G919ga (1)

61 8 0
                                    

Dir ist da eine ganz wunderbare Geschichte gelungen. Großartig daran finde ich vor allem den Aufbau und den Spannungsbogen. Du hast mich zweimal ganz mächtig überrascht. Für dieses emotionale Auf und Ab danke ich Dir schon jetzt. Es gelingt Dir leicht, den Leser mit auf eine Reise zu nehmen, die sich zunächst heimelig anfühlt, ja fast "sommerlich", nur um in diese Atmosphäre etwas zutiefst Destruktives und Erschütterndes reinzuholen - man ahnt, etwas Übles wird passieren und es wird übel. Ziemlich sogar.

In der Geschichte geht es um Verfolgung, um Hass, um Menschen, die alles verlieren was sie lieben und auch darum, was es im Extrem mit jenen macht, die es betrifft. Du gibst uns einen Einblick in das Leben eines Mannes, der sich zurückerinnert - alles beginnt mit einem Orangenbaum, einem Ort der Ruhe und des Rückzuges. Er erzählt die Geschichte des Baumes bzw. erinnert diese. Dieser Kontrast zwischen den ausgelassenen Gefühlen der Kinder im Jetzt und den dramatischen Erlebnissen spannen einen Bogen, der mich bis zum Ende hat fiebern lassen, wie das Ganze ausgeht. Dramaturgisch sehr geschickt gemacht! Sprachlich bist Du sehr sicher und schaffst es spielend, eine gute Lesbarkeit herzustellen. Du findest eine gute Mitte zwischen Beschreibungen und Dialogen, die Satzlänge ist variabel und abwechslungsreich und die Geschichte fließt gut.

Das Ende ist wie gesagt sehr verstörend und überraschend und ich kann nur jedem ans Herz legen, mal reinzulesen. Solche Plotwists liest man gern. Die Geschichte ist politisch, sie ist zutiefst menschlich, sie rüttelt auf und regt zum Nachdenken an - und das auf eine verführende, drastische aber nicht übertrieben plastische Weise. Du lässt Raum zum mitdenken, zum miteintauchen und zum traurig sein darüber, dass Menschen sind wie sie manchmal sind - der Bestie näher als dem Engel.

Wenn ich etwas zu bemängeln habe, dann sind es Wortwiederholungen, die ab und an aber nicht so häufig auftauchen (hatte/waren). Die Dialoge gestaltest Du gut, die Menge ist stimmig, allerdings finde ich sie stellenweise etwas spannungsarm bzw. wenig dramatisch. Die Figuren beschreibst Du sehr gut, ich finde sie aber etwas stereotypisch - ein paar mehr Eigenheiten hätte ich schön gefunden, um die emotionale Kopplung von Figuren und Leser*innen zu verstärken. Die Beschreibung sind großenteils sehr gelungen, manchmal etwas detailarm und in mancher Hinsicht (Emotionen der Figuren) etwas zuviel "tell" - hier hätte ich weniger direkte Bildgestaltungen gut gefunden.

Aber das sind Marginalien. Ich habe deine Geschichte sehr genossen. Danke dafür!

Gesamtpunktzahl: 507 von 555

In der Regel kann für einen Unterpunkt bis zu 10 Punkte vergeben werden (mindestens 1!). In wenigen Fällen sind nur vorgegebene Punktzahlen möglich (z.B. 0 oder 10; 0, 5, 10 oder 15)

Sprache (jeweils max. 10 Punkte bzw. max. 80 bei Rechtschreibung)

Rechtschreibung

Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten?

80 /80 Punkte

Grammatik

Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt?

20 Punkte (0, 5, 10, 15 oder 20)

Schlüssel:

0 = Textverständnis ist durch zahlreiche Grammatikfehler stark eingeschränkt

5 = Grobe Verstöße gegen die Grammatik häufen sich

10 = Verstöße in vielen Bereichen

15 = Einige Verstöße in wenigen Bereichen

20 = Weitgehend korrekte Verwendung der Grammatik

Zeichensetzung

Wie sinnvoll und regelkonform erfolgt die Nutzung von Satzzeichen?

15 Punkte (0, 5, 10 oder 15)

Ideenzauber 2022 - KritikbüchleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt