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Die ungewollte Braut

Arin zog seine neue Braut aus der Kapelle zu Syman und den Pferden. Er konnte es einfach nicht glauben. Meine Braut die ich nie wollt, lachte er in seinen Inneren.

Er hatte nichts gegen sie Persönlich, kannte er sie doch kaum - was einer der Hauptproblemen war - aber er tat genau das was der Herzog und sein Weib von ihm gewollt hatten. Sein sturer Stolz war verletzt.

Er schwor sich, seiner Frau niemals die Schuld daran zu geben. Er hatte sie doch gedrängt ihm zu folgen. Arin konnte nur hoffen es würde ihm was einfallen, damit beide Glücklich werden konnten. Denn bis jetzt hatte seine Frau - Elain - kaum mehr als fünf Worte gesagt. Ob sie ihm das alles Übel nahm? Er verschob diese Art Überlegungen. Raus aus diesem Dorf, das war sein Plan.

***

Arin blieb mit mir vor seinen schwarzen Hengst stehen und tätschelte das Pferd beiläufig an der Flanke.

"Können Sie reiten?" Ich glaubte gesehen zu haben wie seine Augen kurz zu meinen Röcken zuckten, doch es war viel zu schnell um es wirklich sagen zu können.

Dann sah ich sein Pferd an. Es war Pocket. Ein Wildpferd. Seine Junge Wildheit blitze ihn in den Augen.

Eigentlich konnte ich reiten. Jacob hatte es mir beigebracht, noch ehe ich mit Löffel und Gabel essen gelernt hatte. Doch ich bezweifelte stark das die Arbeitstiere meines Vaters mit dem wilden Mustang zu vergleichen waren.

"Elain." Ich sah Arin wieder an. "Sie werden ihn nicht allein reiten, ich sitze hinter Ihnen."

Arin stieg in den Sattel und hielt mir seine Hand hin. So zog er mich zwischen seine Beine und trieb Pocket an.

Als die Burg von Herzog Eberhart hinter uns lag, spürte ich alles über mich hereinbrechen. Nicht nur, das ich jetzt einfach verheiratet wurde, ich wurde auch zum Idioten verkauft! Florenz rief mich hier her, mit dem Wissen mich nie mehr nachhause zurück kehren zu lassen, sagte mir aber nichts davon! Sie suchte willkürlich jemanden aus der ihr am meisten Aufmerksamkeit einbrachte, und verschenkte mich ohne jede Mitgift an einen Ritter. An den schwarzen Ritter!

Ich wurde so zornig, das ich alles um mich herum verfluchte. Verdammte Felder! Verdammter Vogel! Verdammtes Pferdeschnaufen! Verdammter Ritter! Ich wollte nachhause...

Zu meiner Mutter und meinen Vater, die niemals informiert worden waren. Mein Zimmer und mein Bett. Meinem Leben. Ich könnte sie nie mehr wieder sehen... Schreckliches Heimweh überkam mich. Ich wollte so sehr nachhause...

***

Arin spürte Elains zittriges Schultern beben.

Er wusste das sie vielleicht bald weinen würde, doch wusste er nicht was er dann tun sollte. Am besten weit weg laufen, war sein erster Gedanke. Doch so lief das nicht, das war Arin klar.

Irgendwie wollte er sie trösten, ihr einfach zu verstehen geben das sie nicht alleine war. Doch er wusste erstens nicht wie, und zweitens wusste er nicht ob sie es wollte. Und für eine Abfuhr war er sich etwas zu stolz.

Arin war sich sicher, Elain bald besser verstehen zu können. Vielleicht war es auch normal für eine Braut anfänglich Trauer zu verspüren. Nicht mal er selbst konnte diesen Gedanken glauben.

Sie ritten bis es anfing zu dämmern. Mittlerweile befanden sie sich tief im Wald auf den Weg nach Eberworry. Einer Händlerstadt. Am nächsten Vormittag wollte Arin dort ankommen. Doch jetzt brauchte er was zu essen. Oder eher Syman. Sein Magen grummelte so laut das er alle möglichen Tiere anlocken würde.

Elain verschwand in einem Gebüsch etwas abwärts, als sein Knappe zu ihm kam und beleidigt schmollte.

"Was ist?" Arin konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Syman bemühte sich immer wie ein Mann zu erscheinen. Hin und wieder vergaß Arin wie klein er manchmal noch sein konnte.

"Du weißt ganz genau was los ist! Ich verhungere, Arin!"

"Was du nicht sagst."

"Mach dich nicht lustig über mich! Du hast mich ja nichts aus der Burg essen lassen!"

"Ich kann nicht glauben das du deswegen immer noch beleidigt bist."

Syman verschränkte seine Arme und biss sich schmollen in die Wange. "Bin ich nicht..."

***

Als ich aus dem Wald auf unser kleines Lager kam, suchte Syman bereits einige Zweige zusammen. Arin war verschwunden, mit Pocket.

"Brauchst du Hilfe?" Syman sah grimmig auf und schüttelte stumm den Kopf. Huch! Da war aber nichts von den süßen Grübchen mehr zu sehen.

Mit Geübten Handgriffen stapelte er das Holz und entfachte ein Feuer. Dann kramte er ein Bett für ihn selbst zurecht. Mit seinem Umhang und einer Satteltasche. Ein Bett... oje...

Schnell schob ich den Gedanken weit weg von mir und setzte mich neben Syman ans Feuer. "Wie lange seid ihr schon unterwegs?"

"Insgesamt oder nur diese Woche?"

"Beides, denke ich." Der Junge kratzte sich an seinen schwarzhaarigen Schädel und schien zu rechnen.

"Diese Woche sind wir heute schon den vierten Tag unterwegs. Und seit ich bei Arin bin ist es bald ein Jahr. Wenn man die Tage auf seinen Grund nicht mitzählt. Wie Feiertage oder Ruhezeiten."

"Da seid ihr ja viel unterwegs gewesen."

"Allerdings. Meistens wegen Aufträge oder weil es Arin wieder unter den Fingern gejuckt hat. Manchmal bleiben wir auch einfach auf seinen Grund und Angeln oder schlafen... Ruhezeiten."

"Zieht es Arin oft in die Ferne?"

"Jetzt wohl nicht mehr so oft, wo er doch eine Frau bekommen hat."

Syman lächelte mich aufmunternd an. Dabei hatte ich dabei noch nicht an mich gedacht. So lang war ich noch nicht verheiratet. Eine Weile später kam Arin mit ein paar Kaninchen und einem kleinen Wildschwein zurück. Ich wollte nicht erst mit dem Kopf darauf gestoßen werden, deshalb nahm ich mir ein Kaninchen und ging mit ihm vor, wie Ulrike er mir gezeigt hatte.

Es nervte mich das Arin es fast nicht beachtet hatte. Als wäre es ohnehin meine Pflicht. Allerdings wusste ich nicht was ich den erwartet hätte. Immerhin hatte er gejagt und Syman das Lager aufgebaut.

Lager - Betten - Schlafen - Ehevollzug - STREICHEN

Auch wenn Florenz es überall verkünden wollte, ich war nicht Naiv - in ihrer Welt bedeutet das Dumm. Ich wusste genau was Mann und Frau taten, ich arbeitete damals mit Männern zusammen die Geschichten erzählten, bei denen ich oft rot anlief. Auch wenn ich nervös war, hatte ich keine Angst davor.

Aber würden wir die Ehe vollziehen, gebe es kein Zurück mehr für mich. Zumindest klammerte ich mich an die Hoffnung, zurück kehren zu können, wenn das ausblieb.

Das Schwein hatte mir einiges Abverlangt, doch das Lächeln und die dadurch entstehenden Grübchen von Syman nach dem Essen, war die Mühe wert. Er fiel sofort schlafend um.

Arin saß am Feuer mir gegenüber. Er müsste müde sein, trotzdem waren seine Schultern immer noch gerade. Wie viel überspielte er wohl, den ganzen Tag?

Die stille war mir unangenehm. Ich wollte mit ihm reden.

"Wohin reiten wir, Mylord?"

Arins Augen trafen meine. Eine Seltenheit. "Eberworry."

Und nun? Nicht zu lange warten, sonst würde es noch unangenehmer werden! "Ist dort Ihr Grund?"

Seine Stimme wurde tiefer. "Mein Grund?"

"Syman erwähnte es."

"Es liegt nicht dort." Es wurde wieder still. Verdammt. Doch Arin sah mich immer noch an.

Der schwarze Ritter Where stories live. Discover now