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Vaters Tagebuch

Arin griff nach Avans Arm. Er wollte das nicht alleine lesen.

"Bist du nicht neugierig?"

Avan drehte sich nur zur Hälfte um. "Ich war meistens dabei."

Aber er konnte das nicht mit Elain tun. Er wollte, doch er konnte nicht. Er wusste nicht was ihm nun erwartete... Avan wartete noch einen Moment, dann ging er.

Arin setzte sich an den Zaunpfahl an den Avan gerade noch gelehnt hatte. Er würde es alleine lesen...

Tagebuch von Henry Campbell

Heute kam mein neunter Sohn zur Welt. Und was soll ich sagen. Irgendwann verliert es den Zauber. Er sieht auch nicht anders aus als die anderen. Um ehrlich zu sein weiß ich nicht was ich davon halten soll, noch so einen Bengel zu haben. Er wird wohl Mönch werden. Sobald meine Frau die erste Phase der Freude überwunden hat, werden sechs Jungs diese Burg verlassen.
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Zum ersten Mal seit elf Jahren, erschien Avan nicht im Arbeitszimmer. Ich fand ihn zwischen Taran und Arin. Er benahm sich wie ein Weib. Hielt die beiden Jungs auf dem Arm und lachte wie ein Idiot. Ich werde meine Frau so bald wie möglich überreden die Jungs gehen zu lassen. Avan muss sich wieder konzentrieren!
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Tatsächlich stritt Avan heute mit mir. Mit mir! Seinen Vater! Der Junge ist sechszehn Jahre alt. Was denkt er sich? Er stellte sich zwischen mich und Kora. Vor wenigen Tagen half er Taran und Arin lässt er überhaupt nicht mehr aus den Augen, seit dem Zwischenfall. Er unterstellt mir, ich wäre zu streng und reagiere über. Wüsste ich nicht, dass ich gegen Avan keine Chance mehr habe, würde ich mir das nicht bieten lassen. Doch der Junge ist zu stark. Selbst Eric und überraschender weiße auch Ben sind stark geworden.
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Es ist ein schwarzer Tag in der Geschichte der weißen Ritter. Meine Geliebte Ehefrau Elizabeth ist von uns gegangen. Ich werde wohl nun die Jungs wegbringen. Kora, Taran und Arin, sind nun zu alt fürs Kloster. Die beiden Kleinen sind zu aufmüpfig. Es ist die Schuld der älteren. Immer wenn ich etwas unternehme, funken sie mir dazwischen. Seit dem ersten Zwischenfall sieht mich Avan nicht mehr an wie vorher. Sind die Älteren Jungs erstmal beschäftigt und die Kleinen endlich fortgebracht, wird Avan endlich wieder zu einem geeigneten Erben.
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Ja, es ist wieder geschehen... Doch Arins Zorn und seine Sturheit müssen Einhalt geboten werden! Avan sieht das ganz und gar nicht so. Er hasst mich, ich weiß es! Als er mich dieses Mal wegstieß, versuchte er nicht mehr auf mich einzureden. Wie ein Waschweib hob er den Jungen hoch und tröstete ihm. Ich muss eine Burg führen! Einen Erben erziehen! Und Arin... Er hat es geschafft. Eric spricht seit Jahren fast kein Wort mit mir, Ben sehe ich nur zum Essen und Avan... Das wird er mir Büsen.

Er war am Ende angekommen. Kurz darauf ging es seinem Vater noch einmal richtig schlecht, danach starb er.

Diese Worte zu lesen taten ihn mehr weh, als er zugeben wollte. Er wusste, dass sein Vater wenig Zeit und Interesse an ihn hatte. Um ehrlich zu sein, hatte er immer gedacht, Vater hätte nur die älteren geliebt.

Irgendwann, kurz nachdem seine Mutter starb, verlor sein Vater den Sinn für die Realität. Er hatte es lange ertragen müssen. Bis Arin fünf war und sein Vater starb.

Doch diese Gedanken seines Vaters, brachen Arin das Herz. Er sah seinen Vater mit Eric Jagen, mit Ben kämpfen und mit Avan so ziemlich alles machen, was er selbst gern gemacht hätte. Er hatte sich gewünscht, auch so viel Wert für ihn zu sein. Dabei war gerade er der größte Dorn in seinen Augen gewesen...

"Ist es so schlimm?" Taran fläzte sich neben ihn.

"Amüsant..."

Taran legte den Kopf schief. "Verpasse ich etwas, wenn ich es nicht lese?"

"Keine Ahnung. Ich habe viel übersprungen."

"Hat er was über die Zwischenfälle geschrieben?"

Arin wurde erneut heiß kalt und lang vergessene Panik stieg in ihm auf. Er wollte nicht mehr daran denken...

"Also ja... Was sagt er darüber?"

"Ich hätte es verdient gehabt."

Ironisch lachte Arins beinahe Zwilling auf. "Keiner von uns dreien hatte es verdient! Denkst du etwa immer noch du seist schuld an Mutters Tod?"

"Hin und wieder... Neun riesen Babys können eine Frau zerstören."

Taran schlug Arin auf die Schulter und schnaufte. "Der letzte war bestimmt am schmerzhaftesten! Nicht der erste..."

Er wollte nicht wieder darüber reden, das hatten sie so oft schon getan.

Ehrlich am Boden zerstört, ließ er seinen Kopf an den Zaunpfahl knallen. Er bemerkte eine flinke Blonde gestallt auf ihn zu eilen. Elain.

Sie winkte Taran kurz und blickte dann besorgt auf ihn herab. "Syman sagt du würdest etwas Trauriges lesen?"

Syman das kleine Klatschweib. Der würde sich Morgen wundern. Der würde Arbeiten bekommen... "Schon in Ordnung."

Als sie sich neben ihm ins Gras hockte und ihn durchs Haar fuhr, fühlte er den alten Schmerz nicht mehr so deutlich.

"Danke das du gekommen bist."

"Selbstverständlich." Ihre großen Augen suchten besorgt seinen Blick.

Er streichelte ihre Wange und musste einfach lächeln. Er hatte schon ganz vergessen was sein Vater geschrieben hatte.

"Hast du gut geschlafen?"

"Rastlos..."

Taran kicherte verspielt. "Zu viel gegessen was?"

Arin sah ihm tadelnd an, aber er hatte bestimmt Recht. Wann hatte Elain je so viel gegessen?

"Bei dieser Gesellschaft vergeht einen ja eigentlich der Appetit." knurrte sie und musterte Taran gespielt abfällig. "Aber heute war ein langer Tag."

"Hey! Kleine! Du bist zwar nur angeheiratet, aber ich kann dich genauso im Weizenlager einsperren wie ich es mit den anderen schon getan habe!"

"Wem solltest du schon übermannt haben?"

Taran lachte herzhaft. "Elain ich finde dich zwar unheimlich, aber witzig." Dann lehnte er sich zu Arin und zuckte mit den Augenbrauen. "Vielleicht hat sie so einen Appetit, weil sie für zwei ist?"

Elain wurde Blass. "Wie bitte!?"

Selbst Arin fand diese Reaktion zum Brüllen komisch. Was wäre so schlimm daran? Er wünschte sich sogar schon ein Kind von Elain. Obwohl er Syman hatte, war es nun mal nicht sein Sohn, sondern sein Cousin.

"Und wenn nicht, dann wird weiter Probiert!" Befahl Taran.

"Ich hätte nichts dagegen." Arin war sich seines Lüsternen Blickes absolut bewusst.

Elains Wangen wurden rosa und ihre Augen dunkel. "Männer..."

Der schwarze Ritter Where stories live. Discover now