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Der Dolch

Aufgebracht starrte ich Arin an, der mich schon wieder total vergessen hatte. Ich war zwar seine Frau, man konnte meinen Willen übergehen und mich einfach verheiraten, doch niemand würde mich je unterdrücken.

Jacob brachte es mir auf den Feldern bei. Er zeigte mir wie ich mich gegen die Männer behaupten könnte, auch wenn ich sie natürlich nicht besiegen konnte. Kraft hatten sie schließlich genug. Doch ich würde meinen Respekt bekommen. Jacob bestand immer darauf, dass ich mir meinen Respekt bei anderen Verdiente. "Lass dir von niemand erzählen du musst etwas tun oder darfst etwas nicht tun, nur, weil du eine Frau bist. Schlag dem Arsch ins Gesicht und lache ihm aus!"

Ulrike mochte es zwar nie zugeben, doch sie war mächtig stolz das die Männer mich alle Respektierten. Zumindest ließen sie mir meinen Stolz.

Was Vater wohl zu Arin sagen würde? "Schlag dem Arsch ins Gesicht und lache ihn aus!"

Doch das konnte ich nicht machen. Arin würde mich ohne Mühe zerquetschen. Oder zurückschlagen. Und eine Schlägerei anzetteln, wo ich doch wusste ich hatte keine Chance gegen ihn, wäre dumm. Wo er noch dazu mein Ehemann war... Aber vielleicht würde es guttun?

"Mach dich nicht Lächerlich, Elain. Ein Mann ist und bleibt ein Mann. Du kannst dich währen und dich beweisen. Aber Unterschätze nie, das sie trotz allem das stärkere Geschlecht sind." Fielen mir Ulrikes Worte wieder ein. Und wo sie recht hatte...

Also holte ich tief Luft und zwang mich, ein wenig runter zu kommen. Es brachte sich ja doch nichts.

Arin hob seinen Blick und sah mich an. "Sind Sie etwa zornig, Elain?"

"Nein, Mylord." Brummte ich.

Er meinte es bestimmt nicht so. Vermutlich war ich nur erschöpft von den langen reiten und den Ereignissen der Stadt.

"Sie Lügen ziemlich häufig, Mylady."

Jetzt war ich wieder Zornig. "Ich lüge nicht. Ich möchte nur nicht wie Ihr Knappe behandelt werden."

Zum ersten Mal erkannte ich ganz genau eine Emotion bei Arin. Er war geschockt. "Mylady?"

Ich kam mir lächerlich vor. Er hatte es also doch nicht einmal gemerkt."Ich bin gleich wieder da..."

Ich brauchte jetzt meine Ruhe. Mich bemühen einen kühlen Kopf zu bewahren. Also stand ich auf und verschwand hinter einigen Bäumen.

***

Was um Himmels Willen war das?, fragte sich Arin verwirrt. Er behandelte sie nicht wie einen Knappen. Er behandelte seinen Knappen nicht einmal wie einen Knappen!

Als Elain das Weite gesucht hatte, blieb Arin vor dem Feuer sitzen und wusste nicht wie er reagieren sollte. Er bezweifelte das Elain austreten musste. Sie wollte bestimmt nur weg. Weg von Ihm!

Dabei wollte sie auch nicht ins Bett schicken! Er meinte es nur gut mit ihr. Immerhin war es seine Aufgabe auf sie aufzupassen und sie zu beschützen. So war das eben als Mann. Was war nur ihr Problem?

Arin beschloss einfach seinen Dolch weiter zu schleifen. War er nicht so lebensmüde das er ihr folgte. So bissig wie sie war, würde sie jedes Tier vertreiben können.

Elain erschien einige Minuten später wieder, setzte sich wieder ans Feuer und würdigte Arin keines Blickes. Wenn sie verbittert spielen konnte, könnte er das genauso.

Im Gedanken fluchte er. Der zehnjährige Junge war nie so ein Problem gewesen. Er hätte ihn auch verprügelt, wenn er sich sowas einfallen gelassen hätte. Eigentlich ließ Syman sich einiges einfallen...

War er eigentlich zum Deppen der Menschheit geworden?

Arin sah Elain an, um ihr zu sagen, sie solle ihm ansehen und ihm erklären was sie von ihm eigentlich wollte, doch er hielt den Mund. Seine Frau ließ die Schultern hängen, saß gezwungen gerade und schien so unglücklich das er Schuldgefühle bekam.

***

Ich vermisste mein Zuhause. Ich hatte schreckliches Heimweh. Meine Mutter. Mein Vater. Ich war so Glücklich dort. Ich hatte gedacht ich dürfte wieder zurückkehren. Einfach das Wochenende unter Florenz Herrschaft aushalten und wieder abreisen. Und nun saß ich irgendwo im Wald, mit einen Schwarzen Ritter und dessen Knappen. Ich wollte nachhause. Einfach zurück nachhause...

Arins Räuspern zerriss die Stille ehe er fragte; "Hat Ihnen die Stadt gefallen?"

Verwundert, das Arin einmal ein Gespräch begann, blickte ich ihn durch meine Wimpern an.

"Ja. Es gab viel zu sehen." Ich senkte meinen Blick wieder.

"Haben Sie was Besonderes gesehen?"

Noch ehe ich es stoppen konnte, rutschte es mir einfach raus. "Die schwarzen Gassen in denen Sie verschwunden sind, Mylord."

Einen Augenblick war es still.

Als ich aufsah, starrte er wieder ausdruckslos zu mir her.

"Warum waren Sie besonders?"

"Es schienen die einzigen Orte in der Stadt zu sein, wo niemand sein wollte."

"Sie sind wohl sehr aufmerksam." Arin hob einen Mundwinkel. "Dort habe ich zum Beispiel den Dolch gekauft."

Der Dolch also. "Er ist sehr schön, Mylord. Sieht aus wie Hochwertiger Stahl."

Arin stand auf, kam um das Feuer herum und setzte sich schmunzelt neben mich. "Gefällt er Ihnen?"

"Sie haben ein gutes Auge für Waffen, Mylord."

Er lächelte. Sehr selten, aber gerade eben tat er es.

Seine braunen Augen glitzerten und die gleichen Grübchen, wie auch Syman sie hat, erschienen sich in seinen Wangen.

Arin sah so jung und charmant aus. Dieses Lächeln zeigte eine ganz andere Seite an ihn.

Er hielt mir den Dolch mit dem Griff voran hin. "Ich habe ihn für dich besorgt. Als eine Art Hochzeitsgeschenk."

Entgeistert sah ich auf den edlen Griff, auf der geschliffenen Schneide schimmerte der Feuerschein und er wirkte beinah zierlich in Arins Händen.

Und diese Schönheit war für mich?

Der schwarze Ritter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt