Funeral pt 1

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-1 Woche später-London-

"Wieso kann ich nicht mit?" quengelte Prija im Zimmer ihrer Eltern, als sie sich gerade umzogen. "Schätzchen das ist nichts was Spaß macht." "Wieso geht dir dann?" "Weil wir dahin müssen. Es ist in unserer Kultur, wie in allen Kulturen, unglaublich wichtig Menschen die letzte Ehre zu erweisen." "Und warum dann in weiß?" sie deutete auf Kiranas weißen Sari und das leicht durchscheinende weiße Dupputa über dem Kopf. Das einzige was herausstach war das rote Sindoor auf ihrem Mittelscheitel. "Weil weiß die Trauerfarbe ist, Schatz." "Die ist schwarz." überlegte Prija laut. "Bei uns nicht. Aber das wirst du irgendwann lernen. Deine Mutter liebt Traditionen." Rahul war gerade fertig seine Dhoti zu binden und warf sich ein weißes Hemd über. Er hatte nicht vor dass sie das früher als mit 50 lernen würde, denn so sehr er den Tod auch verlockend fand würde er Prija nie eines Vaters berauben. "Fertig." murmelte Kirana und legte ihren Schmuck ab, das Einzige was sie anbehalten wollte war ihr Ehering, den hatte sie zum Duschen ausgezogen. Irritiert sah sie auf ihr Nachtkästchen. Dann lief sie ins Bad. Nichts. "Rhuksar." Ihre Schwester kam mit einem Textbuch der Uni ums Eck. "Was ist?" Kirana schlüpfte nah zu der etwas größeren Frau. "Hast du meinen Ehering gesehen? Bitte sag nicht das Prija den versteckt hat." "Nein. Und Nein. Mensch Kira du verlegst auch alles, oder? Hast du die Ohrringe von vor 2 Wochen noch gefunden?" "Nein..." "Mann. Hoffnungsloser Fall. Verliert sogar ihren Ehering." Die jungen Frauen schreckten zusammen als Rahul ums Eck kam. "Das ist doch kacke. Wer will denn so rumlaufen." zischte er und der Blick, dem er seinem Spiegelbild zuwarf war vernichtend. "Zwing mich jar nicht diesen kack Turban zu tragen." "Das macht man nur auf Hochzeiten, Dil. Zumindest auf richtigen." fügte sie hinzu. Er richtete seine Knopfleiste und drehte sich zu Kirana um. "Du hast deinen Ring verloren?" es war kein Vorwurf, es klang eher amüsiert. "J-ja...aber er ist hier irgendwo. Ich find ihn sicher morgen." "Sicher." "Sei nicht sauer." Rahul kicherte leise und kurz, ehe er seiner Frau einen Kuss auf die Wange drückte. "Keine Panik. Findet sich."

Als Kirana im Bad verschwand und Prija mit Krish einen Radausflug machte piekte Rhuksar ihren Schwager in den Rücken. "Sag mal du schämst dich nicht, oder?" Sie lachte. "Wieso sollte ich." "Du weißt doch genau wo ihr Ring ist, oder?" "Vielleicht." "Was hast du vor?" "Etwas mit dem sie nicht rechnet." Rhuksars dunkle Augen weiteten sich. "Sag nicht du willst-" "Doch. Aber sei bloß still. Sag ihr nur dass ich es nicht schlimm finde. Sie findet es furchtbar, das weiß ich. Aber ich hab einen Plan." "Wann-" "Wir werden die Tage nach Indien fliegen. Sie hat das Haus in Dehli noch nicht gesehen." "...du bist irre." "Das weiß ich längst." "Rahul, das ist genau das was sie sich immer gewünscht hat." "Nachdem ich ihr alles andere nicht geben kann was sie sich wünscht, wenigstens das." "Siehst du, das ist eines der Dinge, die dich so unglaublich besonders machen und die du nicht checkst." "Ja, ja." wiegelte er sie ab. "Wenn Krish und Prija wieder da sind, schau dass ihr Prija nicht vor dem Fernseher versauern lasst. Ich will nicht das ihr Hirn zu Brei wird." "Ich lass sie meine Uni Aufgaben lösen, Rahul." "Lustig, lustig." er zwickte seine Schwägerin kurz in die Wange, da ging die Badtür auf, Kirana schlüpfte in ihre Schuhe und packte die Tasche. "Können wir?" "Ja." "Könnte später werden." flüsterte Kirana und umarmte ihre Schwester. "Ciao Nervensäge!" "Ciao Schnösel!" Rahul hakte sich bei der älteren der Bhat Schwestern unter und verließ das Haus.

Während der Fahrt schwiegen sie weitgehend. Kirana wagte nichts zu sagen, sie wusste wie mies die Situation war. "Weißt du was ich verrückt finde? Das die gesamte westliche Welt schwarz zu Beerdigungen trägt aber wir weiß. Weiß ist eine reine Farbe. Weiß ist absolut unrein. Für uns. In London heiraten sie in weiß, taufen ihre Babys in weiß. Im Prinzip ist es eine schöne Farbe. Schwarz passt viel besser. Es sieht nicht so lichtdurchflutet aus. Hast du das je verstanden?" Kirana sah auf, Rahul lenkte den Wagen auf eine Schnellstraße und klopfte im Rythmus der Musik aufs Lenkrad. "Nein, habe ich nicht. Aber weiß finde ich unglaublich hässlich. Genau deswegen. Schwarz würde besser passen." "Naja, es ist Tradition." "Ja." "Meinst du es kommen viele Menschen?" "Sadhi war sehr beliebt, aber ich weiß nicht was Ranvit vor hat. Ich denke nicht, dass er so viele Leute einläd." "Lassen wirs auf uns zukommen." Der Mann dessen störrische schwarze Haare zurückgekämmt waren nickte nur. Es war surreal. Es war so surreal wie damals als diese Polizistin ihm gesagt hatte, dass seine Eltern tot waren.

Tbc.

Journey of HeartsWhere stories live. Discover now