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Der Abschied von der imaginären Freundin, damit beschäftigt sich diese Kurzgeschichte. Wir begleiten Jules dabei, wie er Galene, seine imaginäre Freundin, trifft und sie langsam wieder vergisst.

Rechtschreibung und Grammatik sind so gut wie fehlerfrei umgesetzt worden. Ein paar Fehler in der Interpunktion kommen vor, es sind aber nur wenige.

Was mich vor allem zu Anfang mehr gestört hat, waren die Wortwiederholungen. In den ersten paar Sätzen kommen die Worte „Junge" und „Mädchen" jeweils viel Mal vor. Das kann man vermeiden, indem man einfach die Personalpronomen häufiger nutzt. Sie werden weniger als Wortwiederholung wahrgenommen und verwirren hier nicht, da ja nur zwei Personen am Dialog teilnehmen.

Was mir den Einstieg auch etwas erschwert hat, war der sehr parataktische Stil zu Anfang. Ich empfand das als etwas holprig und unpassend. Etwas längere, deskriptivere Sätze hätten mir da besser gefallen. Allgemein kommen die Beschreibungen etwas zu kurz, vor allem wenn es um körperliches Empfinden geht. Mir ist bewusst, dass die Person, aus deren Sicht wir die Handlung erleben, keinen wirklichen Körper hat und demzufolge auch nicht über entsprechende Sinneseindrücke verfügt. Dennoch musste ich im Raster dafür leider ein paar Punkte abziehen. Beheben könnte man das, indem man einen auktorialen Erzähler wählt, der auch aus Jules' Perspektive berichtet und seine körperlichen Empfindungen einfließen lässt.

Insgesamt hätte ich mir gewünscht, mehr von der Beziehung zwischen Galene und Jules zu sehen. Leider verbringen sie nur wenige Tage miteinander, aber Jules bezeichnet sie trotzdem als seine beste Freundin? So kann ich als Leserin Galenes Schmerz auch nicht wirklich nachempfinden, da der Beziehung keine Zeit gegeben wurde.

Szenen, wie die im Arztzimmer könnten meiner Ansicht nach gestrichen und durch weitere Interaktionen von Jules und Galene ersetz werden. So würde auch ein weiteres Problem gelöst: Wenn Galene nur Teil von Jules Fantasie ist, wie kann sie dann unabhängig von ihm Dinge tun und erfahren? Oder existiert sie außerhalb und unabhängig von ihm? Wenn ja, dann könnte er Galene ja für viel mehr einsetzen, da niemand sie sehen und hören kann. Dieses Potenzial wird aber nicht ausgeschöpft und das Ganze hat mich eher verwirrt.

Noch eine weitere kleine Anmerkung zur Logik: warum lassen diese, offenbar sehr kontrollierenden Eltern, ihr maximal 8-jähriges Kind allein zuhause, ohne Babysitter, Nachbarn oder Verwandten zum Aufpassen?

Auch die Art und Weise wie Jules spricht, finde ich stellenweise nicht ganz glaubwürdig. Beispiel: „Das ist sie auch. Und sie ist super nett! Ihre Stimme ist auch toll. So weich wie Seide!"

So würde ein Kind nicht sprechen. Außerdem würde es vermutlich nicht auf Details wie die Stimme achten. Ich weiß, dass Jules viel liest und deshalb vermutlich einen größeren Wortschatz hat als das durchschnittliche Kind, dennoch finde ich das etwas zu viel des Guten.

Insgesamt ist das alles aber Meckern auf hohem Niveau. Ich kann dem Autor/ der Autorin nur ein Kompliment für diese sehr gelungene Kurzgeschichte aussprechen.

Gesamtpunktzahl: 467 von 555

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Sprache (jeweils max. 10 Punkte bzw. max. 80 bei Rechtschreibung)

Rechtschreibung

Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten?

78 /80 Punkte

Grammatik

Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt?

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Schlüssel:

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