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Deine Geschichte zeichnet zweifelsohne ein tragisches, aber realistisches Bild von Kindesmissbrauch. Auch wenn sie sich an altbekannte Muster hält (verstorbene Mutter, trinkender Vater, besorgte Nachbarin, Jugendamt und Polizei kümmern sich nicht), kann man nicht von der Hand weisen, dass gerade diese Muster ja leider in der Realität oft vorkommen.

Du malst das Bild von Pauline mit klaren Worten, ohne viel Schnickschnack drum herum, ohne viele Metaphern, sondern einfach klar und deutlich, in einer Art, die sich gut an die Thematik anpasst. Deine Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung sind einwandfrei.

Die Geschichte besticht durch die kleinen Feinheiten – Marisol als Charakter ist wunderbar, auch wenn ich sie mir noch ein bisschen stärker und differenzierter charakterisiert gewünscht hätte. Gleiches gilt für den „Schutzengel“ – auch hier hätte ich mich gefreut, noch ein wenig mehr zu erfahren. Ist M. eine Fantasiegestalt? Ein Schutzmechanismus? Paulines Unterbewusstsein oder doch das Monster unter dem Bett, was gekommen ist, um seinem Schützling beizustehen? Dass dazu gar nichts kommt, ist ein bisschen enttäuschend.

Dass Paulines Mutter keines natürlichen Todes gestorben ist, ist einem als Leser natürlich direkt im Prolog klar. Ihre Reaktion, als sie es erfährt, ist auch sehr gut gelungen. Ich fand es ein wenig schwer nachzuvollziehen, warum sie im Anschluss tut, was sie tut. Das Ende ist natürlich sehr tragisch, aber der Epilog hat etwas sehr Ruhiges, in sich Geschlossenes, auch wenn er mir persönlich stilistisch einen Tick zu blumig war.

Was ich nicht ganz verstehen kann, ist was du mit der Geschichte sagen willst. Es ist, natürlich, ein eindrucksvolles Bild von Kindesmissbrauch und Alkoholismus, ein warnendes Beispiel. Aber ich hatte immer noch die Hoffnung, ein Entkommen von Pauline und M. zu sehen. Natürlich muss nicht jede Geschichte ein Happy End haben, aber eine kleine Überraschung in irgendeiner Weise, die mit der doch recht vorhersehbaren Geschichte bricht, hätte mich auf jeden Fall gefreut!

Gesamtpunktzahl:  494 von 555

 
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Sprache (jeweils max. 10 Punkte bzw. max. 80 bei Rechtschreibung)

Rechtschreibung

Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten? 

80/80 Punkte

Grammatik

Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt? 

20 Punkte (0, 5, 10, 15 oder 20)

Schlüssel:

0 = Textverständnis ist durch zahlreiche Grammatikfehler stark eingeschränkt

5 = Grobe Verstöße gegen die Grammatik häufen sich

10 = Verstöße in vielen Bereichen

15 = Einige Verstöße in wenigen Bereichen

20 = Weitgehend korrekte Verwendung der Grammatik

Zeichensetzung

Wie sinnvoll und regelkonform erfolgt die Nutzung von Satzzeichen? 

15 Punkte (0, 5, 10 oder 15)

Schlüssel:

0 = die Nutzung von Satzzeichen folgt kaum einer Regel

5 = Satzzeichen werden seltener richtig verwendet

10 = Satzzeichen werden überdurchschnittlich oft richtig genutzt

Ideenzauber 2022 - KritikbüchleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt