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Mutters Tagebuch

Es war nun schon die zweite Nacht in der ich nicht schlafen konnte. Arin schlief tief und fest und bekam nicht mal mehr mit, dass ich mich anzog und aus dem Zimmer gegangen war.

Leise schlich ich in die Küche und suchte nach den Keksen von heute Mittag, doch die Campbell Monster hatten sie alle schon weggeputzt. Frustriert stopfte ich mir dafür süße Äpfel und danach ein Stück Kirschkuchen in den Mund. Und mit kühler Milch spülte ich alles runter. Ob ich wirklich ein Kind erwartete?

"Erwischt."

Mein Herz blieb einen Schlag aus. Bitte sei nicht Arin! Das wäre so peinlich! Zum Glück, oder wie man es nun sehen wollte, stand Avan im Türrahmen.

"Das ist Diebstahl, werte Lady Elain."

Seine verspielte Laune machte mir langsam Angst. "Ich habe die Beweise schon gegessen..."

"Und ein bisschen mehr als das. Der Kuchen war für Morgen. Meine Frau hat ihn gemacht. Sie wird mit Florenz gemeinsam Essen."

Oh Gott, und nun fehlte ein Stück. Florenz wird sich ein Bein ausreißen, aus lauter Freude... Meine Wangen wurden heiß. "Das tut mir leid. Ich kann sofort einen neuen machen."

Avan lächelte und lehnte sich an die Wand mir gegenüber. "Jetzt seid ihr beiden Quitt."

"Aber das sieht doch nicht mehr schön aus. Ich dachte, wenn es für das Mittagessen ist, würde er sowieso angeschnitten werden..."

"Das kann Bea genauso tun. Ich wollte dir das hier geben. Vielleicht verstehst du Arins scheu zu dieser Burg dann etwas besser."

Avan legte behutsam ein kleines Gebundenes Büchlein vor mich auf den Tisch. Es waren bunte Blumen an den Rändern gezeichnet und mit einem vergilbten bunten Band zu gebunden. "Es ist das Tagebuch meiner Mutter. Arin kennt es schon, er hat es damals gelesen, bevor er wegging."

Fassungslos starrte ich zu dem riesigen Blonden Mann auf, der mir das gab, was seine Mutter am meisten wiederspiegelte.

"Gib es dann einfach Arin wenn du fertig bist." Avan stieg auf die ersten Steinstufen die aus der Küche führten. "Ach ja, lass doch noch was fürs Frühstück über. Wenn du es einrichten kannst."

Als hätte er noch nie solchen Hunger gehabt. Bei seiner Größe, konnte er mir das nicht erzählen.

Grummelnd öffnete ich das Buch vorsichtig, in der ein neu aussehendes Band lag. Vermutlich wollte Avan dass ich etwas Bestimmtes sah.

Das Tagebuch von Elizabeth Campbell, Ehefrau von Henry Campbell.

Ich verstehe meinen Mann nicht mehr. Er ist plötzlich so streng zu meinen Söhnen. Er bezeichnet Arin als rebellisch und aufmüpfig, der zu Stur wäre und deshalb bekäme er heute Nacht wieder kein Essen. Der Junge ist drei, er verstand nicht was er getan hatte. Und ich auch nicht.
Ich habe Henry immer geliebt, doch nun bin ich mir nicht mehr sicher. Wie kann er meine Kinder nur so behandeln? Arin drei Tage in der Bibliothek einsperren... Er ist doch erst drei! Ich habe Eric mit Essen zu ihm geschickt. Er kam den halben Nachmittag nicht mehr zurück. So war Arin nicht allein.
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Avan war heute tatsächlich bei uns als wir gegessen haben! Er hat sich zu mir gesetzt und mir charmant zugezwinkert. Henry hatte es wohl nicht erlaubt.
Ben, Joe, Michel und Samuel forderten ihn sofort heraus. Er hat sie alle besiegt. Er hatte so viel Spaß. Manches Mal sorge ich mich um ihn, er ist vierzehn Jahre alt und darf nie einfach tun was er will. Wie auf eigene Faust einfach weglaufen und sich mit anderen prügeln...
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Er hat den Bogen überspannt! Henry hat es heute so weit getrieben, das Avan mir gedroht hat, ihn umzubringen. Ich hätte es nie von Henry erwartet, aber er hat Kora heute eine tiefe Schramme am Kreuz verpasst. Es wird eine Narbe bleiben. Er wäre fast verblutet! Taran warf er so zornig gegen die Wand, das er drei seiner ersten Zähne verloren hatte und Arin... Er stand immer wieder auf. Henry wurde immer aufgebrachter. Arin ist Grün und Blau. Sein Auge ist blau und angeschwollen... Avan und Eric stiegen Henry zu nahe und hätten ihn fast geschlagen. Arin schläft heute wieder bei Eric. Ich spüre wie ich immer schwächer werde...
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Heute Mittag warf Avan die komplette Tafel um. Henry schlug auf Kora und Arin ein, wieder stand Arin immer wieder auf. Henry stoppte nicht bis Avan ihn überraschend stark wegstieß. Henry fiel zu Boden! Ben, Eric und Joe haben Kora und Arin gemeinsam mit Taran fortgebracht.
Ich habe Angst. Ich werde immer schwächer, das leichteste am Morgen fällt mir schon schwer. Und es wird immer schlimmer wenn ich Henry zu sehen muss! Er wird Arin noch umbringen. Er wird ihn umbringen! Und ich kann gar nichts tun...

Die Notizen endeten hier. Benommen und ehrlich schockiert, saß ich einfach nur da. Dann sprang ich mit den Büchlein auf und lief erst die Steinstufen nach oben in den Rittersaal, dann die Holztreppen zu unserem Zimmer.

Arin zuckte zusammen als ich die Tür aufriss, hinter mir zu drückte und zu ihm ins Bett kletterte.

"Hey... was ist los?" Nuschelnd versuchte er sich aufzurichten, doch ich warf mich in seine Arme und versuchte nicht zu weinen.

Es war einfach zu schrecklich. Sich einen kleinen schwarzhaarigen jungen vorzustellen, der blutend und stur immer wieder aufstand. So wie Arin nun einmal war...

Arin bemerkte das Tagebuch und legte es auf den Boden neben dem Bett. Dann schlang er die Arme um mich.

"Ist schon gut... Alles in Ordnung, ich bin ja hier."

"Ich sollte doch dich trösten..."

"Ach was, ich denke kaum noch zurück."

"Lügner."

Ich spürte sein Lächeln an meiner Wange. Dann wie er mich auf sich zog und mich an sich schmiegte. Ich hatte das Gefühl, das er das heute genauso brauchte wie ich. Wenn nicht sogar mehr.

Nach einer Weile, ich war schon eingedöst, spürte ich seine warme Hand an meinen Bauch. Er seufzte sehnsüchtig und nach einer Weile, wurden seine Atemzüge gleichmäßiger...

Der schwarze Ritter Where stories live. Discover now