Broken

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TW!!SVV wird thematisiert.!!

Er bekam kaum Luft, es war so lange her, dass er nicht einmal mehr wusste was Tränen waren. Absolut in der Scheiße saß er. Die Hände waren ihm gebunden. Seine Finger verkeilten sich in seinen schwarzen Haaren. Schnell wischte er sich übers Gesicht und sah sich um. Kirana stand da und starrte ihn an. Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Bitte nicht, dachte er. Bitte nicht. Er hätte es jetzt nicht ertragen, wenn sie ihn auch nur berührt hätte. Es war furchtbar genug für ihn allein. Seine Schritte trugen ihn ins Gästebad, dessen Tür er zuschmiss und abschloss, ehe er an der Wand heruntersank. Sein Herz war tot, er biss sich auf die Lippe bis sie blutete. Sie hatten ihm die Seele zerissen. Und jetzt, als er endlich in London fußgefasst hatte, als er frieden schließen hätte sollen...das. Er liebte Krish. Er war ein Teil von ihm, immer. Er hatte ihn doch nie vergessen, dennoch war er zu schwach gewesen zurückzukehren.

Jetzt hatte er den Salat. Er musste Krish gehen lassen sobald er es wollte, er hatte keine Wahl.

>Hätte ich dich doch tot gesehen, das hätte es einfacher gemacht<

>Warum kann er nicht einfach tot sein? Jemand seinen Körper bringen, seine Asche...<

Die Dame des Hauses war sprachlos, es tat weh. Es tat weh ihn derartig leiden zu sehen. Das was sie bis jetzt erfahren hatte war die reine Hölle. Die reine Hölle. Wegen einer Heirat. Wegen IHRER Heirat. Wegen IHRER Liebe. Hatten sie ihm einfach alles genommen. Und nie hatte er ihr es ganz und gar erzählt, die ganzen 10 Jahre nicht. Bis jetzt. Wahrscheinlich weil es unerträglich geworden war. Und trotzdem würde er Krish helfen, der Einzige, der ihm noch geblieben ist. Das liebte sie so sehr an Rahul. Er tat immer das was richtig war. Das was am Besten war. Zumindest hatte er noch seinen Bruder. Das war ein Anker. Das Treffen mit seinen Eltern muss wohl die Hölle gewesen sein. Kirana schrieb Rhuksar, dass sie sich gerne Zeit lassen sollte mit Prija. Es zeriss ihr das Herz, als sie das leise, erstickte Weinen ihres Mannes hörte, aber sie wusste, er würde es nicht wollen dass sie jetzt etwas tat. Rahul war immer ihr Fels in der Brandung gewesen, immer so unglaublich stark. Und es hatte seine Gründe warum sie nur hier stand und zusah wie er sich im Bad einschloss. Das war sein Recht. Jeder hatte darauf ein Recht, auch wenn sie einfach nur bei ihm sein wollte. 

Langsam wagte Kirana den Weg zu dem Zimmer das Rahul seinem Bruder gegeben hatte. Die Tür war angelehnt, aber sie erinnerte sich an die Worte ihres Mannes. Leise klopfte sie. "Rahul bitte lass mich." "Ich bins, Kirana, darf ich reinkommen?" Sie hörte es Räuspern und Rascheln,  ein kleines Lachen bildete sich in ihrem Gesicht. "Ja komm rein!" Das der Raum so hell war ließ Krishnan noch durchscheinender aussehen. Er hatte sich mittlerweile umgezogen und trug ein graues T-Shirt und eine schwarze Jeans. Vergeblich versuchte Kirana nicht auf die etlichen Einstiche und kleine Eiterpunkte auf seinen Armen zu sehen. "Hör mal, es tut mir echt leid, dass er mich mitgenommen hat. Das hätte er vielleicht bleiben lassen sollen. Schließlich siehst du jetzt, dass diese Familie nicht ganz so perfekt ist." Kirana sah ihn sanft an. Wie viel Hass in diesem Jungen steckte war unglaublich, sie spürte ihn sogar hier im Raum. Doch Angst machen ließ sie sich sicher nicht. Sie kannte die Familie Devir - zumindest soweit, dass sie auf gewisse Charakterzüge gefasst war. Von denen Rahul Gott sei Dank verschont geblieben war.

"Niemand hat je gesagt, dass diese Familie perfekt ist. Wir sind es ganz sicher nicht. Jeder hat seine Fehler, jeder hat seine Schwächen." "Mein Bruder muss doch in deinen Augen ein unglaublicher Märthyer sein, nicht wahr?" "Er ist nichts anderes als ein Mann der seine Familie zusammenhalten will. Mehr ist er nicht." Krish lachte laut und wütend auf. "Deine Familie, ja, aber auf unsere hat er geschissen." "Sprich in diesem Haus nicht so. Rahul hat Rhuksar und mich, er hat uns gerettet in dem was er tat. Und glaub doch nicht, dass er so gerne hätte bei dir bleiben wollen. Er hat doch nur dein Gl-" "NICHTS von dem ist wahr. NICHTS von dem stimmt und jetzt will er es wieder gut machen, indem er versucht liebe Familie zu spielen? Dann bist du genauso dumm wie er. Er hätte mich mitnehmen können! Oder hättest du-" "Ich hätte niemals nein gesagt. Aber er war in der Annahme sie würden dich abgöttisch lieben, Krishnan." "Ich will nicht mehr darüber reden."

Rahul starrte an die Decke. Er hatte 10 Jahre in Frieden gelebt. Hier. Der Schmerz an seinem Rücken holte ihn ein. Langsam atmete er durch das Stechen. Es betäubte ganz kurz den...halt. Was? Vor Tränen sah er nichts mehr, aber es half nichts. Er war gottverdammt allein. Und jetzt hatte er auch noch jemanden in das Haus seiner Familie gebracht, der definitiv gefährlich war. Und er hatte seine Tochter angeschrien. Wie wahnsinnig war er eigentlich, dass er seine Tochter anschrie? Zitternd griff er nach seinem Rasiermesser und betrachtete die Klinge. Lange, so lange, bis seine Tränen versiegt waren. Der Schmerz in seinem Rücken reichte bei Gott nicht aus das Schreien in ihm zu stoppen. Es war erniedrigend und lächerlich, dass er 30 Jahre alt, verheiratet, Firmengründer, Unternehmer und allen voran Vater, zu solchen Mitteln griff. Aber dieser Schmerz, dieses schwarze Loch, diese brüllende Pein die ihn gerade anzündete...stumm. Er wollte es stumm machen.

"Krishnan. Du kannst ihm das nicht ewig vorhalten." "Kann ich das nicht? Sieh was er aus mir gemacht hat." "DAS ist allein dein Verschulden. Schiebe deine Sucht nicht auf ihn." "Was weißt du schon, Kira? Glaubst du dein Mann ist perfekt? Glaubst du er hat keine-" "Er HAT Probleme, das weiß ich ganz genau. Nur hat er die Stärke sie von seiner Familie fernzuhalten." "Stark hier, stark da. Rahul ist ein schwächling, ein unsagbarer Schwächlilng und ein feiger noch dazu!! Jetzt meint er Mutter Theresa spielen zu müssen aber mit strikten Regeln. Toll. Er hätte wirklich eher tot sein sollen." Kirana schlug die Hand vor den Mund und rang um Worte. SO etwas abgrundtief bösartiges aus dem Mund eines Gastes den sie gerade erst 3 Stunden kannte. "Das meinst du nicht." "Das meine ich mit allem was hier noch schlägt." Er deutete auf seine Brust und starrte sie an, tot sein Blick. "Für all den Schmerz und den Druck, den schieren Verrat an mir sollte er sterben." "Das hast du nicht-" "Doch." "Du hast ihm das jetzt nicht ernsthaft ins Gesicht gesagt, oder? Denn von mir wird er es niemals hören." "Ach Schätzchen, du bist zu gutherzig. Zu gut. NATÜRLICH!! Natürlich habe ich es ihm gesagt!! In dem Moment als er den Mund aufgemacht hat und das Haus unserer Eltern betreten hat. Hat sowieso Glück gehabt, dass Vater ihn nicht gleich erstochen hat. Schließlich sollte er sterben, sobald er das Anwesen wieder betreten würde." Kirana wandte sich absolut angewidert ab und knallte die Tür zu.

Stocksauer war sie. Und sowas war ihr GAST? Ihr Vater hatte immer gesagt, ein Gast ist wie ein Gott in deinem Haus. Das da oben war nur noch...böse. Wieso meinte Rahul...natürlich. Er liebte ihn immer noch so sehr, diesen kleinen Jungen von damals, dass es sinnlos wäre etwas dagegen zu sagen. Sie hoffte nur, dass er sich an Rahuls Regeln hielt. Denn sie wusste, dass sie Prija und sie betrafen. Rahul würde alles tun um sie zu beschützen, das hatte sie schon so oft erlebt. "Mere Dil? Kommst du zu-" weiter sprach sie nicht, denn das Wohnzimmer war leer.

Als das Blut dunkelrot auf die Kermik des Waschbeckens tropfte lößte sich ein Knoten in seinem Magen. Er holte tief Luft, setzte die Klinge an und beobachtete das Blut, wie es seinen Weg nach unten fand. Der Schmerz war so groß, dass es alles übertünchte. Für einen Moment. Sein Kopf war wie in Watte gepackt. Es war wie im Himmel. Als er blinzelte starrte er seinen Arm an. Klopfen an der Tür. "Dil, alles ok?" Oh Fuck. Gar nichts war ok. Gar nicht-..."Gib mir 5 Minuten, Kirana." Seine Stimme klang belegt, aber das war jetzt zweitrangig, er rollte Zewa aus dem Regal ab und putzte das Waschbecken, bis man nichts mehr sah. Aber sein Arm war blutüberströmt. Ach, es war sowieso egal. Absolut egal, denn sehen würde man es. Mit zitternden Händen wusch er die Rasierklinge und räumte sie auf. Erneutes Klopfen. "Es wird alles gut, ich verspreche es dir." flüsterte Kira gegen die Tür. Was schmerzte ihn mehr, er wusste es schon gar nicht mehr. Der Klang ihrer Stimme war fast flehend. Also öffnete er die Tür. Und sah sie an. Er sah sie einfach nur an, denn Worte fand er nicht. Auch Kirana öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann drehte sie sich um und verließ den Raum. "Fuck!!"

Tbc.

Journey of HeartsWhere stories live. Discover now