*45*

10.3K 538 12
                                    

Wie in alten Zeiten

Das Frühstück wurde uns zum Bett gebracht, dann kam die Hebamme die mich missbilligend anstarrte und danach durfte ich endlich wieder aus dem Bett! Arin blieb von der Schmiede heute fern und schickte Syman allein hin.

"Syman schafft das schon. Er soll nur Aufträge entgegennehmen und seine Aufgaben machen."

Arin hatte mehr Vertrauen an den zehn Jährigen Lehrling als ich. Er spazierte den ganzen Morgen mit mir durch den dicken hohen Schnee und hörte sich alles an was ich zu erzählen hatte. Er lachte und scherzte.

Es war herrlich.

Außerdem fragte er mich nicht wegen gestern. Obwohl ich ihn anmerkte wie sehr ihm das ganze nervös machte. Eigentlich wollte ich es ihm nicht verheimlichen. Aber wollte ich wirklich etwas ins Laufen bringen, weil Benita sich falsche Hoffnungen machte? Wollte ich ihm wirklich einer seiner wenigen schönen Kindheitserinnerungen nehmen?

"Wo bist du mit deinen Gedanken?" Arin stieß mit seinen Fuß ein wenig Schnee an. Der feine Staub flog ihn sofort zurück ans Bein. Er lächelte schüchtern. "Das hätte ich kommen sehn müssen."

Ich kicherte und griff wieder nach seiner Hand. Er war eben doch manchmal noch leichtsinnig. Auch wenn er sich alle Mühe gab ernst zu wirken.

"Früher hab ich immer Streiche mit dem Schnee gespielt. Habe mir kleine Kugeln zusammen gerollt, von innen Fenster geöffnet und dann hab ich von draußen auf die Leute geschossen."

Ich konnte mir das gut vorstellen. Den kleinen schwarzhaarigen Jungen mit roten Wangen und den listigen Blick den er heute noch oft hatte. Die Vorstellung machte mich glücklich. Sein Vater konnte ihm seine Kindheit nicht zerstören.

"Wurdest du erwischt?"

Bei der Erinnerung verzog er das Gesicht. "Oft. Fast immer von Ben, der gerade in der Ausbildung zum Wachmann war. Und gerade von Ben will man nicht bei Streiche erwischt werden."

"Und trotzdem hast du es immer wieder gemacht?"

Er hob seine Schultern grinsend an.

"Ich konnte nicht anders. Auch wenn sie dann schon gewusst haben, dass ich dahinter stecke, die Fenster schon immer bewacht hatten und Ben schon eine eigene Route für mich eingeplant hatte... irgendwie hab ich es immer geschafft." Er begann zu strahlen. "Ich kann es kaum erwarten bis es seine eigenen Streiche spielt."

"Und das wird es ganz bestimmt. Meine Güte, du warst ein richtiger Lausebengel!"

Arin kratzte schüchtern seinen Hinterkopf. "Meine Brüder hatten ihre liebe Müh, aber es war immer lustig."

Plötzlich kam mir eine lustige Idee und ich zerrte Arin mit mir. Er ließ es zu, bis ich ihm mit mir auf die Knie zog. "Was soll das?"

"Sieh mal." Das Fenster zur Küche, die ja im Keller der Burg war, hatte nur kleine Schmale runde Fenster. Somit waren sie über den Köpfen der Leute. Von außen sah man sie kaum.

"Küchenfenster?" Arin schien vorsichtig zu sein, aber hatte begriffen was ich wollte.

"Sie sind offen." Hauchte ich in einen verlockenden Tonfall.

Arin musterte mich, sein Gesichtsausdruck so wild und aufgeregt. Sein Grübchen erschien, dann griff er an meine Wange und zerrte mich an seine Lippen. "Wenn Ben uns erwischt, musst du schnell sein."

Ich lachte und rollte schon einen ersten kleinen Schneeball. Wir werden Eltern. Wäre meine Kugel nicht so stark zu sehen, würde man mir das im Moment wohlmöglich nicht glauben.

"Sehr schön..." lachte Arin und deutete in die Küche."Bea und Tessa."

Tessa war die Frau von Michel, den fünften Sohn der Campbells. "Bea gehört mir."

Arin hielt mir symbolisch einen Schneebaal hin. "Lass es raus."

Wir platzierten uns so neben dem Fenster, das man von innen keinen Schatten sah. Trotzdem konnte ich gut sehen wie die beiden Frauen quatschend in die Küche spazierten. Nur noch ... ein kleines... Stückchen!

Als Bea nur wenige Zentimeter unter dem Fenster stand, streckte ich meine Hand durch die schmale Öffnung. Tessa bemerkte es und riss den Mund auf. Und genau in den Moment, in dem Bea Tessas Blick folgte und aufsah, schmiss ich ihr den Schneeball ins Gesicht.

"Arin!" schrie sie genervt.

Arin biss sich fest auf die Lippen als er aufsprang. Er half mir auf und eilte so schnell um die nächste Ecke wie es mit mir möglich war. Erst dann trauten wir uns lachen. Bea. Avans Frau. Na dass würde ein Donnerwetter geben. Doch es war es auf jeden Fall wert!

So trieben wir unsere Scherze mit Eric, Helena, Benita, Taran, Kora - wobei Kora sich am schönsten aufgeregt hatte - und mit einigen Dienern. Arin erklärte mir dass jeder Diener ein Cousin, ein Neffe oder sonst eine Verbindung zur Familie hatte. Er kannte jeden mit nahmen. Außerdem besaß er mit jedem eine eigene Beziehung.

Es war einfach großartig. Den letzten den wir uns vorknöpfen wollten war Avan. Arin wusste genau wo er sich um diese Uhrzeit aufhalten musste und lockte mich zu einen schmalen Fenster. Arin kletterte auf eine Kiste, weiter auf einige Fässer und hielt dann an bei alten Löchrigen Truhen. Vorsichtig drückte er das schmale Turmfenster auf.

Ich wollte zu gern Avans Gesicht sehen, wenn ihn der Schneeball traf...

"Beruhige dich Bea!" Avans zitternde Stimme drang aus dem Fenster.

"Beruhigen!? Was-" plötzlich wurde Beas Stimme ganz ruhig. "Wage es nicht mich auszulachen..."

Ich hörte wie sehr Avan versuchte sich zu beherrschen. "Ich würde dich nie auslachen, liebste." Es klang sarkastisch.

"Ich will das Arin bestraft wird! Sperr ihn ein!"

Ich blickte rauf zu meinen Mann der sich wie ein Bengel unter den Fensterrahmen bückte. Er grinste schelmisch und zwinkerte. Plötzlich brach im Turm schallendes Gelächter aus.

"Wie siehst du denn aus!?"lachte Avan schallend.

"Ich bringe den kleinen Mistkerl um!" Kora. Gott was wäre ich gern dabei! "Jedes Jahr das gleiche mit ihm!"

Avan musste sich kugeln vor Lachen, so hörte es sich zumindest an. "Was zum Teufel?" Keuchte er erschöpft.

"Das war Arin!" Nun war auch Taran. "Mich trafen gleich drei!" - einmal Arin, einmal ich, nochmal Arin. Ich musste mir auf den Finger beißen um nicht los zu brüllen, bei der Erinnerung, wie dumm er aus der Wäsche geguckt hatte.

"Lach mich nicht aus!" lachte Taran bemüht aufgebracht.

Arins Gesicht wurde ganz rot, er hielt die Luft an.

"Wenn du wüsstest wie Blöd du aussiehst!" Avan keuchte und lachte noch lautet.

Da erhob sich Arin langsam und warf. Und noch ehe er auf die Reaktion warten konnte, stieg er schon wieder zu mir herab.

"ARIN!" riefen alle vereint, manche lachten, manche nicht.

Nur Avan brüllte nicht.

Arin brüllte vor Lachen, mit mir zugleich. Wir brachten kein Wort heraus, schlichen nur einvernehmlich zum Stall. Dort würden sie uns nicht sofort suchen...

Als Arin nach der Tür griff, ging sie plötzlich von alleine auf und Ben stand da.

"Nie im Leben." knurrte Arin geschockt und starrte mich an als wäre Ben ein Geist.

Ben hob einen Mundwinkel. "Du weißt ja was jetzt kommt."

Arin nickte grinsend und wandte sich wieder zum gehen. Da brachen wir wieder in Gelächter aus. Wir hatten schon zu lange nicht mehr gelacht. Selbst Ben lächelte und schubste Arin verspielt an.

Der schwarze Ritter Where stories live. Discover now