Kapitel 31

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Mit zittrigen Händen fuchtelte ich an meinem Gurt herum. Er wollte einfach nicht zugehen. Die Stewardessen waren gerade dabei, die wichtigsten Fluchtrouten aufzuzeigen, falls es zur Notlandung kommen sollte. Ich wusste, es gehörte zur Routine, doch in mir bereitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Nach mehrmaligem Probieren ließ ich den Gurt frustriert auf meinen Schoss fallen.

,,Lass mich mal'', ertönte es von meiner rechten Seite. Raven beugte sich über die Armlehne und schnappte sich den Gurt. Gleich nach dem ersten Versuch hatte er mich erfolgreich angeschnallt. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich auf meinen Bauch. Wie hatte er das so schnell geschafft? Ich hatte es doch mehrmals versucht.

Hitze stieg in mir auf und ließ meine Wangen glühen. Mir war die Situation mehr als peinlich. Raven musste bestimmt denken, dass ich zu dumm dafür war, einen Klickgurt zuzumachen. Obwohl es mir eigentlich egal sein sollte, was er von mir dachte.

Ich bedankte mich mit einem Nicken und richtete meinen Blick auf den Sitz vor mir. Fokus, Aza. Der Start war das Schlimmste. In sechs Stunden hatte ich alles überstanden. Ich würde nicht nur den Boden unter meinen Füßen spüren, sondern endlich Distanz zwischen Raven und mir bringen.

Seine Anwesenheit steigerte meine Nervosität um ein Vielfaches. In den letzten zehn Minuten hatte ich ihn häufig dabei erwischt, wie er mich immer wieder musterte. Mein Herz trommelte wild gegen meine Brust und ich konnte nicht mehr unterscheiden, ob es wegen des bevorstehenden Starts oder an Raven lag.

Das Flugzeug fuhr allmählich Richtung Startbahn. Es würde noch einige Minuten dauern, bis wir abhoben. Mein Gehirn wusste das und trotzdem stand ich unter absoluter Alarmbereitschaft. Meine Atmung beschleunigte sich. Ich bemühte mich ruhig und kontrolliert Luft zu holen, doch ohne Erfolg. Eine Welle der Panik überfiel mich und ich schaute mich ängstlich um. Mein Blick traf auf grüne Augen, in denen sich Sorge spiegelte. Schnell wandte ich mich ab. Ich wollte sein Mitgefühl nicht.

Ich strich meine schwitzigen Hände an meinen Hosen ab. Um mich abzulenken, kniff ich mir immer wieder in die Oberschenkel. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als das Flugzeug auf die Startbahn fuhr. Angespannt lehnte ich mich zurück und krallte mich an den beiden Armlehnen fest. Ich schloss meine Augen und betete, dass ich in einem Stück am Boden ankommen würde.

Wie aus dem Nichts beschleunigte die Maschine. Ich wurde heftig in den Sitz gedrückt. Mein Bauch kribbelte, als ich mit weit aufgerissenen Augen mehrere kleinere Stoßgebete Richtung Himmel sandte.

Plötzlich schloss sich eine warme Hand um meine verkrampften Finger. Den Blick entspannt geradeaus gerichtet, verbarg er mir, was er in diesem Moment dachte. Er verschränkte seine Finger mit meinen. Als das Flugzeug wenige Augenblicke später abhob, klammerte ich mich mit der anderen Hand an seinen Oberarm und verbarg mein Gesicht an seiner Seite. Fest drückte ich seine Hand. Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Meine Augen hatte ich vor lauter Angst und Schwindel zusammengekniffen.

Mit seiner freien Hand strich er mir sanft über den Kopf. ,,Ich bin da. Alles wird gut'', flüsterte er mir wiederholend ins Ohr.

Noch vor wenigen Minuten war dieser Mann der Grund für meine Nervosität gewesen und nun beruhigte mich seine Nähe. Mein Körper spielte verrückt, wenn ich bei ihm war. In dem einen Moment wollte ich nur flüchten und im anderen zog er mich magisch an.

Es waren mittlerweile einige Minuten vergangen. Das Flugzeug gewann zwar immer noch an Höhe, doch der eigentliche Start war vorüber. Meine Atmung beruhigte sich zunehmend und die Angst verflüchtigte sich allmählich. Mein Gesicht verbarg ich noch immer schützend an Ravens Bizeps und meine Hand hielt seine fest umklammert. Wenn ich mich nicht gleich von ihm löste, würde die Situation noch peinlicher werden, als sie es sowieso schon war.

Someday we'll see each other againWhere stories live. Discover now