Kapitel 27

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,,Aza, ich hab so Hunger'', quengelte Alice.

,,Ich weiß, aber wir sind doch schon auf dem Weg Richtung Cafeteria'', zischte ich zurück.

Im Gegensatz zu mir hatte Alice vor zwei Stunden erst gefrühstückt. Ein Bagel und ein Donut genügten dem kleinen Vielfraß anscheinend nicht, um satt zu werden.

Mit großen Schritten steuerten wir auf den Eingang der Mensa zu. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ein Mädchen mit einem Nudelteller an mir vorbeilief. Doch als ich die große Schlange vor der Essensausgabe sah, verschlechterte sich meine Laune schlagartig. Ein Blick zu Alice verriet mir, dass sie ähnlich dachte. Sie sah aus, als würde sie gleich jemanden umbringen. Da ich wusste, was ihr Mörderblick zu bedeuten hatte, versuchte ich sie abzulenken.

,,Sag mal Alice, was läuft eigentlich zwischen dir und Carter?'', fragte ich unschuldig.

Jetzt galt der Mörderblick mir.

,,Ich weiß nicht, von was du redest'', erwiderte sie gereizt.

Gleich würde sie explodieren.

,,Denkst du, ich habe nicht mitbekommen, wie du ihn heimlich anschmachtest?'', provozierte ich sie. Sie wusste es vielleicht nicht, aber ich half ihr nur dabei, sich ihre Gefühle einzugestehen. Sie konnte in der Hinsicht ziemlich stur sein.

,,Das...das stimmt doch gar nicht'', stammelte sie.

Ich wackelte wie wild mit den Augenbrauen und knuffte sie in die Schulter.

,,Und ob. Du stehst auf ihn.''

Alice blieb der Mund offen stehen. Sie schüttelte heftig mit dem Kopf, doch ihre Augen verrieten sie. Ich war mir schon sicher, dass sie gleich einknicken würde, doch da hatte ich Alice falsch eingeschätzt. Sie baute sich vor mir auf. Ihre Nasenflügel blähten sich auf und sie schien ihr Selbstbewusstsein wiedergefunden zu haben.

Dicht trat sie an mich heran.

,,Ob du es glaubst oder nicht. Ich, Alice Spencer, werde nie und ich kann dieses nie gar nicht oft genug betonen, Interesse an diesem aufgeblasenen, arroganten, selbstverliebten Mistkerl haben'', fauchte sie.

Süß, wie sie versuchte, das Offensichtliche zu leugnen. Aber das sagte ich ihr nicht, sie würde es schon selbst herausfinden.

,,Schon gut, Tiger. Reg dich ab. Wir werden sehen, wie lange dein ,niemals' halten wird'', erwiderte ich grinsend.

Empört wandte sie sich von mir ab. In ihr brodelte es. Man konnte förmlich die Rauchschwaden entweichen sehen, doch ich ließ sie schmollen.

Die Zeit verging schneller, als ich gedacht hatte. Mit einem Tablett und Besteck bewaffnet, standen wir kurz vor unserem Ziel. Nur noch wenige Studenten waren vor uns an der Reihe. Ich konnte schon den Geruch der dampfenden Tomatensoße riechen. Ich zog automatisch den Duft ein. Daraufhin grummelte mein Magen umso lauter, dass alle Umstehenden es gehört haben mussten. Alice konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Na warte, du Kleine...

Weiter kam ich nicht, denn nur wenige Meter vor mir blitzte ein blonder Haarschopf in der Menge auf. Scheiße!

Ruckartig drehte ich mich um, sodass ich fast den Typen hinter mir umgehauen hätte. Dieser blickte mich nur fragend an. Alice stutzte und wirbelte mich wieder herum.

Schnell hielt ich mir das Tablett vors Gesicht.

Hoffentlich hatte er mich nicht schon entdeckt.

,,Aza, was ist denn los?'', unterbrach Alice meine Gedanken.

,,Er darf mich nicht sehen'', flüsterte ich angestrengt.

,,Was? Von wem redest du?'' Verwirrt drehte sie sich um. Sie verstand wieder mal gar nichts.

Someday we'll see each other againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt