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Der Frieden

Die Stunden wurden immer länger in denen Arin nicht zu seiner Frau konnte. Es musste bald soweit sein, bald musste sie es überstanden haben. Alle Frauen wurden hektisch und tätschelten im vorbeigehen immer wieder seine Schulter.

Irgendwann fühlte er sich hilflos und machtlos wie schon seit zwanzig Jahren nicht mehr. Zuletzt fühlte er sich so, als sein Vater ihm gegenüber stand. Und schon damals gab es nur einen, der ihn diesen Zustand erleichtern konnte.

"Herein."

Avan saß in seinen Sessel und schrieb eilig auf ein Papier. Seine Stirn war gerunzelt und sein Kiefer angespannt. Trotzdem war er so ruhig wie Arin gern gewesen wäre. Ohne eine Wort zu sagen, fiel er auf die Hocker neben dem Fenster an der Wand.

Als Avan aufblickte schien er nicht überrascht. Er nahm ein Glas und setzte sich zu Arin.

"Du wusstest das ich komme?"

Wissend lächelnd reichte Avan ihn das Glas. Arin trank, die Flüssigkeit rann brennend seine Kehle herunter.

Avan musterte Arins zustand. "Wie weit ist es schon?"

"Alle werden hektisch und sie wimmert immer lauter."

"Dann ist sie sehr weit." Arin suchte seinen Blick. Sag was, was mich beruhigt, flehte er stumm. Avan verstand wohl. "Du machst das gut. Mehr kannst du nicht machen." Er schenkte nach und zwang Arin es zu trinken. "Sie ist stark. Du wirst beide gesund wieder bekommen."

Da Arins Zunge gelockert war, sagte er es frei heraus. "Ich habe echt Angst, Avi."

Er lächelte. "Ich weiß. So ging es mir damals auch. Und es hört nie auf. Ist es erst einmal auf der Welt, hast du immer Angst. Du wirst manchmal fast verrückt."

Arin schluckte. "Denkst du ich werde wie unser Vater?"

Avan legte den Kopf schrägt.

"Vater war ein guter Mann, Arin. Zu mir war er wirklich liebevoll und hat mir alles geduldig beigebracht. Ich denke dass er irgendwann nicht mehr mitbekommen hat, wie schlimm er sich benimmt. Vielleicht stumpfte er nach neun Kindern tatsächlich ein wenig ab. Aber ich weiß, dass er nie aus Bosheit gehandelt hat. Er war überzeugt dass er das Richtig tat."

So hatte Arin seinen Vater nie gesehen. Und es fiel ihm schwer die Worte seines großen Bruders zu glauben. Allerdings war Avan am meisten bei ihren Vater gewesen. Mehr als irgendein anderer der Brüder. Wenn, dann konnte er nur Avan Vertrauen was dieses Thema anging.

"Und das du sehr stark wie er bist, ist eine Tatsache." Avan lächelte warmherzig. "Immer hitzig und Stur. So selbstüberzeugt dass man sich die Haare raufen muss."

"Das beruhigt mich..."

"Aber" Avan hob seinen Zeigefinger. "du hast das weiche Herz unserer Mutter. Und Elain würde dich bestimmt Eigenhändig umbringen, wenn du wie Vater den Verstand verlieren würdest."

Das half tatsächlich. Er hatte es doch gewusst, Avan war ehrlich genug um ihn zu helfen.

"Arin!" Drang es aus dem Flur. Die Tür wurde aufgerissen und Bea stand keuchend im Türrahmen. Sie wollte noch was sagen, doch es war nicht Nötig.

Arin war schon aufgesprungen und an ihr vorbei gelaufen.

***

Christin tätschelte meine Hand und wischte mir den Schweiß von der Stirn. "Versucht tiefe Atemzüge."

Ich bekam kaum mit was sie sagte. Das einzige was im Moment zu meinen Ohren drang, war das gequälte weinen meines Säuglings. Es war alles was im Moment wichtig war. Es atmete und schrie, das war gut.

Langsam drang ein Lichtstrahl durch die Tür. Dann war er wieder weg. Ich konnte den Kopf nicht einmal drehen um zu sehen wer gekommen war.

Da wurde meine Hand ergriffen und Lippen darauf gepresst. "Arin..."

"Ich bin so froh dass es dir gut geht." Wieder drückte er einen Kuss auf meinen Handrücken. Er sah so fertig aus, wie ich mich fühlte. Sein Grübchen erschien in seinem Müden Gesicht. "Und unserm Kind."

Christin hielt ein Bündel an sich gedrückt als sie vom Kamin aus auf uns zu kam. "Zehn Finger, Zehn Zehen."

Immer noch schrie es. Sie legte mir das Bündel - mein Bündel - an die Brust. Arin hielt den Atem an. Das Gesicht war ganz rosa und die haut so unglaublich weich. Als ich es anlegte um es zu stillen, wurde es ruhig.

"Wollt Ihr keine Amme?" Christin schrieb etwas auf ein Papier.

"Auf keinen Fall." Das Kind gehörte schließlich mir!

Der Raum leerte sich allmählich. Bis Christin und mein Mann die einzigen waren die noch blieben. Arin sah das Kind an, als wäre es aus Gold. Vorsichtig ergriff er den Zipfel des Lakens in die es gewickelt war und zog es zur Seite.

"Ein Junge." Vorsichtig wickelte Arin ihn wieder ein. Stolz legte er eine Hand an das kleine Köpfchen. "Der Junge ist wirklich ein echter Campbell. Groß und am verhungern."

Sein strahlen war ansteckend. Er war so erleichtert.

Christin reichte Arin ein feuchtes Leinen Tuch und verließ danach diskret das Zimmer. Mit dem Tuch tupfte Arin mir den Schweiß aus dem Gesicht.

"Ich glaube, du sahst nie schöner aus."

So müde konnte ich gar nicht sein, als das er mich mal nicht zum Lachen bringen könnte. Auch wenn mein Lachen nur leise und heißer war.

"So fühle ich mich nicht, gerade."

"Wie dann?"

"Ein bisschen verrückt. Als könnte ich jeden umbringen der meinen Sohn zu nahe kommen will."

"Das verstehe ich." Verträumt streichelte er die schwarzen Haare auf den kleinen Köpfchen. Ich hätte ihn Arin gern gegeben, anderseits wollte ich ihn noch nicht loslassen. Ich hatte Angst, er würde aufhören zu atmen wenn ich es täte.

"Du musst müde sein." Hauchte er nach einer ganzen Stillen Weile. Sanft drückte er seine Lippen an meine.

"Er bleibt doch bei uns, oder?" Die Wiege schien plötzlich nicht mehr sicher genug.

"Natürlich. Ich bleibe wach und passe auf."

Ich legte den Jungen neben mich in meine Armbeuge. Ich hoffte noch nicht einzuschlafen, dieser Moment war so friedlich. Doch noch ehe ich den Gedanken zu Ende denken konnte, flogen mir die Augen zu.

Der schwarze Ritter Where stories live. Discover now