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Diese Geschichte hat mich durchaus überrascht. Ich finde die Idee einzigartig und kreativ. Leider hapert es bei der Umsetzung an sehr vielen Stellen.

Bei der Rechtschreibung musste ich leider 0 Punkte vergeben, da die Fehlerquote von 1% überschritten wurde. Der Autor/die Autorin scheint vor allem Schwierigkeiten mit Groß- und Kleinschreibung sowie mit zusammengesetzten Wörtern zu haben. Ich werde mir an dieser Stelle eine genauere Aufschlüsselung der Fehler sparen, da das in der anderen Kritik bereits detailliert geschehen ist. Falls näheres Feedback dazu gewünscht wird, kann sich der Autor/die Autorin gerne an mich wenden.

Auch Grammatik und Zeichensetzung haben mir das Lesen erschwert. Bei ersterer haben mich vor allem die Zeitfehler gestört. Es wird teilweise innerhalb eines Satzes die Erzählzeit von Präsens ins Imperfekt gewechselt. Das irritiert enorm und hat mich ständig aus dem Lesefluss gerissen. Beim Schreiben ist es wichtig darauf zu achten, dass man eine Erzählzeit wählt und dann auf anderen Zeitebenen die entsprechenden Formen für Vor- und Nachzeitigkeit benutzt. Hier wurde als Erzählzeit das Präsens gewählt, teilweise wird aber plötzlich ins Imperfekt gewechselt. Dazu gibt es aber keinerlei Gründe, da hier ja im Präsens erzählt wird. Und das Imperfekt findet, außer, um etwas zu erzählen, was in der Vergangenheit liegt, kaum Verwendung. Warum also plötzlich in die Vergangenheit springen?

Der Schreibstil hat mir, auch ohne die Fehler in Rechtschreibung und Grammatik, Probleme gemacht. Er ist trocken und eher parataktisch. Außerdem kommen einige Wortwiederholungen vor. Was dabei Vielen vielleicht nicht so bewusst ist, ist die Tatsache, dass nicht nur das gleiche Wort als Wortwiederholung zählt, sondern auch, wenn Wörter ein und derselben Wortgruppe kurz nacheinander vorkommen. Beispiel: „Meine blutverschmierten Klamotten, das getrocknete Blut, …“

Der trockene Schreibstil bringt auch ein anderes Problem mit sich: die Distanz zur Hauptfigur. Es werden zwar immer wieder Sinneseindrücke erwähnt, aber mir erschien das ganze weniger dazu gedacht die Hauptfigur lebendiger zu machen, als mehr wie ein „ich sollte mal wieder irgendwas beschreiben“.  Ich denke dieser Eindruck ist dadurch entstanden, dass Beschreibungen nicht konstant vorkommen und dann, wenn sie es tun, sehr wortwörtlich und knapp sind. Beispiel: „Meine Nase zuckt. Es stinkt.” Wonach riecht es denn? Wie genau ist dieser Gestank? Hier fehlen genauere Erläuterungen um als Leser das Erwähnte wirklich nachempfinden zu können.

Gleich zu Beginn empfängt uns eine Triggerwarnung. Jedoch wird nicht erwähnt, welche möglichen Trigger sich in der Geschichte verbergen. Ich schätze es sehr, dass der Autor/die Autorin daran gedacht hat, dass seine/ihre Geschichte bei manchen Lesenden möglicherweise Unbehagen oder Ähnliches auslösen könnte, jedoch wäre es noch besser, wenn beim nächsten Mal auch die Trigger erwähnt werden könnten (hier könnten das z.B. Tod, Gewalt, Schilderungen von Verwesung ect. sein).

Während der Handlung beobachten wir die Hauptfigur, Lorelei (sehr kreativer Name übrigens), wie sie Stück für Stück realisiert, dass sie am Tod ihrer Mutter schuld ist. Was genau passiert ist erfahre ich als Leserin jedoch nicht. Dabei hätte es die Geschichte sehr bereichert und Loreleis Charakter deutlich mehr Tiefe verliehen. Hatten sie Streit? War es ein Unfall? Wie war die Beziehung von Mutter und Tochter?

Zudem hätte man mehr Hinweise geben können, auf unterschiedlichste Art und Weise, im ganzen Haus verteilt z.B. durch Schrift am Spiegel, ein Beschlagenes Fenster, das Radio, den Fernseher, … So könnte man auch Rückblenden oder Erinnerungen einschieben, die die Beziehung von Lorelei und ihrer Mutter wiedergeben.

Liebe Autorin, lieber Autor, du hattest eine sehr gute Idee, in der Umsetzung hakt es aber leider noch an manchen Stellen. Nimm dir vor allem Rechtschreibung (Groß- und Kleinschreibung), Grammatik (Kommasetzung) und Zeiten noch einmal vor und füge dann mehr Details in die Geschichte ein. So wird aus diesem Rohdiamanten eine packende Horrorkurzgeschichte.

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