Kapitel 30

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Alice griff nach meiner Hand und drückte fest zu. Wir starrten uns mit weit aufgerissenen Augen an. Hilfesuchend blickten wir zu Jace, der uns einen fragenden Blick zuwarf.

,,Was machen die beiden denn hier?'', zischte mir Alice zu. Ihr schien die Situation genauso unangenehm zu sein, wie mir. Sie wippte nervös hin und her und schaute sich immer wieder um.

,,Frag mich etwas Leichteres. Sie haben nicht erwähnt, dass sie mitfahren würden'', erwiderte ich mit zittriger Stimme.

,,Wir müssen uns verstecken, bevor sie uns entdecken.''

,,Großartige Idee und wo sollen wir uns deiner Meinung nach verstecken?'', fragte ich.

Sie grinste breit und zog mich hinter Jace.

,,Was soll das werden, wenn es fertig ist?'' wandte sich Jace an Alice.

,,Sie dürfen uns nicht sehen'', flüsterte sie ihm mit belegter Stimme zu.

,,Von wem redest du?''

,,Raven und Carter, du Idiot. Wir hatten am Samstag eine kleine Auseinandersetzung und das ging nicht gut für unsere Aza aus. Deswegen mach dich so breit wie möglich. Zu irgendwas muss dein kräftiger Körper doch gut sein.''

Ich duckte mich hinter Alice, während Jace uns wie ein Türsteher vor den neugierigen Blicken der anderen zu verstecken versuchte. Es musste ziemlich bescheuert aussehen und doch verharrten wir in dieser Position, bis ein Kichern uns dazu zwang, aufzuschauen.

Schnell richteten wir uns auf, während uns Carter abschätzend betrachtete.

,,Was sollte das gerade?'', richtete er die Frage an Alice. Sie rümpfte die Nase und machte einen Schritt auf Carter zu.

,,Ich wollte Aza gerade zeigen, wie muskulös Jace doch ist. Sein Rücken ist einfach zum Anbeißen'', erwiderte sie zuckersüß. Carters Blick verdunkelte sich, als er zwischen dem grinsenden Jace und der hämisch lächelnden Alice hin und her blickte.

,,Sie verarscht dich nur, reg' dich ab'', sagte eine tiefe Stimme, die ungewollt eine Gänsehaut auf meiner Haut auslöste.

,,Der hatte mir gerade noch gefehlt'', flüsterte Alice verächtlich. Angestrengt schaute sie in seine Richtung, als könnte sie ihn mit ihrem Mörderblick in Luft auflösen lassen. Raven gesellte sich zu unserer lustigen Runde und blieb neben Carter stehen.

Je näher er uns kam, umso stärker wurde das dumpfe Pochen, das sich seit Samstagnachmittag in mir eingenistet hatte. Die Erinnerungen seiner Zurückweisung brachen lawinenartig über mir zusammen und ich stolperte ein paar Schritte zurück. Ich schaute ihn nicht an, stattdessen konzentrierte ich mich auf Jace, der neben Raven stand. Ich würde die Grenze zwischen uns nie wieder übertreten, das hatte ich mir am Samstagabend geschworen.

,,Ich kann es nicht fassen, dass ihr euch angemeldet habt'', wetterte Alice und fuchtelte wild mit den Armen. Ich auch nicht. Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen, als ich Ravens Blick auf mir spürte. Doch ich ignorierte ihn und schaute stattdessen zu Jace. Dieser zwinkerte mir aufmunternd zu und stellte sich an meine Seite. Seine Hand legte sich zögerlich an meinen Rücken. Er beugte sich dicht an mein Ohr und flüsterte: ,,Hab keine Angst. Ich beschütze dich vor dem großen bösen Wolf.'' Ich schenkte ihm ein Lächeln.

Jace hatte sich in den vergangenen Wochen geändert. Er war nicht mehr so aufdringlich und überheblich, wie am Anfang. So, wie er jetzt war, mochte ich ihn. Er war zu einem guten Freund geworden. Es bedeutete mir viel, dass er mir nun zur Seite stand. Sein Schutz half mir, ruhiger zu atmen. Doch ich bezweifelte sehr, dass er mich nur trösten wollte. Irgendwelche Hintergedanken hatte Jace immer.

Someday we'll see each other againWhere stories live. Discover now