Betrayal

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"Ich will aber nicht schlafen." Rahul lächelte sanft als er beobachtete, wie Prijas Augenlider immer tiefer wanderten und sie ständig gähnte. "Oma ist auch morgen noch da, ok?" Kirana strich ihrer Tochter über den Kopf. Als Rahul mit Prija an der Hand in ihr Zimmer ging und sie bettfertig machte sah sie ihn lange schweigend an. "Kann es sein, dass Onkel Krish gar nicht mehr herkommt? Und wir nicht zu ihm?" Rahul sah verwundert auf. "Wie kommst du darauf? Natürlich sehen wir ihn bald wieder." "Aber als Maa ihn angerufen hat und es dir gesagt hat, warst du nicht glücklich, oder?" "Das liegt nicht daran, dass ich ihn nicht bei uns haben will." "Wieso denn dann?" "Prija es gibt Dinge die musst du noch nicht verstehen. Ich will das dein Onkel Krish und Tante Rhuksar bei uns sind. Aber sie sind auch erwachsen, weißt du? Sie dürfen selber entscheiden wohin sie wollen." "...kann ich was fragen?" "Natürlich." Der junge Vater setzte Prija auf ihr rosa bezogenes Bett und nahm neben ihr Platz. "Hast du Angst vor Onkel Krish?" "Nein, das habe ich nicht." "Du lügst." "Warum denkst du ich habe Angst vor ihm?" Rahul stellten sich die Nackenhaare auf. Wie viel bekam dieses Kind mit? Er versuchte sie doch so gut es ging vor allem zu Schützen. Und doch...Sie war doch erst so klein. Er wollte das nicht. "Du schaust manchmal ganz traurig oder ganz komisch wenn er da ist." "Das hat nichts mit Angst zu tun. Weißt du, ich bin sein Bruder. Und ich war kein guter Bruder für ihn." "Wieso?" "Ich war nicht oft da. Ich war eigentlich gar nicht da." "Das ist aber echt gemein, wo warst du?" "Ich war bei Maa und dir." "Dann versteht er das bestimmt." "Hast du gesehen, dass er das versteht? Haben wir glücklich ausgesehen?" "Nein. Aber ich glaube das es bald gut ist. Es ist gut, dass du keine Angst vor ihm hast. Hab ich nämlich auch nicht. Er ist lieb. Hat er Angst vor dir?" "Er hat niemals einen Grund dazu, mein Schatz." "Dann kommen die beiden bestimmt und bleiben." Ihre Augen waren so müde, aber so voller Hoffnung. Und Rahul war sich dessen sicher, dass sein absolut frühreifes Kind recht hatte. Er hatte ja sogar dafür gebetet. "Jetzt schlaf, Prinzessin. Morgen haben wir bestimmt schönen Besuch." Prija kuschelte sich in ihr Bett und ließ Rahuls Hand eine ganze Weile nicht los. Er genoss es sehr, denn sie würde viel schneller wachsen als ihm lieb war. Irgendwann würde sie ihn nicht mehr brauchen...nein. Er sah es an sich selbst. Kinder brauchten ihre Eltern immer. Egal wie alt sie waren.

Kirana wartete auf ihn als er die Treppe herunterkam. Doch sie kamen nicht dazu etwas zu sagen. Die Tür ging auf und Rhuksar hielt Krishnans Hand fest. Rahul stellten sich die Nackenhaare auf. Er hatte Krish in furchtbarer Verfassung gesehen als er ihn aus seinem Elternhaus geholt hatte. Dann sah er fast wieder aus wie ein normaler Mensch...und jetzt? Er hörte Kirana nach Luft schnappen. "Ich habe doch gesagt ich brauch Hilfe." flüsterte Rhuksar und sah Rahul kurz an. Krish sah aus wie ein Skelett. Es war als wäre alle Reserve die er noch gehabt hatte verdampft. Wie zum verdammten Teufel..."Krish. Was ist passiert?" Rahul legte seinem Bruder die Hand sanft auf die Schulter doch der Blick der ihn traf...er kannte ihn zu gut. Hatten sie das nicht hinter sich gelassen? "Ein Wunder, dass du dich nicht abgesetzt hast." Verständnislos sah Kirana zu ihrer Schwester, die hilflos den Kopf schüttelte. "Wieso sollte ich? Ich habe dir versprochen, dass wir alle zusammen bleiben. Alles ist gut, Krish." "Ein Scheiß ist gut. Mein Gehirn zerfrisst mich." "Sag mir nicht, dass er nicht mehr zu den Treffen und zur Therapie geht." zischte Rahul zu Rhuksar. "HIER bin ich! Ich bin kein KIND! Rede nicht über mich als würde ich nicht existieren." "Du benimmst dich gerade wie ein Kind." erwiderte Rahul tonlos. Er wich Krishs Faust aus, wie sehr er wusste, dass er zuschlagen würde war schon bedenklich. Diese Agressivität. Diese Wut. Diese ganze unterschwellige Wut, die Rahul gehofft hatte aus ihm vertreiben zu können. Kirana gab ein paar Handzeichen in die Küche, seine Mutter und Prija mussten dort drin sein. "Gut, dann frage ich dich. Du hast alles fallen lassen, kann das sein? Wieso?" "Wieso musst du jeden retten wollen?" "Wieso gibst du immer auf? Wieso ist der Drang zur Selbstzerstörung größer als alles andere?" "DU hat mir vorgegaukelt, dass jetzt alles gut werden würde, aber niemand kann mir diesen Schmerz nehmen. Das was ich eingeworfen habe das hat es abgetötet. Jetzt...habe ich nichts mehr." "Du hast uns." Die Köpfer der beiden Männer schossen zu Kirana und Rahul schüttelte den Kopf. Er hatte keine Lust, dass sein Bruder jetzt auf Kira losging. "Du hast eine Familie. Immer noch." "Was ist das für eine Familie? ICH habe keine. Du vielleicht, aber glaub ja nicht, dass ich mich in dein Weltbild quetschen will." "Das habe ich auch nie von dir verlangt. Ich will, dass du ein Leben hast, das lebenswert ist. Wir beide haben viel falsch gemacht. Wir haben gestritten, wir haben einander verletzt, aber bitte. Komm schon. Du weißt-" "Ich weiß nichts. Das was ich weiß ist, dass du mich 10 Jahre verwahrlosen lassen hast, jetzt willst dass ich clean bin und ein verdammter Gutmensch. Entschuldige, aber du bist nicht besser." "Das habe ich auch nicht behauptet. Jeder hat seine Fehler und jeder hat seine Dämonen. Aber wir sollten uns nicht von ihnen beherrschen lassen." "Da wird Ra wieder zu Ghandi, was? Kirana, keine Ahnung wie du das aushältst." Sie schwieg, genauso wie ihr Mann.

"Wieso streitet ihr schon wieder?" Prija kam in den Raum gelaufen. "Geh zurück." zischte Kirana ihrer Tochter zu. "Aber wenn er Oma sieht ist er bestimmt-" Prija erschrak als sie den entsetzten Blick ihres Vaters sah. Was hatte er denn? "...Oma?" zischte Krish und starrte Prija an. "Wer ist da?" "Niemand?" flüsterte Prija und biss sich auf die Zunge. Kirana legte die Hände auf Prijas Schultern und schwieg. "Das ist jetzt nicht wahr, oder?" knurrte Krish an seinen Bruder gewandt. Wie konnte er ihnen das antun? Ihm? Sich selbst? Wie verrückt war Rahul? "Sie ist nicht hier. Oder? Wehe du lügst mich an." Rahul atmete tief durch und fuhr sich durch die Haare. "Ma du kannst herkommen." er holte sie, war aber auf der Hut. Als Nandini Devir den Raum betrat erbleichte ihr jüngster Sohn. Die Wut in seinen Augen war überlaufend, ausufernd. Er zitterte. "BIST DU BESCHEUERT?!" schrie er seinen älteren Bruder an. Nandini wandte den Blick ab. Ihr Krish der jetzt vor ihr stand war eine Ausgeburt dessen was ihr Mann und sie ihm angetan hatten. Die Götter würden sie strafen. Das würden sie. "Du hast mich hintergangen." knurrte Krishnan und trat näher an Rahul heran.


Tbc.

Journey of HeartsWhere stories live. Discover now