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Rätselraten

Arin zwang mir eine Pause auf, drückte mir Essen in die Hand das ich essen musste und ritt erst dann mit mir weiter, als er die Pferde versorgt hatte.

Um die gefrorene Eisplatte des Flusses zu überqueren, gingen wir so langsam wie möglich vor den Pferden her. Mir fiel auf das Arin nicht fähig war, meine Hand zu nehmen oder mich zu küssen. Ich erkannte eine Härte in seinen Augen. Einen Zorn. Etwas so kaltes, das es mir den Rücken runter lief.

Sein Blick war finster, sein Haar hing ihm in die Stirn und sein Kiefer war ständig angespannt. Er sah wirklich wie der gefürchtete Mann aus, den Völker aus dem Weg gingen und mächtige Staatsgewalten suchten. Man verlor diese Seite von ihm aus den Augen, wenn man sein Grübchen sah oder wenn er seinen Sohn im Arm wiegte. Man vergaß, das Arin seinen Onkel ermordet hatte, in Schlachten gekämpft hatte und für seine beängstigende Art bekannt war.

Sein schwarzer Mantel rutschte an seinen Ärmel herab als er seine Hand auf sein Schwert legte. "Wann endet dieser Gott verdammte Fluss denn endlich?" Knurrte er barsch.

"Jeden Augenblick..." stammelte Syman und hielt sich an Arins Mantel fest. Er kam immer wieder ins Schlittern.

"Herr Gott noch eins..." abrupt blieb er stehen und packte Syman. Mit Schwung warf er ihn sich über die Schulter. "So brichst du dir nur den Hals!"

Der Junge sah erleichtert aus. So konnte er mit Pocket hantieren und ihn beruhigen. Der schwarze Gaul war überraschend nervös. Obwohl er sonst immer sehr kontrolliert wirkte. Er schnappte wohl Arins Laune auf.

Als wir in dicken Schnee versanken, ließ Arin Syman wieder herunter. Der ging ihn sofort wieder aus dem Weg. "Danke."

"Schon gut..."

Arin half mir auf die gestohlene Stute und stieg dann selbst wieder auf.

"Wohin jetzt?" Dicke weiße Wölkchen bildeten sich vor meinen Mund. Es war wirklich eisig. Ich zwang mich, nicht an mein Kind zu denken. Ich musste Sachlich bleiben, wenn ich eine Hilfe sein wollte. Sonst hätte ich gleich zuhause bleiben können.

Konzentriert rieb Arin mit den Daumen über den Knauf seines Schwertes mit dem ich mich vor zwei Nächten verteidigt hatte. "Ich versuche nachzuvollziehen was Benita nach der Entführung gedacht hat. Wohin würdest du reiten, Elain?"

Wohin würde ich reiten? Die Schneiderei ihres Vaters war zu offensichtlich. Und Eldonaro zu befragen würde wohl bestimmt nichts bringen. Entweder wüsste er nichts, oder er würde seine Tochter nicht verraten wollen. Einen Mann, und somit eine eigene Behausung, hatte sie nicht. Aber sie hasste mich weil ich Arin geheiratet hatte. Sie hoffte, ich würde eine Tochter bekommen, damit Arin mich verlässt, um mit ihr einen Sohn zu zeugen. Dann kam Armin zur Welt und sie drohte mir. Also?

Würde sie Armin umbringen? Würde sie Arin mit seinem eigenen Kind erpressen? Und wo wäre ihr Versteck? Sie musste ja damit rechnen, dass sich neun starke Männer auf den Kopf stellen würden, um sie zu finden. Also war sie nicht an Hofe...

"Arin, sie war ja nicht allein. Vielleicht ritten sie alle aus dem Land." Doch mein Ehemann hörte mich gar nicht. "Arin?"

Plötzlich stellte sich Pocket auf die Hinterbeine und protestierte laut. Arin war nicht überrascht. Sein Blick war Blutrünstig auf einen Punkt in der Ferne gerichtet. Da schnellte Pocket nach vorne und preschte über die Schneeweiße Hügellandschaft und wirbelte Schnee auf.

Syman wechselte einen Blick mit mir, dann folgten wir ihn so schnell wie möglich.

Ich sah Arin abspringen und auf jemanden zu gehen. Oh nein, Benita?

Als wir bei ihnen ankamen, zog Arin das Schwert. "Du..." seine Stimme klang Fremd.

"Arin..." sie klang schwach und weinerlich.

Als wir nah genug waren, erkannte ich wie kleine rote Tröpfchen auf den Schnee fielen. Ihre sonst so schöne Haut, hatte Blaue stellen. Sie war verletzt und fror. Und wo waren Armin und ihre Gehilfen?

Arin packte sie grob am Arm und warf sie zu Boden. Ich muss zugeben, ich war schockiert. Er schlug ihr ins Gesicht um gleich darauf seine Schwertklinge an ihre Kehle zu drücken.

"Ich bin verletzt..." keuchte sie und zeigte mit der Hand an ihren Schenkel."Schlag mich nicht, bitte..."

"Werde ich nicht." Arin zuckte nicht mit der Wimper. "Ich werde dich umbringen."

Benita stand die blanke Panik ins Gesicht geschrieben. "Nein! Ich flehe dich an! Ich wusste nicht was ich tat!" Arin packte sie an ihren Braunen Umhang und betrachtete sie gleichgültig. "Ich schwöre es dir! Mein Herz war gebrochen und-!"

"DAFÜR BRICHST DU MEINS!?" Sein Gebrüll hallte über die Landschaft. Syman und ich zuckten erschrocken und die Pferde taumelten. Benita wimmerte. Sie zitterte am ganzen Leib. Es war schrecklich...

"Wo sind deine Gehilfen?" Benita zitterte und versuchte sich aus Arins Griff zu winden. "Wo!?"

Syman starrte zu mir als könnte ich Arin abhalten. Doch so wie es aussah, würde das niemand können.

"Tu deiner Seele einen Gefallen. Sag mir wo mein Sohn ist, dann könnte dir Gott im Himmel eventuell gnädig sein!"

Benita schloss die Augen wimmernd, als Arin ihr die Spitze des Schwertes unters Kinn presste.

Ein einziges Wort wehte der Wind zu mir herüber. Ein Name, der mir gleich hätte einfallen müssen. Der mir noch nie etwas Gutes beschert hatte.

"Florenz."

Arin ließ Benita los, hob das Schwert und...

"Arin..." meine Stimme war nur ein keuchen, doch er hielt inne. „Sie hat es dir doch gesagt..."

Natürlich hatte dieses Weib mir schon zweimal gedroht und mir mein Kind geraubt. Aber sie tat es, weil sie eine kranke Art von Liebe für Arin hegte. Ich wollte nicht das er ihr was tat... So war er nicht mehr.

"Wo finde ich sie?" Seine Gleichgültigkeit machte ihn grausam. Gnadenlos.

"Sie wollten das ich dem Kind was antue." Arin knurrte. "Ich wollte aber nicht! Da lief ich davon. Sie warf mir ihre Klinge hinterher und traf mein Bein. Es war in der Gelehrten Stadt..."

Syman riss die Augen auf. "Wo Arin gefangen genommen wurde?"

Arin verstaute sein Schwert in seiner Scheide. Als er auf Pocket zu kam, warf er mir einen vernichteten Blick zu. Benita ließ er zurück. Er stieg auf und wendete sein Pferd nach Süden. "Was ist mit mir...?" Wimmerte Benita.

"Du kannst hier allein verrecken." Arin würdigte sie keinen Blick mehr und trieb Pocket an.

Symanund ich folgten ihn, doch Benita ging mir nicht aus den Sinn. Würde siewirklich sterben? Wieso zum Teufel sollte mich das stören? Wann werde ichFlorenz in die Finger bekommen?

Der schwarze Ritter Where stories live. Discover now