My life

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Als die Tür ins Schloss fiel dachte Rahul er würde Erleichterung verspüren. Sollte er doch gehen. Sollte er doch. Hier war weder Gefängnis, noch Kerker. "Iss auf, Prija." ermahnte Kirana ihre Tochter. "Wir fahren gleich." "Ok. Kann ich heute wieder bis Nachmittag bleiben, wir haben ein riiiesiges Puppenhaus bekommen und da will ich mit Arjun spielen." "Bleibt Arjun auch bis Nachmittag?" fragte Rhuksar, sie war erstaunt, dass dem Kind der Kindergarten so Spaß machte. Sie und Kirana hatten keinen Kindergarten besucht. Die Straße war ihr Spielplatz gewesen.

"Ja, der auch. Biteee." "Natürlich. Also dann, sag Wiedersehen zu Papa." Kirana fiel auf, dass Pirja ihn länger umarmte als sonst. "Hab dich lieb." "Mal zehntausend." antwortete ihr Mann und küsste seine Tochter auf die Stirn. Rahul lächelte als Kirana ihm die Haare verstrubbelte. "Na wann musst du los?" "Nachtschicht diesmal. Ich wollte den Tag frei und Richard hat übernommen, dafür dass ich die Aktiengeschäfte ab 20 Uhr regle." "Guter Deal. Haben wir was vor?" "Vielleicht." Sie liebte sein verschmitztes Grinsen, wie damals als er sie auf dem Volksfest aufgezogen hatte. "Willst du ihm nicht-" "Nein. Später. Ich will sehen ob er wieder kommt." "In Ordnung. Bis später." "MAAA!!" "Ja, Schatz!" Rhuksar lachte und sah ihre Nichte an, die ungeduldig an der Tür stand. "Knutschen könnt ihr später!" Sprachlos starrte Rahul seine Tochter an und prustete los. "Die bringen sich die besten Sachen bei, Kira." "Ich finds nicht so lustig. Meine Güte, Kind." sie eilte ihrer Tochter hinterher und winkte noch kurz zum Abschied. Die Tür fiel erneut ins Schloss. Rahul lächelte und sah Rhuksar an. "Du denkst immer sie kommt nach Kira oder?" "Jap." Die 20 jährige lachte und nahm sich einen Apfel aus der Schale. "Sowas von wahr." Rahul konnte kaum verstehen was sie sagte, so viel Apfel wie in ihrem Mund steckte. "Ess erstmal. Aber ja, das hab ich doch gesagt." "Weißt du Rahul. Ich habe dir das nie gesagt." "Hm?" Er war aufgestanden und räumte das Geschirr in die Spülmaschine. Seine Arme schmerzten unglaublich, aber es war wie ein Zupfen das ihn erinnerte, dass er nicht hier war um aufzugeben. Er trug große Verantwortung diesen Frauen gegenüber. Und gegenüber seinem Bruder.

"Danke." "Morgen darfst du den Tisch abräumen, Kind." Rhuksar hatte gesehen, wie ihr Schwager inne gehalten hatte. Nur für eine Sekunde. Sie lächelte. Er erwartete als aller letzter, dass man sich bei ihm bedankte. "Ich bin 20." "Du bist das Kind." kam es zurück, sein Ton war sanft. Seine Arme stützten sich an der Anrichte ab, als er sich zu ihr drehte und anlehnte. Seinen Verband würde entweder Kirana oder sie heute wechseln müssen. Aber zuvor musste sie sagen was sie zu sagen hatte. "Werd ich, keine Sorge. Rahul, jetzt ohne dass du gleich wieder irgendwas dazwischen wirfst." "Ja, Rhuksar." er zog die Augenbrauen hoch, wartend.

"Du hast damals keine Ahnung gehabt wie tief wir in der Scheiße gesteckt sind. Und deshalb wollte ich dir danken. Für das Verhalten das man uns noch nie entgegengebracht hatte. Einfach weil wir aus Chadni Chaok waren. Weil wir keine Oberschule besuchten und im Laden unseres Vaters arbeiteten um genug Geld für unsere verbleibende Familie zu verdienen. Als Vater gestorben ist, da hat uns niemand geholfen. Niemand. Und das männliche Familienoberhaupt war tot. Frauen gelten doch nichts-" "Scht. Das will ich nicht mehr hören." warf Rahul ein. Seine Schwägerin nestelte an ihrem Zopf herum und schlug die Beine übereinander. "Es gab niemanden der uns hätte aufnehmen können und Kirana durfte den Laden alleine nicht leiten. Und dann kamst du. Du, den sie alle angestarrt hatten weil er auch nur einen seiner edlen Füße in diese dreckige Stadt stellte. Du, der entschlossen hat eine Frau die Trauer trägt anzufassen. Dir war das alles bewusst, oder?"

 Rahul schenkte ihr ein Lächeln, so warm wie die Sonne, so voller Liebe wie sie es nur bei ihm sehen konnte. "Rhuksar. Rhuksar, Rhuksar. Natürlich. Ich wusste von Anfang an worauf ich mich einlasse. Und das war denke ich die beste Entscheidung meines Lebens." "Rahul du hast uns echt gerettet. Und ich weiß dass ihr nie oft darüber redet und wir schon gar nicht. Aber ich weiß dass es jetzt irgendwie alles scheiße aussieht. Aber ich wollte nur dass du weißt wie dankbar ich dir bin." Sie war aufgestanden und Rahul war wie erstarrt. Sie hatte Tränen in den Augen, aber sie lächelte. "Und ich sage das nicht nur so. Du hast mir mit deinen dummen Sprüchen und deiner Art mehr geholfen als jeder Andere. Und du hast uns nicht fallen gelassen. Du hast uns zu deiner Familie gemacht. Dafür gibt es keine Worte. Ich weiß nicht was du alles hinter dir hast und ich wage nicht es mir vorzustellen. Aber du bist alles was sich Vater für Kirana und mich gewünscht hat." Es fehlten ihm die Worte. Alle um genau zu sein. Er fand sie nicht. Noch nie hatte...nie hatte er gedacht, dass es ihr so wichtig gewesen war - das sie sah wie wichtig es in diesem Zeitpunkt gewesen war.

Journey of HeartsWhere stories live. Discover now