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Der schwarze Ritter

Jegliche Luft wurde aus meinen Lungen gepresst. Mir wurde schwarz vor Augen und schwindlig. Gott im Himmel! Meine Augen brannten. Luft! Ich brauchte Luft!

„Enger geht es nicht, Mylady." Florenz' Zofe trat neben mich und zerrte am Ausschnitt des Korsetts. Sie drückte und presst meine Brüste in Position. Ich wollte nachhause ehe ich jemanden was antat...

Ich spürte einen Schlag an meinen Schenkel und versuchte mich aufrechter zu halten. Florenz umrundete mich nun zum tausensten mal und schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Hoffentlich kaschiert das Kleid den Rest. Worauf wartest du? Zieh es ihr über!"

„Ja, Mylady." Ein dutzend Röcke wurden mir über den Kopf gezogen und auf meine Hüften platziert. Ich fühlte mich um Tonnen schwerer. Dann folgte das eigentliche Kleid.

Es war hell Rosa, mit einem samtweichen Stoff und feinster weißer Spitze als Saum an Ärmel und Ausschnitt. Die Ärmel reichten mir bis zu den Ellenbogen. Die filigranen Stickmuster auf dem Mieder und die fein verarbeiteten Nähte, zeigten eindeutig wie teuer das Kleid war. Noch nie hatte ich sowas schönes und teures getragen.

Ich traute mich kaum es anzufassen. Wäre ich nicht gerade fast zwei Stunden geschrubbt und eingecremt worden, hätte ich es mich wahrscheinlich nie getraut.

***

Wann hält dieser Unmensch endlich sein Maul?, fragte sich Arin genervt nachdem Eberhart ihn zum tausensten Mal schilderte, wie viele Pferde er hatte und wie viele er sich noch leisten könnte – wenn er nur wollte. Vorher hatte er Arin schon ausführlich erzählt, wie teuer sie jeden Sonntag nach der Messe speisten. Syman war bei der Vorstellung fast tot umgefallen.

Noch einmal musste er seinen Knappen von dem Tisch wegzerren. Er zog ihn am Ohr und starrte ihn dabei drohend an. Trotzdem versuchte er es noch weitere zwei Male, ehe Arin ihn so zornig wurde, dass der jüngere schnell bei den Pferden helfen wollte. Wie gern er selbst das auch getan hätte. Anstatt sich das geprahlte dieses Mannes anhören zu müssen, den er so abstoßend empfand. Arin legte den Kopf schief, sein Kiefer mahlte entnervt.

Eberhart war stark und groß. Sein dunkel braunes Haar war kurz, sein Kinn Kantig, seine Brust geschwollen. An sich ein Traum für Frauen. Doch Arin ertrug ihn nicht.

„Was denken Sie, Campbell? Kann man hier nicht gut leben?" Eberharts Brust schwoll noch etwas weiter an.

„Wenn man daran Interessiert ist, gewiss."

Eberhart sah Arin offensichtlich vor den Kopf gestoßen an. Anscheinend begreift er. Sehr gut!, dachte Arin ironisch und drehte sie zur Tür. „Ich habe leider noch eine lange Reise. Wenn Sie nun fertig wären, gehe ich jetzt."

Doch dann ertönten Schritte neben ihn an der Treppe.

Arin wandte sich um. Und was kam jetzt?

***

Ich kam mir vor wie eine Prinzessin, als wir die Treppe hinuntergingen. Auch wenn die Röcke mir so schwer wurden, das ich drohte zu fallen - dennoch. Das war einer der wenigsten Moment auf dieser Burg, die besonders waren.

Am Ende der Treppe stand Eberhart der mich prüfend musterte und anscheinend erleichtert seinen Atem entweichen ließ. Ich wünschte ich hätte genug Luft für sowas.

Neben ihn stand noch jemand. Ein junger großer Mann. Ein Ritter. Eine starke Hand auf den Knauf seines Schwertes ruhen, ein leichter Bartwuchs, klare und glänzende braune Augen und dichte schwarze Haare. Ein Bild von einem Mann.

Der schwarze Ritter Where stories live. Discover now