In my Way

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Kirana hatte gerade die Spülmaschine eingeräumt als ihr Mann schweigend den Kühlschrank aufmachte und hineinstarrte. "Kann man dir behilflich sein? Du siehst aus als würdest du das Teil zum ersten Mal sehen." sie kicherte. "Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich keine Ahnung habe was er isst." "Hm..." Kirana trocknete ihre Hände ab und piekste ihren Mann in die Seite. "Er ist menschlich, also schon mal kein Trockenfutter." "Ha,ha." Rahul verdrehte die Augen und packte ein paar Sachen aus dem Gemüsefach. Vielleicht ließ er sich ein paar Vitamine einprügeln, wenn er es nur gut genug schnitt. "Machst du mir was?" Prija sah ihren Vater erwartungsvoll an. Dieser lachte leise. Unglaublich, kaum hatte er was zu Essen in der Hand kam seine Tochter und wollte genau das haben. "Gott sei Dank haben wir nur eins." murmelte er und unterdrückte ein Lachen. "Eins was?" fragte ihn seine Tochter. "Ein...Karottenzauberstab!" er hielt ihr eine geschälte Karotte hin, mit der sie grinsend durch die Küche sprang. "So, ich hab euch in Schmetterlinge verwandelt." "Uh toll." Kirana betrachtete erstaunt ihre imaginären Flügel, wärend das Kind auf der Karotte herumnagte.

"Ich meinte ein Kind. Sonst würde ich immer von vorne anfangen können." flüsterte Rahul seiner Frau grinsend zu, die ihn in die Wange zwickte. "Pf. Sie ist erst drei." "Was soll das heißen?" "Sie wird kein Einzelkind bleiben, Liebling." Rahul hielt Kirana eine Karotte hin und zwinkerte. "Ich weiß." flüsterte er. "Prija!" Sie hörte nicht. "Prija." Seufzend packte der junge Mann das Gemüse aufs Teller. "Entschuldige Hexenmeisterin?" "Ja?" "Bringen wir das deinem Onkel und dann fragst du ihn. Trau dich doch." "Aber...-" "Du hast doch gesehen, dass er nicht beißt." Kirana fing den Blick ihrer Tochter auf. Sie traute dem ganzen nicht so und es war ihr gutes Recht. Aber sie konnte ihren Mann auch verstehen, er wollte nicht, dass sich Krish fühlte wie ein absolut Fremder hier. "Ok." Antwortete die Kleine als sie das Nicken ihrer Mutter erkannt hatte.

Krish war nicht in seinem Zimmer, doch als Rahul ihn rufen wollte betrat er den Raum. Er hatte eine Dusche genommen und sah glücklicherweise relativ in Ordnung aus. Sein älterer Bruder lächelte ganz kurz und stupste Prija an. Der jüngere der Devir Brüder lächelte sanft und kniete sich hin. "Hey Prija, hast du mir was mitgebracht?" "Hast du Hunger?" "Ja. Das ist aber lieb, hast du das gemacht? Ist ja wahnsinn." "Nein, Pa." Krish sah seinen Bruder an und schenkte ihm ein breites Lächeln. Er erwiderte es kaum aber nickte. "Super lecker." murmelte er mit vollem Mund. "Onkel Krish, können wir Memory spielen? Oder fangen, oder irgendwas?" "Klar! Komm. Mag dein Pa auch mitspielen?" "Ich habe noch ein Online Meeting." Damit verließ er den Raum und ließ die beiden entscheiden. Eigentlich hatte er kein Meeting, er musste nur Unterlagen durchgehen. Was er dann auch in seinem Büro tat. Die Meetings mit den USA und Bombay hatte er noch vor sich, aber einige hatte ihm David abgenommen. Nach einer Weile klopfte es an der Tür. Es war seine Schwägerin. Seine kleine große erste Tochter, wenn man so wollte.

"Hey du. Na was gibts?" "Störe ich?" "Du? Nie. Setz dich." Er deutete auf das Sofa vor ihm und strich sich durch die Haare. "Ich wollte dir nur sagen, ich denke, dass sich dein Bruder langsam anfängt hier wohler zu fühlen." "Das hoffe ich." "Du machst einen guten Job." "Kann mal bitte jemand aufhören mir andauernd Honig ums Maul zu schmieren, ist das möglich?!" fuhr er sie an, er konnte es nicht mehr hören. "Ich tue was ich nicht lassen kann, weil ich wahrscheinlich einfach nur richtig dämlich bin, Rhuksar. Das tue ich. Ich bin kein Heiliger, ich mache keinen GUTEN JOB." Seine Schwägerin zuckte nicht mit den Wimpern, als er auf den Tisch schlug. "Ich habe es SATT. Jeder ist besorgt, um ihn um mich, das brauche ich NICHT! Ich habe mir eine Familie aufgebaut damit sie sich nicht mehr SORGEN MUSS! Damit ich ihnen die Sicherheit gebe, die ich NIE HATTE! Und jetzt sieh wo wir sind! Ich muss immer ein Auge auf Prija haben weil ich ihm NICHT TRAUE!! Ich traue ihm NICHT über den Weg!!" "Aber-" "Hör mir zu Rhuksar. Behandle mich nie wieder wie ein rohes Ei. NIE wieder. Es reicht wenn Kirana mich so ansieht. Ich würde es niemals wagen euch im Stich zu lassen, egal was kommt." "Das habe ich niemals behauptet, Rahul. Nie." Sie lächelte ihn an. "Du bist nicht dumm. Du willst nur deine Familie komplett haben. Auch wenn das nur zum Teil möglich sein wird. Du bist keinesfalls naiv oder dämlich so etwas zu wünschen." "Diese Hoffnung ist für den Arsch, befürchte ich. Ich versuche es ja. Ich versuche es, aber ich habe KEINE AHNUNG ob ich meinem Bruder trauen kann. Wenn ich ihm sagen würde dass ich jedes Mal eine scheiß Angst habe wenn er mit Prija allein ist, dann würde er mich innerhalb von zwei Sekunden versuchen umzulegen." "Als ob." "Du kennst ihn nicht." "Du auch nicht wirklich, oder?" sagte sie ruhig und faltete die Hände in den Schoß. "Ich wünschte er wäre noch 9 Jahre alt." "Er wünschte sich auch du wärst nie gegangen. Aber Dinge passieren." "Ja. Dinge passieren." "Butter Naan?" "Hm?" "Ich mach welches, willst du was?" Rahul legte die Unterlagen zur Seite und nickte schweigend. Als sie aus der Tür traten lief er geradewegs in die Arme seines Bruders. Er lächelte ihn nur an, ohne etwas zu sagen.

Rhuksar drehte sich zu ihrem Schwager um. Verdammter Mist. Verdammter elender Mist. Und da sah sie das, was sie so sehr hasste. Diese schwärze, diese lodernde, verrückte Tiefe in seinen Augen, die vor Schmerz nur so schrie. Was hatte er alles erduldet bis er sie hierher gebracht hatte. Das hatte sie als Kind nie verstanden. Sie hätte Kirana niemals aufgeben können, egal für wen. Und er hatte sie alle aufgegeben. Für sie und ihre Schwester. Und jetzt kam dieser Kerl und riss alles auf was sich so mühevoll geschlossen hatte. Jetzt kam dieser Kerl und fing an an gerade geheiltem zu reißen. Mit voller Kraft. Sie würde ihren Teil tun. Sie würde dieses mal Rahul beschützen, so wie er es bei ihr immer getan hatte.

Krishnan lief weiter zu seinem Zimmer. Er hatte Hoffnung gehabt. So viel Hoffnung, dass sich sein Hass in Luft auflösen würde, mit der Zeit. Mit der Zeit, denn sie gaben sich ja echt alle gottverdammte Mühe. Er hatte Prija unten allein mit ihrem Memory gelassen, er brauchte Luft. Sie gaben sich ja alle solche Mühe zu vertuschen, dass ER es war, der alles kaputt machte. Dabei war es einfach nur wieder der gottverdammte Fehler seines beschissenen Bruders. Und niemand dachte auch nur daran. Warum hatte er ihn nur hergebracht? Nur um ihm nicht ins Gesicht sagen zu können, dass sie keine Chance auf Vergebug hatten? Gut, konnte er haben. Denn Krishnan konnte ihm nicht verzeihen, egal wie sehr er hoffte, dass es funktionierte. Er konnte es nicht. Und wenn sein Bruder ihm anscheinend nicht über den Weg traute, dann konnte er es so haben. Er war naiv gewesen zu glauben, dass er sich für seinen Bruder ändern hätte können. Er war naiv gewesen zu glauben der Hass auf ihn würde schwinden. Denn Rahul war der Teufel der sein Leben in Flammen gesteckt hatte. Er selbst hatte laut Ansicht seines Bruders alles in Flammen gesteckt. Und natürlich...das würde er.

Tbc.

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