Kapitel 53

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Solange wir uns nicht verlieren, ist es okay.

-elina


Raven

Ich hielt ihre zarte Hand fest umklammert, als wir durch die weißen Flure des Krankenhauses liefen. Aza strahlte übers ganze Gesicht, während sie gerade eine alte Geschichte über Evan erzählte. Ihre Augen leuchteten dabei in verschiedenen Blautönen. Am liebsten würde ich sie in diesem Moment an mich ziehen, damit sie spürte, wie sehr ich sie liebte.

Denn obwohl ich alle Hoffnungen bereits aufgegeben hatte, war sie zu mir zurückgekommen. Den Moment, als sie mir in die Arme gelaufen war, würde ich niemals vergessen können. Sie nach all der langen Zeit endlich wieder spüren zu können, war unbeschreiblich.

Jetzt war sie hier an meiner Seite und ich konnte mein Glück noch immer nicht fassen. Was machte dieses Glühwürmchen nur mit mir?

Als wir vor Evans Tür ankamen, ließ sie meine Hand los und stürmte mit einem lauten Schrei ins Zimmer. Ohne Vorwarnung warf sie sich aufs Bett und zog Evan in eine kräftige Umarmung. Nach einem kurzen Schockmoment legte auch Evan seine Arme um ihren schmalen Körper und murmelte. ,,Hey Kleine, da bist du ja.''

Mit vorsichtigen Schritten betrat auch ich den Raum. Ich wollte die beiden nicht stören, also blieb ich still und hielt mich im Hintergrund. Evan schien meine Anwesenheit noch nicht bemerkt zu haben, da er im nächsten Moment wild auf Aza einredete. ,,Bist du etwa allein?'', fragte er empört und schnipste Aza in den Arm. ,,Hast du dich noch nicht bei Raven entschuldigt? Lass ihn doch nicht so leiden, Aza'', jammerte er. Ein Schmunzeln huschte mir über die Lippen, als Aza daraufhin schnippisch erwiderte. ,,Da steht er doch, dein Traumschwager.'' Dabei deutete sie auf mich und ich hob grüßend die Hand.

,,Hast du mich so vermisst?'', fragte ich Evan und zog spöttisch eine Augenbraue hoch.

,,Dein Humor gefällt mir. Du bist angenommen'', antwortete Evan mit einem dicken Grinsen und signalisierte mir mit einem Daumen nach oben, dass er mich akzeptierte. Ein Lachen entfloh mir. Schließlich war er es gewesen, der mich motiviert hatte, seine Schwester nicht aufzugeben.

Aza verdrehte die Augen und fügte hinzu. ,,Seid ihr jetzt fertig mit eurer Bromance?''

,,Noch lange nicht'', erwiderte Evan mit kratziger Stimme und zwinkerte mir verschwörerisch zu.

Als ich näher an sein Bett trat und ihn von Nahem sah, hielt ich kurz inne. Aza zu Liebe versuchte ich, mir nichts anmerken zu lassen. Prüfend warf ich einen Blick zu ihr. Sie sah glücklich aus. Da war keine Spur von Sorge zu erkennen. Wieder schaute ich zu Evan. Sah sie denn nicht die dunklen Ringe unter seinen Augen und seine blasse Haut? Aus seinem Gesicht sprach die Müdigkeit.

Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Er sah aus, als würde er krank werden. Zur Bestätigung meiner These fing er plötzlich an zu Husten.

,,Können wir nach draußen gehen? Ich fühle mich wie eine zusammengequetschte Rosine und ich war schon so lange nicht an der frischen Luft. Bitte.'' Evan faltete die Hände zusammen und warf Aza einen flehenden Hundeblick zu. Das Sonnenlicht reflektierte sich in seinen bernsteinfarbenen Augen und leuchtete hell auf.

Aza kaute unruhig auf ihrer Unterlippe herum. Eine Angewohnheit, wenn sie sich unsicher war und erst über etwas nachdenken musste. ,,Ich weiß nicht Evan...''

Bei mir schrillten die Alarmglocken, doch ich zwang mich dazu, zu schweigen. Ich würde Aza keine Angst machen, solange ich noch nicht die Bestätigung von Evan hatte. Vielleicht war meine Sorge übertrieben.

Someday we'll see each other againWhere stories live. Discover now