Kapitel 18

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,,Aza, wirf mal das Glätteisen zu mir und kannst du auch gleich die Wimperntusche von meinem Tisch mitbringen? Azaaaa! Hast du mich gehört?''

Als ich nicht sofort antwortete, steckte sie bereits ihr halbgeschminktes Gesicht aus der Badezimmertür. Ich verdrehte gespielt meine Augen und sie musste schmunzeln.

,,Sorry. Ich habe gedacht, du wärst schon wieder in deinen Tagträumen gefangen. Aber heute wird kein Trübsal geblasen, sondern gefeiert.''

Ich nickte ihr lächelnd zu, jedoch erreichte das Lächeln nicht meine Augen. Mir war nicht zum Feiern zumute. Am liebsten wäre ich den ganzen Tag im Bett geblieben.

Ich schaute sehnsüchtig zu meiner Bettdecke, unter der ich jetzt gerne wäre, aber stattdessen erblickte ich einen schwarzen kurzen Rock und ein goldenes Oberteil. Ich hatte es gemeinsam mit Alice in der Mall gekauft. Es hatte lange Ärmel und war oberhalb der Brust mit einem kleinen Schlitz ausgeschmückt. Es zeigte nicht zu viel Haut und das war genau das, was ich wollte. An der Taille lag es eng an und betonte meine schmale Figur.

Ich lief zu Alice ins Bad und brachte ihr die gewünschten Utensilien. Ihr Outfit, ein dunkelblaues Glitzerkleid mit einem großzügigen Schlitz an der rechten Seite betonte ihre wohlgeformte weibliche Figur. Es stand ihr ausgezeichnet.

Falls Carter heute kommen sollte, würden ihm die Augen aus dem Kopf fallen.

,,Was grinst du so vor dich hin, hm?'', fragte Alice mit einem skeptischen Blick.

Ich begegnete ihren schokobraunen Augen im Spiegel und musste plötzlich anfangen zu kichern.

,,Ach nichts Wichtiges. Vielleicht erzähle ich dir später davon, wenn du ein bisschen was getrunken hast.''

,,Na da bin ich aber gespannt. Solange es nichts mit dem Vollidioten Carter zu tun hat, ist mir alles recht'', erwiderte sie scherzhaft.

Wenn sie nur wüsste.

Nachdem wir uns fertig geschminkt und die Haare zu leichten Wellen frisiert hatten, betrachteten wir uns im Spiegel.

Nebeneinander sahen wir wirklich toll zusammen aus.

Sie legte einen Arm um meine Taille und strahlte mich von der Seite an.

,,Wie sagt man so schön: zu jedem Brownie gehört ein Blondie.''

,,So und jetzt ist Abfahrt. Ich muss vorher unbedingt noch einen fettigen Burger essen, sonst bekomme ich schlechte Laune. Und ich brauche dringend Zucker, am besten nehme ich gleich eine XXL Cola.''

Kopfschüttelnd ging ich hinter ihr her.

Genau dafür liebte ich sie.

Mit einem letzten aufmunternden Blick in den Spiegel verließen wir den Raum. Die Sonne ging gerade am Horizont unter und der Himmel war in orange-roten Farben getaucht.

Als wir hinaustraten, hob ich meinen Kopf gen Himmel.

Ich weiß, dass ihr da seid, Mom und Dad. Ich vermisse euch so sehr, dass es sich anfühlt, als würde meine Brust explodieren. Und ich weiß auch, dass ihr mich nicht so sehen wollt, aber ich versuche schon alles. Nur nichts hilft wirklich. Heute werde ich alles für einen Abend vergessen. Verzeiht mir, dass ich so egoistisch bin.

Denn heute würde ich nicht Aza sein, das Mädchen, das ihre Eltern umgebracht und ihren Bruder ins Koma manövriert hatte. Heute Abend würde ich so sein, wie alle anderen auch.

Ich würde ausgehen und Spaß haben. Vielleicht sogar ein bisschen Alkohol trinken und tanzen, bis mir die Füße wehtaten. Ich würde alles sein, was ich sonst nie war.

Someday we'll see each other againМесто, где живут истории. Откройте их для себя