Tortured Heart

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Ratlos. Rastlos. Ruhelos. Gepeinigt, gefoltert. Er musste hier raus. Er wusste hier weg. Sofort. Absolut sofort. Er schob Kirana zur Seite, die gerade im Begriff war seine Hand in ihre zu legen. Nein. Nein. Er musste hier weg. "Rahul?" Mrs. Rahul Devir sah ihrem Mann nach, er hatte sich an ihr vorbeigedrängt, sah sie nicht mehr an. Jede seiner Bewegungen war scharf kontrolliert, das sah sie. Es war als hätte man ihn zum zerreißen gespannt. Egal wie viel Verständnis sie aufbrachte, die Frau ihn ihr wollte nicht, dass er einfach so geht. Freiraum hin oder her, sie konnte ihn in diesem Zustand nicht alleine gehen lassen. "Rahul bitte!!"

Er sah sie immer noch nicht an, als er in seine Lederjacke schlüpfte und die Schuhe anzog. "Lass mich gehen." stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Als er aufsah blickte er kurz in Kiranas Gesicht und er hütete sich davor einzuknicken. Sie konnte für das alles nichts. Aber das was ertragen konnte war erreicht und wenn er jetzt nicht ging, dann würde er am ehesten sich selbst in Schutt und Asche legen. Sie versuchte sich zusammenzureißen, aber er sah wie sie jeden Halt verlor. Dennoch tat er das was am besten für sie alle war. Die Tür fiel ins Schloss. Als er die Treppen der Veranda herunterlief kam ihm Rhuksar entgegen, die gerade von ihren Freundinnen abgesetzt worden war. Sie waren noch in einer Disco gewesen. "Hey! Rahul, es ist n bisschen kalt für ne Lederjacke." Es hatte ungefähr nur 8 Grad um diese Uhrzeit. "Geh rein." Irritiert starrte Rhuksar ihren Schwager an.

>Ich liebe dich Rahul. Schon immer. Aber du kannst nichts dafür.< Verdammt. Das Brennen, das er so gut wie gelöscht hatte...es rauschte lichterloh.

"Hey!! Wohin gehst du?" Die 20 jährige in dem knielangen silbernen Kleid hielt den Mann der gut einen Kopf größer war am Arm fest. "Ich muss gehen. Lass mich einfach gehen, kleines." Kleines? So hatte er sie ewig nicht mehr genannt. Sprachlos starrte sie ihn an. "Klar. Wann kommst du wieder?" Statt einer Antwort trat er näher an sie heran und küsste ihre Stirn, ihr Gesicht zwischen seinen Händen. Dann drehte er sich um und ging. Es war nichts in seinem Gesicht zu lesen. Sie hatte es auch nie versucht, weil Rahul immer alles zurückhielt vor ihr und vor seiner Tochter. Im Prinzip war auch sie wie seine Tochter. Umso mehr nahm es ihr die Luft, denn das hier fühlte sich falsch an. Es war als würde er..."KIRA!!" schrie Rhuksar und stürmte ins Haus, als sie sah, dass sich ihr Schwager nicht mehr umdrehte.

Kirana hielt ihre Verzweiflung nicht mehr zurück, als ihre kleine Schwester zur Tür reinstürmte und nach draußen deutete. "Was macht er?!" "Ich habe keine Ahnung!!" Ihre Stimme zitterte, Tränen tropften auf ihre Wangen. Kirana wischte sich übers Gesicht und nahm ihre Schwester an den Händen. "Dieses Mal...ist es anders. Anders als die Male zuvor. Er ist gegangen als er seine Familie verlassen hat. Mit uns. Er ist gegangen als Krish zu uns gekommen ist, weil es ihn übefordert hat. Aber er kam zurück und er hat es auch gesagt. Er hat es gesagt, auch wenn er gewusst hat, dass wir ihm vertrauen." "Ich dachte ihr habt euch gestritten...?" "Nein. Nein, die Sache mit Sadhia, da ist noch was. Und ich lese jetzt diesen Brief, komme was wolle." "Was hat er zu dir gesagt, Didi?" Kirana sah Rhuksar an und schluchzte auf. "Er hat gesagt ich soll ihn gehen lassen." "Hey." Schnell umarmte sie Kirana die in Tränen aufgelöst dastand. "Ich würde uns so gerne versichern, dass das das letzte Mal war. Aber wir kennen ihn." "Er ist stark, Rhuksar. Aber jeder Mensch ist auch schwach. Und er weiß es. Das macht ihm so zu schaffen weil er für uns immer stark sein will. Aber das geht nicht. Und ich habe solche Angst, dass er endgültig bricht." schluchzte sie verzweifelt. "Kira, er liebt dich doch." "Er hat selbst gesagt, dass Liebe manchmal nicht genug ist." "Wieso ist er gegangen?" "Er hat Sadhias Brief gelesen." Kirana hob ihn vom Boden auf und laß ihn mit ihrer Schwester. "Ach du heilige Scheiße." entfuhr es der jüngeren der Schwestern. Sie schlug sich gegen die Stirn. "Also das ist echt richtig, richtig...unglaublich kacke gelaufen." Kirana blickte ins leere. "Das hat er damit gemeint, dass er sie getötet hat...davor hat er ja die ganze Zeit Angst gehabt, deswegen hat er sie so oft anzurufen versucht, aber sie war schon..." "...sie war schon tot. Kira, hat er es wirklich nicht gesehen? Dass sie ihn liebt?" "...mit sicherheit hat er das gesehen. Aber er hat mir von dem Gespräch erzählt, dass sie geführt hatten, bevor er mich geheiratet hatte. Er hatte es ihr erklärt und sie hatte es akzeptiert und verstaden." "Wenn man jemanden so liebt, dann lügt man auch für sein Glück. Oder um die Beziehung nicht zu vernichten." "Rahul hätte sie immer als beste Freundin gehabt, auch wenn sie gesagt hätte sie wollte nicht dass er mich heiratet. Aber Sadhi wollte auch sein Glück." "Sie hat es nur nicht ertragen." "Aber...es war grausam von ihr ihm diesen Brief zukommen zu lassen. Sie weiß wie...labil er ist...in seiner Ansicht passiert das alles hier nur wegen ihm. Er hat sozusagen das Schiff zu Schrott gesegelt, wenn es nach seinem Kopf geht." Rhuksar seufzte. "Aber sie hatte das Recht ihm das aus ihrer Sicht zu sagen." "Das hatte sie."

Kirana legte den Brief zur Seite. "Wohin ist er?" "Keine Ahnung. Es bringt nichts nach ihm zu suchen." Lange saßen sie schweigend da, Kirana kochte einen Tee. "Wir werden ihn akzeptieren so wie er ist. So wie er uns akzeptiert." erklärte Kirana. "Meinst du er wird sich Hilfe suchen? Ich meine richtige Hilfe?" "Ich habe ihm gesagt, wenn ich noch einmal sehe, wie er sich selbst aufschneidet werde ich verlangen, dass er das tut. Wir haben eine Tochter. Ich will dass sie ein stabiles Heim hat." Rhuksar nickte. "Er wird das tun. Sobald er rückfällig wird...wird er das tun." "Er ist der beste Mann, der beste Vater den wir uns wünschen könnten. Aber das was das Leben ihm aufgehals hat, ist unmenschlich, verstehst du? Er hat seine Strathegien gefunden. Und sie funktionieren auch wirklich gut. Aber..." "Du weißt nicht ob sie dieses Mal helfen." "Genau. Wir müssen warten." "Wenn er nicht wieder kommt-" Kirana packte Rhuksar an den Schultern. "Er WIRD wieder kommen. Er ist mein Mann. Er hat mir versprochen für uns da zu sein. Rahul bricht keine Versprechen." Die jüngere nickte. Sie wollte fest daran glauben. "Komm lass uns irgendwas dämliches anschauen." Sie schalteten den Fernseher ein und sahen eine der dämlichsten Late Night Quizzshows an, die sie finden konnten.

Kiranas Gedanken ruhten nicht. Sie konnte Sadhi fast verstehen. Wenn man einen Mann wie Rahul Devir liebte...dann konnte das endloses Glück oder Verderben bedeuten. Er war alles was sie wollte. Er hatte ein Herz aus Gold, war ehrlich, unglaublich stark, lustig, liebevoll und für seine Familie immer ein Anker. Außen vor gelassen, dass er ein unglaubliches Vermögen erwirtschaftete. Das war das was Kirana am allerwenigsten interessierte. Aber für indische Heiratsarrangements war das auch ein wichtiger Punkt. Jede Frau die Rahul je liebte...war ihm mit Haut und Haaren verfallen, denn Gott seine Ausstrahlung war...unbeschreiblich. So zerstört wie er war...so viel Liebe gab er anderen. Und Kirana verstand Sadhi...sie hatte ihn ihr Leben lang geliebt...noch lange bevor er Kira kennengelernt hatte. Doch hatte er es nie erwiedert...konnte es erst recht nicht als...sie beide sich getroffen hatten. Kirana konnte den brachialen Schmerz verstehen eine Ehe einzugehen, in der man keinerlei Liebe empfand. Rahul und sie hatten bitter und blutig gekämpft bis sie endlich zusammen waren. Und Sadhi...hatte verloren, von Anfang an. Ihr tat das unendlich leid. Wie musste sich er dann erst fühlen? Erneut lauschte sie dem Fernseher, ließ sich ablenken. So lange bis sie Gewissheit hatte.


Tbc.


Journey of HeartsWhere stories live. Discover now