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Die Zeit vergeht

Es waren nun sechs Monate vergangen seit Avan Florenz rausgeschmissen und das ich festgestellt hatte dass ich ein Kind erwartete. Seither schien die Burg endlich aufatmen zu können. Alle waren erleichtert, Herzog Eberhart und dessen Frau losgeworden zu sein.

Ich spazierte am Waldrand entlang, hörte meine angeheirateten Neffen und Nichten zwischen den Bäumen spielen und strich verträumt über meinen Bauch. Es war schon sehr schwer geworden ihn zu verstecken. Nicht zuletzt weil er so groß war. Ich selbst war von seinen ausmaß überrascht. Die Campbells und dessen Hofgemeinschaft waren sich einig - ein echtes Campbell Baby.

Die Sonne war noch nicht untergegangen, doch es wurde finster als dicke Wolken aufzogen und es zu schneien begann.

"Lady Elain!" Die Kinder versuchten die Flocken zu fangen. "Macht mit!"

"Besser nicht." Murmelte ich entschuldigend.

Schon seit drei Tagen schmerzte und krampfte mein riesen Bauch. Das Kind könnte jeden Moment kommen.

Da wollte ich nicht in den Wald und schon gar nicht tanzen.

Plötzlich schmiegte man sich an meinen Rücken.

"Was macht ihr noch hier draußen?" Arins Kopf tauchte neben meinen auf. Seine Hände legten sich um meine Kugel. "Ist es euch nicht zu kalt?"

Ich lehnte mich gegen ihn. Und wie kalt mir schon war. Doch das nichts tun trieb mich in den Wahnsinn.

"Ich brauche endlich eine Aufgabe, Arin."

Seine Lippen berührten meine eiskalte Wange. "Bring mein Baby zur Welt."

"Und danach?"

"Zieh es auf."

"Und währenddessen?"

Er kicherte verschlagen. "Mach deinen Mann glücklich."

Ungehalten verdrehte ich die Augen. Natürlich liebte ich seine anzügliche Art, aber nicht wenn es dieses Thema schon wieder umgehen wollte.

"Warum stört dich das?" Er hatte meine Reaktion bemerkt.

"Arin, ich werde nicht den ganzen Tag das Kind beobachten und mitschreiben. Wenn es schläft, wenn es spielt... soll ich dann darauf warten bis es mich wieder beachtet?"

Kurz dachte er nach. Dabei fuhren seine Arme meine neue Rundung auf und ab. "Was schwebt dir denn vor?"

"Sag du es mir." Als ich meinen Kopf zu ihm drehte war sein Blick listig.

"Besprech das doch mit Avan." Nicht doch... "Na gut. Versprich mir dass du das Kind erst bekommst und dir dann was aussuchst. Wo du wirklich gebraucht wirst."

"Versprochen."

"Da das geklärt ist..." Er kam um mich herum und sah mich streng an. "Warst du heute bei der Hebamme?"

Oh verdammt... Zornig sog er die Luft ein. Er hatte mir das letzte Mal gedroht, er würde mich zum ersten Mal Schlagen wenn ich es nicht tun würde.

"Ich mag die Frau nicht, Arin!"

"Elain! Du benimmst dich wie ein Baby!"

"Ihre Kinder schreien, sie läuft mit dem Prügel durch die Gegend und tut immer so als wäre mein Baby eine Plage!"

Mit einem Schritt kam er mir gefährlich nahe. "Das spielt keine Rolle, da musst du durch! Elain, es ist dein erstes Kind, ein großes Campbell Baby! Ich will nicht, dass du oder das Kind die Geburt nicht überlebt!"

Er hatte ja Recht. Trotzdem war diese Frau unheimlich...

"Diese Hebamme hat, angefangen bei Avan bis zu mir, alle Campbell Babys auf die Welt gebracht und weiß vermutlich besser über diese Geburten bescheid, als es meine Mutter könnte." Ungeduldig legte er den Kopf schief. „Also könntest du sie regelmäßig besuchen?"

"Ja..." was blieb mir auch übrig?

Beleidigt nahm er meine Hand und spazierte stumm zurück zur Burg. An dem Tor zur Halle, hielt ich ihn nochmal auf.

"Wirst du mich schlagen?" neckte ich ihn mit unschuldiger Miene.

"Wenn ich es täte, würdest du dann Regelmäßig zur Hebamme gehen und auf sie hören?"

Ich würde dieses eine mal noch hingehen, doch wer weiß ob die anderen Termine-

"Siehst du. Ich sehe es an deinen Blick." Er ging weiter.

"Also nein?"

Er grinste verschlagen. "Hast du etwa Angst?"

"Also als Ehemann hättest du das Recht dazu." Angst hatte ich keine, so ein Mann war Arin nicht. Das wusste ich.

"Niemals." Er hielt mir die breite Tür strahlend auf.

Sofort strömte betörender Essensgeruch uns entgegen. "Hast du gehört was mit Florenz passiert ist?"

"Was denn?"

"Seitdem es die Runde gemacht hat, wie sie sich hier gehen gelassen haben, haben sich ihre treusten Anhänger abgewandt, sie bekamen keine Händler mehr auf ihren Hof und haben in ihren verletzten Stolz den König beleidigt und so ihren Titel und ihr Anwesen verloren."

Mir stockte der Atem und ich blieb plötzlich stehen. Das war meine Schuld. Ich hatte das alles in die Wege geleitet. Aber ich wollte doch nicht dass sie alles verlieren.

Arin legte den Kopf schief. "Freust du dich nicht?"

Wie denn!? "Du etwa?"

Er grinste "Um ehrlich zu sein ja." Entgeistert starrte ich ihn an. "Elain, sie sind Monster. Sie haben dich jahrelang gefoltert und verletzt. Du hast es ihnen Heimgezahlt. Das ist nur gerecht."

War es das? War es gerecht? "Bist du sicher?"

"Du schuldest ihnen gar nichts, nicht mal ein Schlechtes Gewissen." Arin küsste meine Stirn. „Gehen wir jetzt essen?"

"Oh Gott, ja!"

Später saß Arin mit mir zur Mittagszeit auf der Koppel neben der Schmiede auf einen gefällten Baum und verputzte alles was ich mitgebracht hatte. Syman brachte die neuen Fohlen aus dem Stall und rieb ihr Fell mit frischem Stroh ein. Es waren drei freche Hengste. Ihre Wildheit während sie noch so ungeschickt waren, brachte sie oft zum fallen. Aber es war wahnsinnig lustig sie zu beobachten.

Der Schnee wirbelte um die dünnen Beinchen herum und der Wind trug ihn weiter über die weiße Landschaft der Koppel.

Arin legte wieder einmal eine Hand an meine Wölbung. "Eines von ihnen gehört einmal ihm."

"Werden da nicht ein paar andere Ansprüche darauf haben?"

"Mir völlig gleich. Syman und ich haben diese drei auf die Welt geholfen. Eines gehört Syman und eines meinen Kind. Das andere bestimmt Helena."

Die Vorstellung dass eines Tages mein Kind auf einen dieser Pferde reiten soll, bescherte mir gemischte Gefühle. Einerseits war es aufregend anderseits machte es mir klar dass dieses Kind tatsächlich einmal ein erwachsener Mensch werden würde, ein Leben führen würde. Es fiel mir damals schon schwer zu bereifen das ich überhaupt ein Baby in mir trug. Deshalb überraschte es mich immer wieder wenn wir über seine oder ihre Zukunft sprachen.

"Du bist gerade Meilen weit weg." Arin streckte seine Arme und sein Kreuz. Er war hundemüde. Im Winter hatte er viele Kutschen zu reparieren.

"Näher als du denkst..."

Frieden. Alles schrie nach Frieden. Wie lange durfte ich diesen Frieden genießen bevor wieder etwas schief ging? 

Der schwarze Ritter Onde histórias criam vida. Descubra agora