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Eldonaro

Als Arin mich doch nich gehen lies, war der Schneider schon eingetroffen. Er war ein alter, großer Mann mit einer Brille und einer Grazie, wie ein Tänzer. Seine schüchterne Tochter trug einen Beutel und folgte ihm stumm.

Der Schneider breitete die Arme weit aus, als er in der Tür auftauchte und streckte seine Brust heraus. "Welche der bezaubernden Campbell Ladys hat nach mich gerufen!?"

Florenz horchte sofort auf und begann sich aufzurichten, als gehöre die Burg ihr. Frechheit.

"Mein Name ist Eldonaro! Der Schneider der höchsten Adelsgesellschaft!"

"Siehst du Elain? Avan weiß, wie man Geste behandelt." Zischte Florenz gehässig.

Pfeifend und gelassener als all die Tage zuvor, spazierte Arin die Treppen herunter. Noch ehe er ganz am Treppenansatz angekommen war, schrie Eldonaro auf, als wäre einem Mädchen eine Maus begegnet.

"Ist das Arin!?"

Dieser lächelte ertappt. "Ihr erkennt mich wieder?"

"Den Bengel, der mir meine Arbeit schwergemacht hat, wo er nur konnte?" Er trat zu Arin und stemmte seine Arme in seine Hüften. "Dich würde ich doch überall wiedererkennen. Dieser freche Blick hat sich in all den Jahren nicht raus gewachsen." Plötzlich schien sich Eldonaro an etwas zu erinnern und scheuchte seine Tochter zu sich und Arin heran. "Du erkennst sicher Benita?"

Arins Gesicht strahlte auf und umarmte die fremde Frau. Sie kicherte beschämt und sah sofort auf ihre Füße als Arin sie wieder losließ. Eldonaro war hellauf begeistert.

"Benita, wie ist es dir ergangen?"

"Ich arbeite mit Vater zusammen und halte seinen Laden am Laufen wenn er verreist." Sie war so leise, ihr Profil so zierlich.

"Sehr gut! Da wird sich doch bald ein guter Mann finden, der auf dich aufpasst, oder?"

Ihre blasse Haut wurde leicht Rosa und sie lächelte so lieblich das ich tatsächlich neidisch wurde. War ich jemals so niedlich?

Florenz trat zu mir neben den Kamin und lächelte Boshaft.

"Er mag sie wohl sehr."

"Lass Arin bloß in Ruhe." Knurrte ich, was sie siegreich lächeln ließ.

"An deiner Stelle wäre ich auch Eifersüchtig. Du kannst niemals mit einer so zarten und niedlichen Lady mithalten." Abwertend ließ sie ihren Blick über meine ganze Erscheinung schweifen. Boshaft lächelnd wandte sie sich dann wieder Arin und seinen Bekannten zu.

"Komm mit." Arin legte seine Finger um Benitas Zartes Handgelenk und führte sie und ihren Vater zu uns.

Er ließ Benita los und legte eine Hand an meinen Rücken. "Das ist meine Frau, Elain." Beide schienen ein wenig geschockt, reichten mir aber höflich die Hand. "Sie hat euch herbestellt."

Eldonaro baute sich vor mir auf und drängte seine Tochter ein wenig abseits. Sanft legte er zwei Finger an mein Kinn. Nach einen Stillen Moment lächelte er sanft und sah zu Arin.

"Sie ist sehr schön."

Stolz fuhr Arin meinen Rücken sanft auf und ab. Er sagte zwar nichts, aber so war Arin. Und dass er mich so neben Benita und Florenz ansah, fühlte sich besser an als jedes liebe Wort. Erstick daran, Florenz.

"Also" seufzte diese plötzlich laut. "Ich bin der Meinung wir sollten endlich in die Gänge kommen."

Arin versteifte sich und knurrte "Und wem Interessiert deine Meinung?"

Als hätte er sie geschlagen, schwammen ihre Augen in Tränen, sie griff an ihre Wange und verschwand wimmernd.

"Wo will sie denn hin?" Überlegte ich laut.

"Zu Avan. Glaub mir."

Eldonaro lachte selbstbewusst und zog mich mit sich zu einen der Bänke. "Arin, geh das ruhig Regeln, ich zaubere deiner Frau ein Kleid das dir den Verstand rauben wird."

Arins Augen wurden dunkel und ein anzügliches lächeln schlich sich auf seine Züge. "Das will ich meinen. Übrigens will ich, dass du nur das schönste und beste verwendest."

Fast schon beleidigt starrte er Arin an. "Soll ich dich verprügeln, mein Junge? Du weißt, dass ich das zusammen bringe."

"Nein, Sir." Arin grinste und winkte mir ehe er die Treppen wieder hinaufstieg, um zu Avan zu gehen.

Benita hatte schon begonnen, Stoffe für mich auszulegen, als Florenz wiederkam und sich an Eldonaro ranschmiss. Der genoss es, sich von ihr schmeicheln zu lassen und vom Tratscht des Adel zu reden.

"Such dir einen Stoff aus und Vater verarbeitet ihn." Benita strich sich dünne Strähnen aus dem Gesicht, sah mich dabei nicht an. Ich nahm es nicht persönlich. Wo sie ja ständig zu Boden sah.

"Die sehen sehr teuer aus..." murmelte ich und traute mich nicht einmal die Sachen anzufassen.

Noch ehe ich mich entschieden hatte, hatte Florenz sich das teuerste Stück herausgezogen und den teuersten Schnitt geordert. Eldonaro war das natürlich egal.

"Und was wählst du?"

Ein dunkelblauer Stoff hatte meine Aufmerksamkeit erregt, dabei war er nicht besonders teuer. Aber er war einfach und elegant. Ich mochte das.

"Mylady, sucht euch doch was Besseres aus. Er ist billiger als die, die Arin womöglich besser gefallen könnten."

Florenz lachte ironisch. "Passt doch gut zu ihr!"

Eldonaro seufzte und die niedliche Benita verbiss sich ein lachen. Doch ihr Blick wurde boshaft. Das musste ich mir eingebildet haben. Was wusste sie schon von mir?

„Seid ihr sicher?" Fragte der Schneider während er sein Zeug zusammensuchte.

"Absolut."

"Dann werde ich nun die anderen Campbell Damen besuchen. Hat mich sehr gefreut, Elain."

Benita verabschiedete sich nicht, Florenz ging ihnen nach und ließ sich genau erklären wie ihr Kleid aussehen würde.

Warte nur du mieses Stück, du wirst dich umsehen...

Mittags kam Arin verdreckt und verschwitzt mit Syman in den Rittersaal. Müde fiel er neben mir auf die Bank und versteckte sein Gesicht an meinen Hals um mich dort zu küssen.

"Hast du dir ein Kleid ausgesucht?"

"Natürlich. Habt ihr viel zu tun?"

Arin setzte sich wieder aufrecht hin und nickte. "Aber es ist schön. Es ist lange her und es fühlt sich gut an."

Syman lehnte sich mit seinen schmalen Rücken an meinen Arm und ließ seinen Kopf an meine Schulter fallen. "Lass mich nicht wieder mit ihm allein!"

"Syman." Tadelte Arin und beugte sich über den Tisch für den Wein Krug.

"Er bringt mich um, Elain. Sag ihm was für ein kleiner zerbrechlicher Junge ich bin, sonst wird er mich in der Schmiede zerstören!"

"Werde endlich ein Mann." Brummte Arin zwischen zwei Bissen Brot.

"Elain!"

"Elain!" Spottete Arin woraufhin Syman wieder schmollte und mich ansah, als könnte ich ihm helfen.

Doch ich hatte selbst genug Probleme. Mein Appetit war enorm! Ich hatte Angst gierig zu wirken, denn ich hatte solchen Hunger.

Die Bank am anderen Ende wurde schwerer. Benita setzte sich zu Arin.

Der schwarze Ritter Where stories live. Discover now