Once upon a Time

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"Rhuksar, hab ein Auge auf Prija, ok?" Kirana stellte ihr Glas ab und bemerkte, dass ihr Mann spurlos verschwunden war. Sie fand ihn in seinem Arbeitszimmer, er hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte diesen Teddy an. "Jetzt sprich endlich mit mir. Ich merke doch dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt." Sie verstand nicht. Sie hatte noch nie verstanden, wieso er nie über seine Familie sprach, warum dieser Teil seines Herzens geschlossen war mit tausend Ketten. Wieso sie ihre Schwiegereltern noch nie gesehen hatte, wieso zum Teufel sie nie nach Mumbai zurückgekehrt sind. All das...für all das hatte er nur die Antwort, dass es etwas mit IHR zu tun hatte.

Rahul starrte diesen elend hässlichen Bär an. Wie um Himmels Willen kam der nach London?

>11 Jahre zuvor, Mumbai

"Ra hat mir den geschenkt, Papa!" Narayan Devir blickte von seiner Zeitung auf. Warum mussten Kinder immer so laut sein..."Es heißt DAD nicht Papa, du bist kein Kind mehr...ach was, hat er auch mal Zeit gehabt vorbei zu kommen?" "Ich bin immer noch da, falls du gerade anfangen willst. Dann kann ich mithören." seine Stimme war staubtrocken, er hatte nichts mehr übrig für seinen Vater, zumindest versuchte er sich das weiß zu machen. "Ein Wunder. Er hat den Mumm länger als eine Halbe Stunde zu bleiben." Der Herr des Hauses würdigte seinen Sohn mit einem kurzen Blick. "Es tut mir leid Vater, aber das Studium nimmt viel Zeit in Anspruch." "Ja, das weiß ich." Krishnan hatte einen immensen Anteil an Babyspeck behalten, aber er war erst 9 Jahre alt. Er stand neben seinem Vater und setzte den Bär vor dessen Nase. "Er ist echt ein schönes Exemplar. Hat er einen Namen?" "Ra." "Neeta, denkst du nicht, dass Krishnan langsam lernen sollte nicht mehr so anhänglich zu sein? Ich meine Rahul wird nicht mehr viel Zeit haben wenn er erst meine Firma übernimmt." Der streng dreinblickende Mann wandte sich an seinen ältesten Sohn. "Du wirst mit deinen Kenntnissen in Wirtschaft eine würdige Nachfolge sein." Es war keine Frage, es war keine Bitte. "Aber ich-" "Rahul, du wurdest in dieses Haus geholt für einen, aber nur EINEN Zweck." "Narayan lass-" "SCHWEIG Neeta!" donnerte er und Rahul drehte sich zu seiner Mutter um die keinen Mucks mehr tat. Auch Krish war bleich und er verstand nicht. Natürlich verstand er nicht. Dennoch, Rahul erkannte jedes Wort. Jedes einzelne verdammte Wort. Es stach ihn zu tode, es stach ihn nieder.

Wut waberte in ihm. Er gab zu er war verletzt, aber das war er schon lange. Daran hatte er sich gewöhnt. Aber nun war er unsagbar wütend. "Ach ja, für einen Zweck? Ich denke nicht dass Mutter mich genommen hat und gesagt hat >Hey, der wird Narayan Devirs Firma leiten, weil der es nicht zustande bringt Kinder zu bekommen, der ist ein guter Anfang.< Oder?" Neeta Devir zog die Luft scharf ein. Ihr Sohn war Willensstark, er war Mutig, aber er schien immer noch herauszufordern. Immer noch, obwohl sein Vater ein Tyrann sein konnte. Vielleicht genau deswegen.

Rahul zuckte nicht zurück, als er die Faust seines Vaters im Gesicht hatte, Krish schrie und haute seinem Vater den Bär gegen die Beine. "Lass das!!" "Kenne deinen Platz Krishnan." fuhr er ihn an, sofort verstummte das Kind. Rahul machte sich nicht mal die Mühe das Blut wegzuwischen. "Ich bin dankbar, ja. Aber ich lasse mir meinen Weg nicht vorschreiben. Ich hatte diese Firma um unseretwillen übernehmen wollen. Aber immer wieder meinst du sagen zu müssen, dass ich nur einen Daseinsgrund habe. Danke dafür. Mutter ich gehe. Krish, pass auf Ma auf." Er küsste seinen Brurder auf die Stirn und verabschiedete sich von seiner Mutter, der Tränen über die Wangen liefen.  Narayan Devir drehte sich nicht um. "Wenn du weiter diese Einstellungen hast wird es sehr schwierig werden." "Das ist es schon, Vater, das ist es schon." <


"Was hat das zu bedeuten?" "Es bedeutet, dass Krishnan wahrscheinlich klammheimlich Kontakt mit uns aufnehmen will." Kirana verschränkte die Arme vor der Brust. "Rahul Devir. Ich hab die Schnauze so voll, ganz ehrlich. Ich weiß NICHTS!! NICHTS über diese Dinge!! Wie denn auch, du REDEST ja nicht mit mir!! " Rahul knurrte leise und stieß die Tür zu, ehe er so nah an Kirana herantrat, dass sie nur noch zwei Blattbreit außeinander standen. "Es gibt gute Gründe." "Ja, zum Beispiel, dass ich schuld bin, dass du nicht zurück kannst? Das unsere Tochter ohne Großeltern aufwächst?!" "SIE SIND NICHT MEINE ELTERN!!" es brach aus ihm heraus, er hatte sie nicht derartig anschreien wollen.

Rhuksar hielt gerade Prijas Hand als sie rutschte, alle waren so herrlich ausgelassen. Sie hörte laute Stimmen aus dem Haus. Gott nein, oder? Sie stritten sich eigentlich nie. Niemals. Rahul hasste es wenn Kirana wütend war. Aber es war nicht Kirana. Es war Rahul. Was um alles in der Welt ging hier vor sich? Rhuksar ignorierte es dennoch, denn auch die beiden waren nur Menschen.

"WAS DENKST DU DENN WARUM ES MICH ZERREIST!! Ich bin nicht ihr SOHN!! Trotzdem habe ich versucht ihnen immer alles recht zu machen, weil sie mir eine Familie gegeben hatten. Ich habe sogar einen Bruder, Kirana! Der mich abgöttisch geliebt hat!! Aber dann kamst du in mein Leben. Du und all deine Freude. Du und all deine Träume, dein Lachen..." Tränen standen in Kiranas Augen. "Wie...wer sind...-" "Ich will nicht darüber reden. Die die mich aufgenommen haben, haben mir ein beschissenes Beispiel gegeben." zischte Rahul durch die zusammengepressten Zähne. "Was ist damals passiert...bitte." "Nicht jetzt. Es ist Prijas Geburtstag wenn ich das jetzt tue kann ich erstmal mit niemandem reden. Was sollen denn die Eltern denken. Am Ende denkt Prija dann noch wir hätten ernsthaft gestritten." Kirana lächelte sanft und zog Rahul an der Hand hoch. Dieser fuhr sich übers Gesicht. "Verdammte Scheiße, Kira." "Schscht. Erzähl mir alles, wenn sie schläft." Rahul entspannte sich erst, als er die weiche, sanfte Umarmung seiner Frau spürte. "Mere Dil." Ja, er war ihr Herz. Sie war das seine. Das würde sich nie ändern. Aber Kirana hatte keine Ahnung welchen Schmerz er ertragen musste. Ertrug. Immer noch. "Ich hätte mir auch gewünscht, dass du sie kennenlernen würdest. Aber nicht so." Er küsste sie sanft auf den Scheitel, dann gingen sie zurück zu ihren Gästen. Rahul hatte den Bär und den Umschlag liegen lassen. Noch konnte er es nicht.

"Papa, schau mal was Anjali mir geschenkt hat!" Rahul setzte sich an die Gartenbank und betrachtete bewundernd ein sehr üppig illustriertes Kinderbuch. "Anjali, das hast du aber klasse ausgesucht." "Da haben mir Opa und Oma geholfen, weil Mama und Papa auf Geschäftsreise sind." Sie winkte einem freundlichen Lächelnden älteren Ehepaar um die 70. "Du hast tolle Opa und Oma. Ich hab leider gar keine." Anjali lachte und umarmte Prija. Kirana drückte Rahuls Schulter kurz, sie wusste wie sehr es ihn quälte, aber sie brauchte die ganze Geschichte. Das was bis jetzt war...das allein war schon absolut Verrückt. "Weißt du, die sind manchmal strenger als Ma und Pa. Deswegen mach dir nichts draus. Außerdem hast du den cooleren Pa." Rahul lachte auf. "Anjali komm schon. Deiner ist auch cool, auf seine Weise." "Hm." "Gut, dass er dich nicht hören kann." fügte Kirana lachend hinzu. Sie holten sich einen Kaffee und beendeten den Geburtstag erst Stunden später, als auch das letzte Spielverrückte Kleinkind gegangen war.

Prija kam strahlend zu ihnen gerannt und Kirana nahm sie in ihre Arme. "War das gut?" "Das war absolut OBER COOL!!" Rahul verdrehte die Augen. "Cool? So, es war cool?" "Ja weil du bist auch cool, Pa. Und Ma." Kirana kicherte als sie sah wie breit Rahul nun doch grinste, auch wenn er dieses >Cool< von einer vierjährigen noch nicht hören wollte.

Abends, als alles ruhig war, Kirana ihre Tochter ins Bett gebracht hatte zündete sie unten den Kamin an und holte sich ein Glas Wein. Plötzlich klingelte das Telefon. "Herrgott, wer ruft denn so spät an?" "Ich geh schon!" rief Rahul aus der Dusche, er war gerade in seinen Schlafanzug geschlüpft. "Devir?..." Der junge Mann umklammerte den Hörer. Bitte was? "Halt. Wag es nicht." presste er hervor. "DU hast mir nichts zu sagen." fauchte er und knallte den Hörer auf. Seine Frau strich sich die kastanienbraunen Wellen hinter die Ohren und sah ihn fragend an. Sie bekam keine Antwort, er war kreidebleich als er sich setzte. "Das ist merkwürdig. Verdammt merkwürdig." "Wer war das? Warum warst du so wütend?" Das dunkle Augenpaar ihres Mannes sah sie an. Sie sah die Wut, aber sie sah vor allem eines  - Schmerz. "Das war meine Mutter."


Tbc.

Journey of HeartsWhere stories live. Discover now