre Stirn legte. Doch sein Blick war fest, eisern entschlossen. Allein seine Anwesenheit gab ihr Kraft tief Luft zu holen und ihren Griff um Rhuksar zu lockern. "Was-" "Schscht!" er schüttelte den Kopf, der Regen rann über sein Gesicht, als er seine Hand immer noch nicht wegnahm. Was tat er da?! Alle konnten sie sehen?! <

"Du erinnerst dich nicht mehr daran. Aber Rahul hat etwas außergewöhnliches getan. Es ist eigentlich verboten jemanden der nicht von seinem Rang ist an einem Trauertag wie Beerdigungen zu berühren. Das macht den, der von höherem Stand ist unrein. Auf der Stelle. Er erniedrigt sich. Und Rahul Devir war bekannt. Sehr bekannt. Du machst dir keine Vorstellungen, wie sie für ihn Platz gemacht haben als er auf uns zukam. Und er hat mich berührt. Nicht nur einfach so, sondern er hat seine Hand auf meine Stirn gelegt. Das gleicht unter erwachsenen wie-" "...Ein Schwur?" "Ja, sowas ähnliches. Es sind eigentlich Gesten für verheiratete. Und damit hat er sich seines Standes entledigt, in diesem Moment. Als er mich angefasst hatte. Du machst dir keine Vorstellungen was das für ein Opfer gewesen war." "Aber er wollte doch weg von seiner Familie?" "Ja, aber glaub mir. Er liebt sie. Immer noch. Und genau das ist das, was er nicht rauslässt. Er liebt sie immer noch so, so sehr und das kann ihm niemand abnehmen." "Dich hat er mehr geliebt." "Offensichtlich. Und an Vaters Beerdigung...als er beschlossen hatte uns zu helfen...seit diesem Tag trage ich eine unendliche Schuld in mir. Nicht erst, als wir nach London kamen. Seit diesem Tag." "Schwesterherz. Er wollte es doch so." "Du hast den Schmerz in seinen Augen nicht gesehen." flüsterte Kirana. Sie hatte kaum mitbekommen, dass sie wieder auf dem Rückweg waren. "Nein. Das habe ich nicht. Den versteckt er vor allem vor mir gut. Vor seiner kleinen Nervensäge. Aber ich fühle es. Kirana, glaub mir, dieser Schmerz der ist weniger geworden seit wir hier leben. Ich weiß das." "Glaubst du?" "Ja. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so liebt wie Rahul." Kirana lacht. "Vater hat immer gesagt, ich soll jemanden finden, der mich mehr liebt als er es könnte." "Da hast du den richtigen gefunden, glaub mir." "Das weiß ich auch. Denkst du ihm geht es gut da drüben, er hat heute nicht einmal geschrieben oder angerufen."

"Er feiert bestimmt ein bisschen mit seinen Kollegen, lass ihm den Spaß. Vielleicht hat er uns etwas mitgebracht." Prustend schüttelte Kirana den Kopf. "Immer noch geistig 12 oder? Aber er ist für Überraschungen gut."

Tbc.

Journey of HeartsWhere stories live. Discover now