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Hier wird von einer dystopischen Zukunftsvision erzählt, in der Verbrecher nicht mehr hingerichtet, sondern eingefroren werden.

Inhaltlich eine spannende Idee, aber leider fehlen mir die Hintergründe zur Geschichte. Was ist in dieser Welt geschehen? Warum empfinden die Menschen Emotionen als etwas Schlechtes? Wer ist die Hauptfigur und was treibt sie an?

Der Einstieg weckt das Interesse des Lesers. Wir betreten mit der Protagonistin eine Kammer, in der schon seit über hundert Jahren scheinbar niemand mehr war.

Meine erste Erwartung, dass es sich um eine historische Fiktion oder um eine archäologische Geschichte handelt, stellte sich ziemlich schnell als falsch heraus.

In den folgenden Kapiteln wird das Geschehen, welches zur Einfrierung der Heldin geführt hat, aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: des Mittäters, Wachmanns, der Mutter, des Opfers und der Täterin selbst. Das erste und letzte Kapitel bildet eine Rahmenhandlung.

Um mich richtig in der Geschichte zu verlieren, hätte ich mehr Informationen gebraucht. Man erfährt zwar, weswegen die Täterin bestraft wird, nicht aber, was ihre Motivation dazu war oder warum sie als „zweifelhafte Heldin“ so sehr fasziniert. Das was im Schluss angedeutet wird, dass jemand ihre Geschichte irgendwann wieder entdecken wird und ein eigenes Urteil fällen soll, ist mir als Leser nicht richtig möglich. Ich erfahre schlichtweg zu wenig, was ich absolut schade finde, weil mich die Idee der Geschichte wirklich fasziniert. Das fehlende Verständnis/Hintergrundwissen baut Distanz auf. Die Sichtweisen wechseln zu schnell, als dass ich die Personen gut kennenlernen, mich mit ihnen identifizieren und mich in ihrem Leid oder Schmerz verlieren könnte.

Sprachlich überzeugt die Geschichte. (Fast) Keine Fehler (einmal schei*e labern statt Schei*e labern/ *zusehen statt zu sehen), kaum störende Formulierungen (abgesehen von ein paar sehr verschachtelten Sätzen). Bewusst gewählte Stilmittel. Wiederholungen, geschickt variierende Satzlängen.

Nur eine Formulierung finde ich unpassend: „versuchte die Flüssigkeit zu stoppen, die unaufhaltsam über seine Wangen ran“. Flüssigkeit für Tränen ist hier für mein Empfinden ein wenig zu viel des Guten und liest sich, als würde er sich Trinken über das Gesicht schütten.

Noch eine Kleinigkeit zum Format/Layout: Die verschiedenen Sichtweisen sind kursiv gehalten. Es ist anstrengend, so lange Passagen in dieser Schriftform zu lesen und inhaltlich nicht wirklich notwendig. Ich würde überdenken, ob wirklich ganze Kapitel kursiv gehalten sein müssen.

Weil wörtliche Rede nicht vorkommt, weiche ich auf das Bewertungsraster für den inneren Monolog aus.

Gesamtpunktzahl:  465 von 545

In der Regel kann für einen Unterpunkt bis zu 10 Punkte vergeben werden (mindestens 1!). In wenigen Fällen sind nur vorgebene Punktzahlen möglich (z.B. 0 oder 10; 0, 5, 10 oder 15)

Sprache (jeweils max. 10 Punkte bzw. max. 80 bei Rechtschreibung)

Rechtschreibung

Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten? 80 /80 Punkte

Grammatik

Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt? 

20 Punkte (0, 5, 10, 15 oder 20)
 

Schlüssel:

0 = Textverständnis ist durch zahlreiche Grammatikfehler stark eingeschränkt

5 = Grobe Verstöße gegen die Grammatik häufen sich

10 = Verstöße in vielen Bereichen

15 = Einige Verstöße in wenigen Bereichen

20 = Weitgehend korrekte Verwendung der Grammatik

Ideenzauber 2022 - KritikbüchleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt