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Arins Sohn

Als ich die Augen öffnete, lehnte Arins Kopf am verzierten Kopfteil des Bettes und hatte die Augen geschlossen. Ich konnte nicht böse sein, er sah vorhin genauso erschöpft aus wie ich. Doch das war jetzt nicht wichtig. Der Junge hatte mich geweckt. Er meckerte leise und hatte die Laken fast abgestrampelt.

Ich versuchte Arin nicht zu wecken und kümmerte mich um mein Kind. Mein Kind. Oh Gott. Wie wichtig das klang.

Gefüttert und eingewickelt wurde er wieder ruhig.

"Ich habe so lange aufgepasst, bis er eingeschlafen war." Brummte Arin verschlafen. Er blinzelte um wach zu werden.

"Schon gut." Wie sollte ich es ihm auch vorwerfen? Ich fuhr ihm über die Wange. Er hatte einen kleinen Bart bekommen. "Willst du ihn jetzt mal nehmen?"

Stolz nahm er ihn mir ab und wiegte ihn. "Was habt ihr mich in den Wahnsinn getrieben." Flüsterte er.

"Du bist gar nicht so ungeschickt." Er lief seit Tagen nervös auf und ab. Und jetzt sah er so ruhig und ausgeglichen aus, als wären die letzten Stunden vergessen. Wie Selbstverständlich.

"Ich habe viele Brüder mit vielen Kindern, liebste." Er lächelte schüchtern. "Ich habe oft auf die kleinen Bälger aufgepasst."

Eigentlich hätte ich mir das denken können. Ich fühlte mich gerade wirklich großartig. Zumindest innerlich, mein Körper war da in einen anderen zustand.

"Ich muss mich daran gewöhnen ihn beim Namen zu nennen." Gähnte ich. Hunger, ich hatte Bärenhunger.

Arin brachte den Kleinen in die Wiege und legte meine Decke über ihn. Seine Brust schwoll an. Er stand vor der Wiege und lächelte. "Armin." Arin war selig. "Es wird schon Morgen, wir haben wohl lange geschlafen."

Vorsichtig stand ich auf. "Sollten wir zum Frühstück runter gehen?"

"Bist du sicher?"

"Auf jeden Fall. Ich kann es kaum erwarten wieder unter Menschen zu kommen."

***

Als Armin wieder wach wurde, kümmerte Elain sich um ihn, zog sich an und folgte Arin in den Rittersaal. Sie ging noch langsam und bedachte jeden Schritt. Arin hingegen war sich bewusst, wie unheimlich stolz er wirken musste. Jeder wartete immerhin auf die beiden. Und jeder würde auf den Namen und das Geschlecht warten.

Und genauso kam es. Das ganze Frühstück lang wurde Elain über Armin ausgefragt, ihnen wurde Glück gewünscht und Arin wurde so oft auf die Schultern geklopft das er sich vorkam wie ein Gaul. Aber ein stolzer Gaul. Ein unheimlich stolzer Gaul.

Der Tag in der Schmiede wurde immer länger, je näher er an den Feierabend kam. Er arbeitete gerade an den Eisenring für ein Kutschenrad.

"Darf ich auf ihn aufpassen?" Syman reichte Arin den Hammer.

"Da fragst du besser Elain. Ich glaube die ersten Wochen wird sie ihn nicht aus den Augen lassen."

Doch der Knappe war wieder anderweitig mit seinen Gedanken. "Darf ich ihm das Reiten beibringen!? Und ihn in die Schmiede einlernen? So wie du mich?"

Arin war geschmeichelt und nickte einfach. "Wir werden sehn, lass ihn mal auf der Welt ankommen."

Syman lächelte Glücklich und sah Arin weiterhin zu. "Du musst aufpassen dass du Sorgfältig arbeitest wenn es um sowas wie den Eisenring geht. Wenn er abfällt kann es sein, das jemand einen Unfall hat."

Der kleine gab sich alle Mühe zu zuhören. Aber seine Gedanken waren wo anders. Arin erlaubte sich einen Scherz und schlug den Hammer gegen ein Blech. Durch das laute scheppern schreckte Syman zusammen.

"Wo bist du mit deinen Gedanken, Lehrling?"

"Tut mir Leid, Arin." Er lächelte entschuldigend. "Es ist als hätte ich einen kleinen Bruder."

Das konnte er ihm nicht verübeln. Gerade weil er wirklich schon zweimal allein in der Schmiede war - und sie immer noch stand.

"Dann lauf eben zu Elain."

"Sicher!?" Er liebte es wenn sein Cousin so glücklich aussah.

"Du hast zwei Tage frei. Aber danach musst du wieder bei der Sache sein."

"Versprochen!" Syman hängte seine schwere Schürze weg und lief los.

***

"Und Arin hat dir frei gegeben?" Ich saß mit der Wiege neben mir am Kamin in unserem Gemach und arbeitete an ein dickeres Hemd für Arin. Der Winter würde bestimmt kälter werden. Der Wind wurde schneidender.

"jap, damit ich Armin sehen kann." Syman beugte sich über die Wiege und streichelte seine Schwarzen weichen Flaum. "Sieht er aus wie ich?"

Ich beugte mich ebenfalls ein wenig hinüber. Eigentlich sah Armin aus wie Taran und Arin. Aber er hatte bestimmt auch etwas von Syman, es war schließlich eine Familie. "Bestimmt. Das wird sich erst zeigen." Als das Holz knackte, zuckte Syman sofort hoch und legte einige Scheitel nach. "Du bist wirklich eine Hilfe, Syman."

"Danke sehr!" Er setzte sich zu mir an die Lehne. "Ich bin froh das wir dich gefunden haben. Arin hat endlich eine Familie und fühlt sich wohl."

Ich fuhr gewohnt durch sein dichtes Haar. "Du weißt dass du dazu gehörst."

Geschmeichelt wandte er sich ab und starrte die Wiege wieder an. "Darf ich ihn hoch heben?"

"Warum nicht? Hast du schon einmal ein Baby gehalten?"

"Allerdings." Behutsam hob er Armin aus der Wiege und legte ihn sich Bäuchlings auf die Brust.

"Das kannst du wirklich gut." Stolz wiegte Syman meinen Sohn.

"Arin hat mir mal erzählt, dass er mich auch immer so durch die Gegend getragen hat."

"Warst du oft bei deinen Cousins?" Ohne zu Zögern reichte Syman mir das Bündel als der anfing zu jammern.

"Am meisten bei Arin und Taran. Avan hatte damals schon Bea, Eric war beschäftigt und die anderen hatten ihr eigenes Leben."

Er erzählte mir einige Geschichten von den drei kleinen frechen Jungs, die viel Unsinn angestellt hatten und Arin der sich immer stark für Syman gemacht hatte. Man konnte deutlich hören, wie sehr der Junge seinen Cousin vergötterte.

Ob Syman sich bewusst war, wie stark ich es ihm ansah?

Ein klopfen an der Tür lenkte unsere Aufmerksamkeit auf sich.

Syman wollte gerade öffnen, da platzte jemand durch die Tür und Syman sprang überrascht zurück.

Ich spürte ein unangenehmes Kribbeln im Nacken als ich Benita in der Tür erkannte.

Der schwarze Ritter Where stories live. Discover now