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Arin und Syman

"Syman ist mein Cousin. Ich weiß nicht ob du das schon wusstest. Er war acht als ich ihn zu mir genommen habe."

Arin warf den Strohhalm weg, auf dem er nach dem Essen herum gekaut hatte und lehnte sich auf eine Arme zurück.

"Sein Vater hatte meine Tante Enna früh geheiratet. Sie bekamen zu früh ein Kind. Er schlug beide. Einmal ging er zu weit und prügelte Enna zu tote. Syman blieb bei ihm zurück."

Er hielt inne und schüttelte aufgebracht den Kopf.

"Schon damals hatte ich mit Syman trainiert und ihn eingeschult in den Schwertkampf und das Reiten... was er ebenso brauchte. Natürlich hatte ich gemerkt das etwas nicht stimme. Doch immer, wenn ich Syman gefragt habe, sagte er nur 'Nein, Arin. Vater hatte ja Recht.' oder 'Ich habe es ja verdient!'."

Der kleine Lebenslustige Syman, ein misshandeltes Kind. Man sah es ihm nicht an. Niemals. Mir fiel keine Situation ein, in der Syman jemals traurig wirkte oder gewisse Themen meiden wollte. Er war eigentlich ziemlich vorlaut und direkt.

"Irgendwann reichte es mir. Ich holte Syman da weg und bestimmte ihn zu meinen Knappen. Auch wenn es mir jeder ausreden wollte. Ich konnte ihn doch nicht zurücklassen."

"War er nicht gut im Reiten?" Oder weshalb sollte sich jemand als ungeeignet als Knappe herausstellen?

"Er war unterernährt und ständig Krank. Und schwach. So schwach, dass er anfangs seinen Sattel nicht vom Boden aufbekam."

"Wie niedlich."

Auch wenn mir die Vorstellung von einen verhungerten und schwachen Kind das sich mit einem Sattel abmühte nicht gefiel. Was sollte ich denn sagen?

"Das war er. Jeder im Dorf vergötterte ihn. Bis heute."

"Ist deine Heimat das nächste Ziel?"

Arin nickte stumm und suchte die Gegend ab. Langsam wurde es dunkel. Syman war immer noch nicht zurück.

"Hat Syman Angst im Dunkeln?"

Arin lachte. "Der hat vor nichts Angst."

Das glaubte ich ihn. Die ganze Geschichte brachte mich auf einen Gedanken. Allerdings wusste ich nicht ob ich ihn ansprechen sollte. Geistesabwesend spielte ich an den Griff meines Dolches, den ich an meinen Gürtel stecken hatte.

"Es geht ihm gut, Elain." Lachte Arin und stand auf. "Soll ich ihm rufen?"

"Nein, wenn du es nicht für wichtig haltest."

"Du findest es anscheinend wichtig." Er deutete auf meine unruhige Hand.

"Nicht das beunruhigt mich."

"Was denn?"

Um flüchten zu können, falls Arin zornig werden würde, stand ich auf. Ich würde nicht streiten.

"Hat du Symans Vater ermordet?"

Arin seufzte. "Du kannst zwischen den Zeilen lesen, hm?"

"Um ehrlich zu sein, war es sehr offensichtlich." Nun ging ich doch ein Schritt weiter als gewollt... "Wie ist es passiert?"

"Er zog das Schwert, schrie mich an zu verschwinden und attackierte mich. Es war knapp... aber... ich hatte mehr Glück als er..."

Eine Last fiel von meinen Schultern. Er mordete nicht aus einer Laune heraus. Es war Notwehr! Und dann war es ein Duell. Und kein wirklicher Mord.

"Dann war es Rechtlich doch in Ordnung. Wieso wirst du dann gesucht?"

"Weil meine Brüder mich suchen."

Uh.... Ich hatte noch so viele Fragen. Jetzt erst Recht. Arin war aber schon sehr offen zu mir gewesen. Mehr als die letzten Tage. Ich durfte nicht zu weit gehen.

"Hast du etwa auch einen von ihnen umgebracht?"

Hah, ging ich doch zu weit... Arin starrte mich mit überraschten Augen an.

"Sarkasmus. Das passt irgendwie zu dir."

Dann legte er eine Hand an meine Hüfte und zog mich ein Stück zu sich. Gott sei Dank, er war nicht beleidigt.

Mit einer Hand fuhr er meinen Rücken entlang zu meinen Nacken. "Kein Korsett?"

"Anscheinend bin ich doch keine Lady."

Seine Hand ruhte an meinen Nacken als er seine Stirn wieder an meine drückte. Wenigstens wollte er genauso in meiner Nähe sein, wie ich in seiner.

"Das weiß ich schon lange..."

Und dann küsste er mich. Erst ganz vorsichtig und zärtlich, dann plötzlich sehr innig und fordernd. Ich fühlte mich gedrängt ihn auszuziehen. Und dieses Mal wollte ich es nicht mehr verdrängen.

Als er sich löste, war ich enttäuscht und fühlte mich einsam. Hätte er mich früher so geküsst, hätte er gar nichts erzählen müssen. Oder war der Kuss nur deshalb so schön, eben, weil er mir vertraut hatte?

Und dann war ich mir sicher. Einfach so...

"Wann brechen wir auf, Mylord?"

***

Das war wohl das Beste, was er heute gehört hatte. Elain wusste Bescheid und wollte trotzdem mit ihm gehen. Er wusste er konnte ihr vertrauen.

"Erst Morgen. Vor dem Frühstück."

"Okay. Ich werde soweit sein."

In diesem Kleid sah sie weit besser aus als in dem rosa Kleid von Florenz. Man merkte ihr an, das Elain sich so wohler fühlte.

"Geh besser ins Haus, damit deine Eltern nicht schimpfen."

"Schickt Ihr mich schon wieder ins Bett, Mylord?"

Ein listiges Glitzern erschien in Elains Augen.

"Glaubt mir, das traue ich mich nie wieder."

Elain lächelte so strahlend schön, dass der Mond der langsam aufging, an Bedeutung verlor.

Da hör ihn einer zu... Woher kamen plötzlich solche Gedanken? Das war ja zum fürchten...

"Ich gehorche Gemahl."

Etwas schüchtern küsste Elain Arin und ging dann zurück zur Hütte. Es störte ihn fürchterlich das seine Frau und er getrennt schliefen.

Doch Jacob mochte ihn nicht. Hätte Elain bei Arin schlafen wollen, hätte ihr Vater bestimmt den Krieg erklärt. Und das wollte Arin Elain nicht zumuten.

Wenigstens ein Elternpaar von ihr musste ihr Gutgesinnt bleiben.

Wenig später tauchte Syman wieder auf. Arin erinnerte sich wieder an die Geschichte der Beiden. Es brachte ihn um den Verstand wie der Tag begonnen hatte.

Syman baute seinen Schlafplatz auf und knabberte an seinen letzten Stück Brot. "Kommt Elain morgen mit?"

"Ja."

"Was wird Eric zu dir sagen, wenn sie uns finden? Mit einer Frau?"

"Ich habe keine Ahnung."

"Wirst du mich wieder schlagen, wenn ich sage, ich wünsche dir denselben Hieb von Eric den du mir heute verpasst hast?"

Da war der alte Syman wieder. Gott sei Dank, war der Junge nicht zu nachtragend.

"Das hat Elain schon getan."

Syman lachte und sprang auf. "Ist das dein ernst?"

"Hast du eine Ahnung wie hart sie zuschlagen kann?"

Syman war hell auf begeistert.

Der schwarze Ritter Where stories live. Discover now