Kapitel 14

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Alles war voller Rauch. Ich drohte zu ersticken. Panisch versuchte ich mir einen Weg frei zu kämpfen, doch ich war wie paralysiert. Die toten Augen meiner Eltern starrten mir entgegen. Ich versuchte wegzukommen von den Augen, die mich verfolgten, doch sie waren überall. Der Rauch verdichtete sich. Mein Sichtfeld verschwamm und alles wurde dunkel. Plötzlich stand ich neben dem brennenden Fahrzeug und beobachtete mich selbst, wie ich den verzweifelten Todeskampf verlor. Und ich rannte weg von diesem Ort tief in den Wald. Äste schlugen mir ins Gesicht und kratzten mir dabei die Haut auf. Meine Lungen brannten, aber meine Beine trugen mich immer schneller. In der Ferne erkannte ich Licht und ich hechtete darauf zu. Als ich die Lichtung erreichte, erkannte ich, dass es derselbe Ort war, von dem ich geflohen war. Ruckartig drehte ich mich um und stieß gegen etwas Hartes. Mit weit aufgezehrten Augen hob ich langsam den Kopf und starrte in die grünen Augen eines jungen Mannes. Panisch entzog ich mich seinem Griff und floh. Wieder rannte ich, doch ich wusste, dass er mich finden würde. Er verfolgte mich, bald hatte er mich eingeholt. Er griff nach mir, er holte mich zu sich, er würde mich hinabziehen in die Dunkelheit. Ich kannte diesen Blick, er würde mich nicht loslassen, nie wieder. Und so fiel ich in endlose Schwärze ...

Ich schrie.

Oder war ich das?

,,Aza verdammt, wach endlich auf. Du verpasst noch deine Kurse. Wenn du nicht sofort aufwachst, hole ich einen Eimer mit kaltem Wasser und glaub nur nicht, dass ich davor zurückschrecken würde. Es würde mir sogar eine große Freude machen'', hörte ich Alice diabolisch lachen.

Alarmiert riss ich meine Augen auf und schloss sie sofort wieder. Ich hatte mich schon die ganze Zeit gewundert, was dieser Druck auf meinem Bauch zu bedeuten hatte, nun wusste ich es. Alice hatte sich anscheinend für eine neue Methode des Aufweckens und Erschreckens entschieden, denn als ich meine Augen wieder öffnete, saß sie immer noch auf mir und strahlte mir breit grinsend entgegen.

,,Mach das nie wieder! Ich hätte mich fast zu Tode erschreckt'', verkündigte ich gespielt theatralisch. Sie lachte wie Mephisto höchstpersönlich. Als Rache für ihre Aktion stieß ich sie mit meinem Fuß von der Bettkante.

Der Nebel in meinem Kopf lichtete sich, als mein Blick auf den Wecker auf meinem Nachttisch fiel. Verdammt, ich würde zu spät zu meiner ersten Vorlesung kommen.

Nachdem ich mich in Rekordzeit eher notdürftig hergerichtet hatte, verließ ich mit zerzausten Haaren und müden Augen das Zimmer und sprintete los.

Gerade eine Minute vor Vorlesungsbeginn saß ich noch immer nach Luft schnappend auf einem Platz in einem der mittleren Ränge. Völlig erschöpft ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte fallen und musste unwillkürlich lächeln. Ich sollte unbedingt mal wieder laufen gehen, dieses Gefühl hatte ich wirklich vermisst. Mein Herz schlug wie verrückt gegen meine Brust, meine Lungen brannten und mein Kopf war frei. Es war das beste Gefühl überhaupt.

Plötzlich bewegte sich etwas neben mir. Als ich meine Augen öffnete, erschrak ich das zweite Mal an diesem Tag.

Das dürfte nicht zur Gewohnheit werden.

Fragend hob ich eine Augenbraue und starrte den Braunhaarigen ungläubig an.

Was macht er hier?

Das ergab keinen Sinn.

Meine Gedanken überschlugen sich und ich versuchte mich daran zu erinnern, ob in den letzten Wochen irgendwas passiert sein könnte, dass sein Verhalten erklären würde.

Der Vorlesungsraum war nicht gerade so klein, dass es keine freien Plätze mehr geben würde. Er hatte sich dem Anschein nach tatsächlich freiwillig zu mir gesetzt, aber das machte noch viel weniger Sinn.

Someday we'll see each other againWhere stories live. Discover now