Sleepless

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>Rahul hör mir zu. Er weiß nicht, dass ich mit dir spreche. Es geht um Krish. Ich weiß, dass es ewig her ist, dass wir gesprochen haben, aber kan-<

Mehr hatte er  nicht ertragen können. Seine Mutter hatte seine Nummer, seine Adresse. Dennoch hatte sie nie einen Finger gerührt. Er war ihr Augenstern gewesen, bis zu diesem einen Tag. Es war als wäre er ausradiert worden. Und jetzt meldete sie sich? Wenn Krish etwas wollen würde, würde er anrufen.

"Dil, was hat deine Mutter gesagt?" Er lag auf dem Bett und starrte die Decke an, Kiranas Kopf lag auf seiner Brust, die sich langsam hob und senkte. "Es ginge um Krish. Sie hat gesagt, sie wüsste, dass es ewig her ist, aber...ach keine Ahnung. Ich wollte ihre Stimme nicht hören." Kirana zog die Augenbrauen hoch. Das war eine Lüge. Seine Stimme war leise. "Du vermisst sie. Du vermisst vor allem Krish." "Das mag sein. Aber er hat-" "Vielleicht hat er zu sehr Angst vor seinem Vater." "Das kanns ein." "Rahul, hast du die Karte gelesen?" "Noch nicht." Er, der erwachsene Mann, Ehemann, Vater einer Tochter und leiter einer Firma, hatte Angst. Ein gestandener Mann hatte eine Heiden Angst vor dem was in diesem Brief stand. "Es wäre vielleicht aufschlussreich, weil sie gesagt hat es ginge um deinen Bruder." "Ja, ja Kira. Ich sehe schon nach." murmelte er und drückte ihre Hand.

Kirana blickte ihn an, absolut übermüdet schenkte er ihr ein Lächeln, dass ihn so strahlen ließ. Trotz allem. Hätte sie noch einen einzigen Moment mit ihren Eltern, sie würde alles dafür geben. Und diese Familie zerfleischte ihren eigenen Sohn. Den sie mit offenen Händen begrüßt hatten. Nur weil...weil..."Gott was eine Scheiße." flüsterte sie und zog sich ihren Bademantel über. Leise sah sie nach Prija, die selig in ihrem Zimmer schlief.

>Rahul. Ra.

Wir alle haben deine Adresse, deine Telefonnummer. Doch niemand würde sich je bei dir melden. Das muss ein Ende haben. Ich ertrage das nicht mehr. Dieser Hass, der unsere Familie spaltet. Diese Ablehnung die sie dir überbracht haben. Obwohl sie dich ja damals haben wollten. Mutter hat dich geliebt. Nur hat Vaters Hass sie vergiftet. Hier in diesem Haus darf man deinen Namen nicht nennen. Ich verzweifle, wenn Vater zu allen und jeden sagt, ich sei sein einziger Sohn. Du hast keinen Fehler begangen. Du bist aus Liebe fort. Weil sie die nicht akzeptieren konnten, dich nicht mehr akzeptieren wollten. Was habe ich  Vater angefleht dich zurückzuholen. Nachdem ich mir nur Prügel eingehandelt hatte, jahrelang...da hatte ich irgendwann aufgehört. Weil ich wusste, du hasst uns. Du hasst ihn. Du hasst Mutter, weil sie dir nie geholfen hatte. Vielleicht hasst du sogar mich, weil ich auf einmal der leibliche Sohn war. Weil Vater sanfter zu mir war. Ich habe damals nicht verstanden warum du uns so den Rücken gekehrt hast. Warum unsere Eltern dich nicht zurückgeholt haben.

Aber ich denke das ist die Liebe. Sie macht einen Stark für das was man braucht zu kämpfen, aber sie macht auch blind. Blind für das wichtige im Leben. Vater kannte nie liebe. Er kannte immer nur Egoismus und Hass. Mutter liebte Vater und eben dass machte sie blind. Es ist bis heute so. Immer noch, jeden Tag. Sie huldigt ihn praktisch. Und mich...mich liebt sie immens, weil sie einen Sohn verloren hat. Aber auch keine Anstalten macht dich zurück zu holen. Ich kann es nicht tun, er würde mich töten. Es sind 10 Jahre vergangen. Keine Ahnung wann dieses Paket ankommt. Aber ich weiß nicht, ob du den Bär haben willst. Ob du ihn verbrennst, mitsamt dem Brief. Ich weiß nicht wie es dir geht, was du tust. Ich wünsche mir nur, dass du und Kirana glücklich seid.

Ich  kann das nicht mehr hier. Ich ertrage dieses Haus nicht, dieses Gefängnis. Diese Bitterkeit, diese Kälte. Diesen Hass, der hier wabert. Vater hat eine Hochzeit für mich arrangiert. Eine junge Frau, die durchaus nett ist. Ihr Vater ist ein Geschäftsteilhaber, dessen Anteile Vater für sich will. Deshalb muss ich sie heiraten. Du verstehst sicher, dass ich das nicht kann. Ich liebe sie nicht, ich würde sie immer unglücklich machen. Was ist Liebe denn? Ich kenne sie nicht. Nur bei dir fühlte es sich an wie Familie. 10 Jahre habe ich gewartet, dass du irgendwann zurück kommst. Sie hätten dich niemals darum gebeten. Ich konnte nicht. Aber jetzt ist es genug. Ich werde mich nicht in eine Heirat zwingen lassen. Ich werde nicht länger akzeptieren, dass sie uns zerstört haben. Es ist genug. Vater wird jetzt das einige Verlieren, dass er glaubt haben zu müssen um noch erfolgreicher zu sein.

Es tut mir leid, dass wir uns nicht mehr gesehen haben. Pass gut auf den Bär auf. Und wenn es dein Herz erübrigen kann, komm nach Hause um reinen Tisch zu machen.

Auch wenn du mir vielleicht nicht glaubst, du warst meine Familie. Immer.

Und es tut mir leid.

Krish.<

Was? Bitte was? Ihm schwirrte der Kopf, als er den Brief zum dritten Mal las. "Fuck. Fuck. Fuck. Fuck." flüsterte er. Seine Hände begannen zu zittern. Was hatte das zu bedeuten? Was meinte er...ihr Vater würde nun das verlieren, von dem er glaubt es haben zu müssen...eine Arrangierte Ehe...ihr Vater prügelte Krish immer noch. Gott, er war mittlerweile 20. Darum ging es nicht...es war fuchtbar keine Frage. Das was Rahul nicht aus dem Kopf ging, war war diese verdammte Vergangenheitsform. "Kira." flüsterte er, aber er wusste, dass sie wieder zu Bett gegangen war. Zitternd vor Wut und Schmerz stützte er den Kopf in die Hände. Seine Augen füllten sich widerwillig mit Tränen, die er zurückzudrängen versuchte. "Krish, was soll das." zischte er. Seine Finger suchten nach seinem Handy. Er hatte Angst. Fürchterliche Angst, als er auf die Nummer seiner Eltern starrte. Krish hatte damals kein Handy gehabt. Er hatte seine Nummer nicht. Rahul würgte es fast, als er diese Nummer ansah. Er konnte sie nicht wählen. Er konnte nicht wieder ihre Stimmen hören. Also lief er leise ins Schlafzimmer. So aufgewühlt war er das letzte Mal...damals gewesen. An diesem einen Abend der ihm sein bisheriges Leben zerstört hatte...um ein neues zu beginnen.

Tbc.

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