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Ausführliche Bewertung:

Rechtschreibung/Grammatik/Zeichensetzung:

Die Rechtschreibung ist soweit in Ordnung. Man kann den Text flüssig lesen. Ab und zu sind mal Wörter auseinander geschrieben, die zusammen gehören (wiederzusehen) und manchmal sind auch einzelne Flüchtigkeitsfehler („bleib“ statt „blieb“, „laß“ statt „las“) zu finden. Es gibt allerdings einen wirklich störenden, wiederkehrenden Fehler (das/dass). Die Unterscheidung machst du leider nur sehr selten richtig.

Die Grammatik ist an sich auch okay. Hin und wieder mal eine Kleinigkeit („Doch nur ein Blick“ später statt „Doch nur einen Blick später“, „ich meinte, auch eine kleine Tränen im Augenwinkel zu erkennen“ statt „Ich meinte, auch eine kleine Träne im Augenwinkel zu erkennen“), aber insgesamt nichts Großes.

Die Zeichensetzung ist ebenfalls in Ordnung, auch wenn immer mal wieder Kommas fehlen oder zu viel sind (gerade beim Infinitiv mit zu). Da solltest du auf jeden Fall nochmal drübergucken.

Außerdem würde ich dir empfehlen, Zahlen unter 13 auszuschreiben, wörtliche Rede nur bei einem Sprachwort (sagte, fragte etc.) mit einem Komma abzugrenzen (und nicht: „Achtung!“, ihre Stimme klang weich, trotz der Lautstärke, in der sie zu hören war) und bei Unterhaltungen für jeden Sprecher einen neuen Absatz zu machen, damit man dem Gespräch leichter folgen kann.

Wortwahl/Vokabular:

Der Sprachstil ist gut zu lesen und der Wortschatz ausreichend, um die Geschichte zu erzählen, wobei die Geschichte jetzt auch keinen besonders großen Wortschatz erfordert, weil sie sich mit einer alltäglichen Situation befasst. In meinem Kopf sind beim Lesen Bilder entstanden und die Stilmittel, die du verwendest, sind in der Regel wirkungsvoll und gut eingesetzt („Es war als zöge sich ein bunter Faden durch meinen langweiligen Alltag“).

Allerdings werden recht oft Wörter und Formulierungen wiederholt. Teilweise ist das sicher gewollt (die Erwähnung der Woche am Anfang), aber meist ist das vermutlich eher dem Umstand geschuldet, dass sich auch in der Geschichte vieles wiederholt. Da könnte man mit einer abweichenden Wortwahl sicher noch etwas mehr Abwechslung reinbringen. Gerade das Wort „wieder“ wiederholt sich besonders am Anfang ziemlich oft. In Woche 11 wiederholt sich „der kleine Junge“ (da könnte man „Knirps“ oder irgendwas anderes schreiben). Und in Woche 13 beschreibst du ihre Stimme mehrfach mit den gleichen Worten. Das würde ich gnadenlos kürzen.

Idee:

Die Idee von den zwei Mädchen, die sich an einer Parkbank kennenlernen und verlieben, gefällt mir eigentlich ganz gut. Sie ist vielleicht nicht außergewöhnlich, hat aber eine Menge Potential.

Wissen/Hintergrund/Facettenreichtum:

Ich denke, das Basiswissen ist vorhanden. Die Geschichte ist jetzt nicht besonders komplex und kommt ohne großes Worldbuilding aus. Dadurch fehlt es ihr aber leider auch hin und wieder an Details. Mir ist klar, dass Kurzgeschichten streng genommen einen Anspruch auf Universalität haben und oft so geschrieben sind, dass sie an jedem beliebigen Ort spielen könnten. Allerdings muss ich hier den Detailreichtum bewerten und mir haben einfach manchmal Informationen zu der Welt, in der die Geschichte spielt, gefehlt. Ich weiß kaum etwas über diesen Ort oder über die handelnden Personen. Spielt die Geschichte in Deutschland? In einer Stadt? Einem Dorf? Oder gibt es da nur einen Wald und eine Bank? Ich weiß, das ist nicht der Kern der Geschichte, aber ich muss es nun einmal bewerten, auch wenn ich mich bemühe, hier nicht so streng zu sein.

Figurenentwicklung:

Es gibt in der Geschichte zwei Personen, die eine Rolle spielen. Die Protagonistin und ihr Schwarm. Bei keiner der beiden weiß ich den Namen. Um ehrlich zu sein, habe ich sogar etwas gebraucht, um zu verstehen, dass die Protagonistin eine „sie“ ist. Von ihr habe ich leider kein richtiges Bild im Kopf, weil ihr Aussehen nie beschrieben wird. Das ist im Grunde auch nicht unbedingt nötig. Allerdings weiß ich auch sonst kaum etwas über sie. Ich weiß nur, dass sie Bücher mag, in der Grundschule mal einen Baum gespielt hat, extrem (!!!) schüchtern ist, auf natürliche Frauen steht und offenbar jeden Sonntag so viel Freizeit hat, dass sie zu dieser Bank gehen und auf ihren Schwarm warten kann. Darüber hinaus ist sie sehr emotional, selbstunsicher und sozial inkompetent (wie sie ja selbst sagt). Ich weiß nicht, ob sie eine Familie oder Freunde hat, ob sie zur Schule geht, ob sie irgendwelche Hobbys besitzt und warum sie jeden Sonntag spazieren geht. Dafür wirkt sie stellenweise ziemlich rüde, z.B. wenn sie einfach aufsteht und weggeht (sogar ohne sich zu verabschieden).

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