Pressure Points

7 0 0
                                    


"Das ist den Zimmer." "Danke." Rahul beobachtete wie Krish seine Tasche in den Schrank stellte und sich umsah. "Du hast  hart gearbeitet für das alles." "Ja. Und ich hatte etwas Glück, dass die Firma so gut angelaufen ist. Aber ja." Rahul und Kiranas Haus war bei weitem kein Schloss wie das seiner Eltern. Aber es hatte einen großen Garten, viele Zimmer, große Fenster und eine Garage für 3 Autos. Viel mehr als es gebraucht hätte. Aber es erfüllte Rahul mit Stolz das alles absolut alleine auf die Beine gestellt zu haben. "Wenn du was brauchen solltest, bitte gib bescheid. Übrigens," er drehte sich zu seinem Bruder um und lächelte. "Du hast freien Zugang zur Küche und dem Kühlschrank. Da sind auch Doghnuts drin." Krish lachte, kurz aber das reichte Rahul schon. Sein kleiner Bruder hatte die als er noch zuhause gewesen war in sich reingestopft als gäbe es kein morgen mehr. Wie er dann immer von ihren Kindermädchen geschimpft wurde...göttlich. "Als ob DU die isst." "Ich nicht, aber Prija. Wobei das streng rationiert ist, also wehe du gibst ihr einfach so einen." "Ja, ja. Sag mal..." Der ältere lehnte mittlerweile an der Wand neben der Tür und hatte die Hände in den Hosentaschen. Er beobachtete seinen Bruder, der etwas fahrig auf der Bettkante saß. "Hm?" "Wieso tust du das?" "Weil du mein Bruder bist." Krish kaute auf seiner Lippe herum, er kämpfte mit sich. Nicht lange. Durachaus nicht lange, denn seine Hände waren zu festen Fäusten geballt. "Bin ich nicht." "Familie können auch Menschen sein, mit denen man nicht blutsverwandt ist, weißt du?" "Können. Müssen aber nicht." "Krish, es gibt eine wichtige Regel. Unglaublich wichtig. Wenn du dir irgendwas spritzt, dann geh bitte in dein Badezimmer oder schließ hier die Tür ab. Ich hab wirklich keine Lust Prija das zu erklären." "In Ordnung."

Bleinerne Erschöpfung saß Rahul im Nacken. "Pa, schau mal!" Prija kam auf ihn zugerannt mit ihrem Bild in der Hand. Oh Gott, er konnte einfach nicht mehr. Niemals hätte er gedacht, dass das alles passieren würde. Sie waren doch so glücklich gewesen. Er hatte es alles so weit weggeschafft. Er hatte hier sein Leben. Aber er hatte alles verdorben, er hatte seinen Bruder- er hatte..."Bitte geh zu Ma." "Pa, komm schon!" "Prija, geh zu deiner Mutter, ich kann jetzt nicht!!" fauchte er lauter als gewollt. Rahul hörte Kiranas Schritte auf der Treppe, sie hielt den langen Rock ihres Saris hoch und stieß zu ihnen. Als ihre Tochter auf sie zugelaufen kam zog sie die Augenbrauen hoch. Rahul hatte noch nie so etwas wie ein Machtwort oder ähnliches sprechen müssen, weil sie es geschafft hatten Prija bis jetzt verdammt gut zu erziehen. Sie hatte auch jetzt nichts flasches getan, aber Kirana sah, dass hier etwas unglaublich großes nicht stimmte. Ihr war jetzt erst der große Blutfleck auf Rahuls Hemd aufgefallen. Prija presste ihr Gesicht in den Sari ihrer Mutter und weinte. "Ach shit." Kirana fing Rahuls Blick auf, ihr standen die Tränen in den Augen. Sie verstand nicht. Gar nichts mehr. Er rührte sich nicht, er sah von seiner Frau zu seiner Tochter, die weinte. Kirana liefen stumm Tränen über. Er konnte nicht mehr.  Schnell drückte er sich an Kirana vorbei und rannte ins Erdgeschoss - geradeaus in die Toilette. Sein Magen zog sich krampfhaft zusammen, aber alles was er erbrach war Galle. Er hatte seitdem er im Anwesen seiner Eltern war nichts gegessen. Niemals wollte er so sein wie sein Vater. Niemals, nie, nie nie. Und jetzt stand er da. Und war dabei seine eigene Familie zu testen. Das wollte er nicht. Das wollte er nicht. Aber er wollte auch nicht, dass sein kleiner Bruder allein dahinsiechte.

Sein Kopf brannte, seine Lungen brannten. "Dil. Mere Dil, bitte." Kiranas Stimme drang in sein Ohr. Er schwieg und putzte sich die Zähne, während er sie einfach nur ansah. Sie kam nicht auf ihn zu, sie wartete. "Es tut mir so leid. Kira, ich hab einfach nur Angst, dass-" "Scht. Er ist nicht dein Vater, du wirst niemals so sein wie er. Du bist ein wundervoller Mensch, hörst du?" "Die Geschäfte in Dehli sind jetzt ne Weile erledigt." "Die Geschäfte interessieren mich überhaupt nicht. Komm." "Wo ist Prija?" "Rhuksar spielt mit ihr." "Gut." "Zieh bitte das Hemd aus." "Wieso?" Kirana sah ihn an aus einer Mischung von Sorge und Genervtheit. "Ja wieso wohl? Du kannst mir währenddessen erzählen was zum Teufel mit dir passiert ist und die Geschichte mit ...erm...Krishnan und Drogen?" "Ich weiß." Kirana zog scharf die Luft ein, als sie sah das das ein mindestens 10 Zentimeter langer, recht tiefer Schnitt war. "Wer zum Teufel war das denn?!" "Andenken von Zuhause. Vater fand es gar nicht lustig, dass ich Krish mitgenommen habe." "Er hat dir ein Messer-" "Kleinstes Übel, glaub mir." "Rahul bitte sprich mit mir." "Ich bin, dumm wie ich bin nach Hause gegangen. Natürlich habe ich beobachtet wann die Eltern weg sind. Also habe ich Krish besucht, den ich kaum wiedererkannt hatte. Ich hatte ungefähr alles erwartet außer das was passiert war. Er hatte meinen Platz eingenommen. Mutter und Vater haben ihm natürlich mehr Liebe gegeben, viel mehr. Aber das Problem war...dass ich nie zurückgekommen bin. Kirana ich war sein bester Freund. Ich war sein einziger Freund. Und dann kam der Leistungsdruck unter den man ihn setzte. Dann kam die Heirat, die jetzt bevorstehen würde." "Er ist erst 20, sie wollen ihn verh-" Kirana stoppte und legte das Desinfektionsmittel zur Seite. "Kommt dir bekannt vor?" "Ja." "Von sich aus hätte er nie rausgekonnt. Nie. Er wäre dort gestorben. Er ist seit Jahren Heroinsüchtig um sich zu betäuben. Seit JAHREN." "Aber haben deine Eltern-" "Sie haben es kaschiert." "Wie will man denn sowas kaschieren?" "Sie haben ein Make Up Team für ihn sobald sie ihn irgendwohin mitnehmen. Und die Ärzte helfen ihm nicht in Dehli, eben weil er ein Devir ist. Jeder hat Angst vor Vater." "Was willst du jetzt tun? Ich meine weder du noch ich haben Erfahrung mit Entzügen." "Er wird keinen machen." Rahul grub die Finger in das Sofapolster, als Kirana begann den Schnitt zu nähen. Sie hatte als sie hierher gekommen waren als Krankenschwester angefangen. Als Prija da war hat sie aufgehört, aber 7 Jahre Berufserfahrung waren recht hilfreich mit den Verletzungen die so tagtäglich passierten. Nur hatte sie nicht erwartet, dass sie ihren Mann wieder zusammenflicken musste, wenn er zurückkam.

"Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?" "Kirana was soll ich denn machen? Ich konnte ihn nicht da lassen. Aber du kannst niemanden zu einem Entzug zwingen. Und ich kann ihn nicht mehr zu etwas zwingen." "Du bist der ältere." Das Lachen, das Rahul entfuhr machte Kirana etwas Angst. "Das mere Dil, ist bedeutungslos. Ich habe ihm nur ein Versprechen abgenommen. Das Pirja nichts mitbekommt und das er sich ordentlich verhält, zumindest euch gegenüber." "Wieso dir nicht, bitte? Du hast ihm seinen Arsch gerettet." "Ich habe ihn aber auch fallen gelassen als er mich gebraucht hat." "Das ist ein Lüge. Sieh wohin das geführt hat, dein Vater hätte dich wirklich fast umgebracht." Rahul stand der Schweiß auf der Stirn. "Herrgott, wie lange nähst du da noch rum, ich will keine Stickerei auf meinem Rücken, ich will nur nicht verbluten, ok?" "Ja,ja beruhige dich. Wir machen da jetzt ein großes Pflaster drauf." Kirana war aufgestanden und holte ein langes, atmungsatkives Pflaster aus der Küche. Als sie den Raum betrat hielt sie inne. Rhuksar stand mit Prija an der Tür und winkte sie her. "Will ich es wissen?" "Nein. Kompliziert. Rhuksar, Rahuls Bruder wohnt jetzt hier. Sei auf der Hut, ihm geht es nicht gut." "Rahul?" "...auch. Aber es geht um Krishnan. Er ist sehr krank. Schau das Prija nie allein mit ihm ist, ok? Ich bitte dich." Rhuksars Blick war fragend aber sie nickte und küsste ihre Schwester auf die Stirn. "Komm jetzt, Tante!! Ich will spielen." Prija zog Rhuksar aus dem Haus. "Ich versprechs!" rief die junge Frau ihrer Schwester zu.

Warum konnte er nicht einfach 3 Wochen zurückspulen, diese ganze Scheiße vergessen? Warum hatte er Krish nicht schon damals mitgenommen? Wieso wohl. Weil er ihn nicht aus seinem Umfeld reißen wollte und dachte seine Eltern liebten ihn so unendlich. So eine verdammte Schande. Jetzt saß er hier. Seine Eltern zum dritten Mal verloren, hatte einen Bruder hier aufgenommen der ihn tot sehen wollte, hatte seine Frau und seine einzige Tochter verängstigt. "Lass mich..." seine Stimme brach.

Kirana betrat das Wohnzimmer mit zwei Tassen Tee, gefror aber auf der Stelle. Rahul saß da, seinen Kopf in den  Händen, die frisch genähte Wunde war gut verpackt. Seine Schultern beebten. Sie hatte ihn in all den Jahren nie, noch nie weinen sehen. Sie hatte ihn verzweifelt gesehen, verärgert, wütend, erschöpft. Aber er hatte sich immer unter kontrolle.Kirana hatte das diesem unglaublich gestörten Elternhaus zugeschrieben. Aber...das passierte zum ersten Mal. Was sollte sie tun, fragte sie sich und stand einfach nur da mit den Teetassen in den Händen

Tbc.

Journey of HeartsWhere stories live. Discover now