Our Little Secret

By xLittleButterfly

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"Scheiße", murmelte ich erschrocken, als ihn sah. "Aria, das ist Damian.. und er wird bei uns einziehen", ver... More

Our Little Secret.
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Epilog
Danke! <3

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By xLittleButterfly

Da ich einfach total müde war, hielt ich noch ein Mittagsschläfchen. Es war Samstag, also konnte keiner was dagegen haben. Selbst wenn, wäre es mir egal.

Als ich gegen halb vier am Nachmittag wieder aufwachte, lag ich für einige Sekunden einfach nur da und starrte auf meine gepunktete Bettdecke. Dann wurde mein Herz aufeinmal schwer als mir das Gespräch mit Damian vorhin in den Sinn kam und der Schmerz war wieder da. Ich seufzte und stand auf, richtete mein Shirt und ging raus auf meinen kleinen Balkon, wo es sehr kalt war. In ein paar Wochen ist Weihnachten, dachte ich. Ob bis dahin wieder alles gut ist?

Eigentlich hatte ich Weihnachten immer geliebt. Letztes Jahr hatte ich nur mit Dad gefeiert. Sally kannte ich da zwar schon, doch sie feierte mit ihrer Familie. Und dieses Jahr würde ich Weihnachten mit meiner neuen Familie verbringen und ich wusste schon jetzt, dass es komisch werden würde.

Während ich beobachtete, wie die orangefarbenden Blätter von den Bäumen fielen, strich ich über meine Arme, wo mir die Härchen zur Berge standen. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Vielleicht wäre ich jetzt zu Damian gegangen und wir hätten geredet oder so, doch das ging jetzt natürlich nicht. Und auf den ganzen Berg Hausaufgaben, der uns aufgebrummt wurde, hatte ich jetzt auch keine Lust. Vielleicht hat Justin ja Zeit?

Bevor ich anfing zu zittern, ging ich wieder in mein Zimmer und nahm mein Handy in die Hand. Justin ging nach dem fünften Klingeln ran. ,,Hallooo", rief er mir ins Ohr und ich lächelte. ,,Hi."

,,Was gibt's?"

,,Hast du Zeit?", fragte ich und zupfte an einem Flusen meiner Jogginghose.

,,Klar doch. Gehen wir ins Kino?"

,,Welcher Film denn?"

,,Keine Ahnung", sagte er.

,,Was läuft überhaupt?"

,,Ich bin kein Kinoprogramm", erwiderte er und bevor ich etwas dazu sagen konnte, sprach er weiter: ,,Wir gucken einfach, was läuft. Um 17 Uhr?"

,,Ehm, okay, aber - "

,,Aber was?"

Ich atmete aus. ,,Nichts aber. Bis 17 Uhr."

,,Bye byeee."

Ich legte auf und war beinahe erleichtert, etwas zu tun zu haben. Ich ging ins Bad, um mich fertig zu machen und zog mich anschließend an: dicker Pulli, graue Jeans und schlichte Socken. Während ich meine Haare nochmal durchbürstete, entschied ich, dass es Zeit war mal wieder zum Friseur zu gehen. Zwar mochte ich lange Haare, doch ab einer gewissen Haarlänge sahen meine Haare einfach noch dünner aus als sie ohnehin schon waren.

,,Dad", rief ich laut, als ich unten im Flur stand.

,,Ja?"

Ich öffnete die Kellertür und spähte herein. ,,Dad, bist du da?"

,,Jaha!"

,,Ich gehe ins Kino", schrie ich herunter. Kurz darauf sah ich Dads Kopf unten an der Treppe.

,,Mit wem?"

,,Justin." Ich verdrehte die Augen als er mit den Augenbrauen wackelte und lachte. ,,Okay", sagte er dann. ,,Viel Spaß."


Jedenfalls dachte ich, dass ich mit Justin gehe. Denn gerade als ich Justin begrüßt hatte, kamen ein paar Jungs auf uns zu, die ich leicht ängstlich musterte. Als ich merkte, dass sie Justin wohl kannten, entspannte ich mich zwar ein wenig, starrte sie trotzdem an.

,,Jungs, was macht ihr denn hier?", rief Justin laut und klatschte jeden der drei ab. Erst beim genauren Hinsehen, sah ich, dass einer davon Mason war, Justins Freund, den ich auf der Party kennengelernt hatte. Die anderen kannte ich jedoch nicht.
Justin sah, wie ich seine Freunde anschaute und sie mich, und grinste, bevor er erklärte: ,,Mason, Chris und TJ, das ist Aria. Aria, das ist Mason, kennst du ja bereits, und Chris und TJ."

,,Ehm, hi", sagte ich und fragte mich, ob ich wohl zu leise gesprochen hatte. Jedenfalls brannte mein Gesicht, als alle drei Augenpaare auf mich gerichtet waren, zusätzlich Justins.

Ein Junge mit sehr blonden, fülligen und lockigen Haaren streckte mir seine Hand hin und grinste auf eine Art, die mich an Sid erinnerte. Leicht unbeholfen griff ich nach ihr und bemühte mich um einen einigermaßen harten Griff. ,,Ich bin TJ", sagte er als er meine Hand wieder losließ. Dann war der andere wohl Chris. TJ ließ sein Blick zu Justin wandern. ,,Hast du uns irgendwas verschwiegen, Mann? Und ich dachte dein Bruder wäre der Einzige, der seine neuen Freundinnen immer vor uns versteckt. Hast du etwa auch Angst, dass wir sie dir klauen?"

Justin lachte. ,,Wenn Elias sie sich auch klauen lässt", er zuckte mit meinen Schultern. ,,Aria ist eine Freundin, nicht meine Freundin."

,,So so." Wieder schaute TJ mich grinsend an, aber ich merkte, wie sein Blick leicht prüfend war.

,,Naja, ich glaube auch, dass die beiden uns was verheimlichen", mischte sich Mason nun zum ersten Mal ein. ,,Sieh dir die beiden an; ein Herz und eine Seele."

,,Du bist so ein Spinner", lachte Justin und boxte ihm gegen den Oberarm. ,,Was wollt ihr gucken?"

,,Keine Ahnung, wie der Film heißt", sagte Chris und schaute sich in dem Eingang des Kinos um, in dem wir übrigens schon standen. Dann deutete er auf ein Plakat, das an der Wand hing. Irgendein Actionfilm, soweit ich erkennen konnte. ,,In den da."

,,Kommt doch mit",  sagte Mason. ,,Außer natürlich, ihr wollt euch auf einem Kuschelplatz in irgendeiner Liebesschnulze setzen - dann kann ich es voll und ganz verstehen."

Justin blickte zu mir und fuhr durch seine blonden Haare. ,,Was sagst du?"

Da ich schlecht nein sagen konnte, auch wenn mir die Anwesenheit so vieler fremder Jungs echt unangenehm war, nickte ich mit dem Kopf. ,,Warum nicht?"

,,Okay", sagte Mason und fragte dann laut: ,,Wer will Popcorn? Ich bezahle!" Dann rannte er plötzlich weg, in Richtung Popcornautomat. TJ und Chris stürzten hinterher und irgendwie erinnerten mich Justins Freunde an Damians Freunde. Und da war er wieder. Damian. Am liebsten würde ich ihn aus meinen Gedanken reißen.

Aus denen holte Justin mich dann aber, indem er meinte: ,,Ja, die sind immer so."

Ich lächelte nur, während wir beide ihnen langsam hinterhergingen.

,,Ist es auch wirklich in Ordnung, wenn wir mit ihnen gehen? Du kannst auch nein sagen und ich lass mir eine gute Ausrede einfallen." Er grinste breit.

,,So ungern ich auch auf die Liebesschnulze und den Kuschelplatz verzichte, ja, es ist in Ordnung."

,,Okay. Willst du auch Popcorn?"

Ich schüttelte den Kopf.

,,Was zu trinken?"

,,Nö, danke", sagte ich als Mason und Chris auch schon zurückkamen. Als ich ein Blick auf TJ warf, der noch immer an der Kasse stand, sah ich wie er mit der blonden Verkäuferin flirtete.

,,TJ lässt nichts anbrennen", erklärte Chris, der meinem Blick gefolgt war und zwinkerte mir zu. Unsicher grinste ich.

Wenige Minuten später kam TJ mit drei Tüten Popcorn in den Armen wankend auf uns zu und im Mund hatte er ein abgerissenen Notizzettel mit einer Handynummer drauf. Anstatt ihm mit dem Popcorn zu helfen, riss Justin ihm das Papier aus dem Mund.

,,Oh, Yvonne heißt sie also", prüfend schaute er zur Kasse und verzog dann anerkennend den Mund. ,,Sieht gar nicht aus wie eine Yvonne."

,,Eher wie eine Kate", stimmte Chris ihm zu.

,,Wieso das denn?", fragte TJ und wollte ihm den Zettel aus der Hand nehmen, was mit seinen überfüllten Armen leider nicht ging. Ein paar Popcorn-Körner fielen aus der Tüte auf dem Boden.

,,Naja", grinste Chris. ,,Alle Kates, die ich kenne, haben echt viel Holz vor der Hütte", er deutete mit seinen Händen sehr große Brüste an und ich merkte, dass ich rot wurde. Zum Glück schaute mich niemand an.

Justin und Mason lachten laut auf und TJ blickte nochmal zurück zu Yvonne, die nun andere Kunden bediente. ,,Hast Recht", sagte er dann, zuckte aber mit den Schultern, wobei weitere Körner den Weg zum Boden fanden.

Hinterher, als wir alle im Kinosaal waren, setzten sich Mason, TJ und Chris als Erstes hin, sodass ich Justin vorlassen wollte, damit er neben seinen Freunden sitzen konnte und ich neben ihm. Es dauerte auch nicht lange bis der Film anfing, doch das war anscheinend kein Grund für die Jungs, leise zu sein. Amüsiert beobachtete ich, wie die Leute vor uns sich immer wieder genervt umdrehten und ich musste lachen, denn Mason warf eine Zeit lang zwei Frauen mit Popcorn ab und als sie empört anfingen sich zu beschweren, entschuldigte er sich, indem er sagte: ,,Sorry, ich habe Zuckungen. Der kalte Entzug bekommt mir nicht gut."

Am Ende hatte ich zwar nicht sehr viel vom Film mitbekommen, aber wenigstens hatte ich meinen Spaß - auch wenn eher durchs Zugucken. Ich kam zu dem Entschluss, dass man Justins Freunde durchaus mögen konnte.

Als wir wieder im Eingang standen, schaute TJ mich durchringend an, sodass ich nervös auflachte und fragte: ,,Was denn?"

,,Du bist echt klein", sagte er.

,,Ich bin ein Meter dreiundsechzig", sagte ich, da mir was anderes nicht einfiel.

,,Das ist klein", sagte er.

,,Yvonne ist nicht viel größer", sagte Chris. TJ zwinkterte ihm zu. ,,Stimmt."

Dann holte er eine Zigarettenpackung aus der Tasche seiner Lederjacke und sagte: ,,Ich gehe jetzt eine rauchen, kommt wer mit?"

Mason stimmte begeistert zu, während Chris sich als Begleiter anschloss.

,,Wir gehen dann auch mal", sagte Justin und öffnete die große Kinotür, während wir alle nach draußen gingen.

,,Wir gehen nächstes Wochenende was trinken", sagte Mason dann und zündete sich seine Zigarette an. ,,Kommst du mit?"

Justin zuckte mit den Schultern. ,,Mal sehen, ich schreibe dir." Während er sich von allen verabschiedete, lächelte ich nur freundlich in die Runde und als Justin und ich uns schließlich von ihnen entfernten, hörte ich Mason uns hinterherrufen: ,,Und immer schön mit Gummi, Justin!"

Er drehte sich um und streckte lachend seinen Mittelfinger aus, bevor er zu mir sagte: ,,Das meinen sie nicht so."

,,Ich weiß", sagte ich seufzend und ging neben ihm her. Er fragte mich, wie es mir ginge und ich sagte, mir geht es gut, was gelogen war und dann fragte ich ihn Sachen, damit er redete und nicht ich.

Wie immer begleitete er mich nachhause und als ich ihn fragte, ob er mit reinkommen wollte, bejahte er es diesesmal. Ich war froh, dass Damian anscheinend nicht da oder in seinem Zimmer war, als wir das Haus betraten, denn ich konnte gerne auf seine Reaktion verzichten. Aber so viel Glück, dass auch Dad mir erspart blieb, hatte ich leider nicht.

,,Justin, hey!", rief er begeistert als er uns entdeckte. Während ich mir gerade die Schuhe auszog, ging Dad zu Justin und klopfte ihm väterlich auf die Schulter.

Justin grinste. ,,Hi, Mr Benson", begrüßte er ihn.

,,Nenn mich Toby, okay?" Justin nickte lächelnd und Dad fuhr fort: ,,Wie war es im Kino?"

,,Gut", sagte ich und fügte hinzu, damit Dad sich keine Gedanken machte: ,,Justins Freunde waren auch da."

,,Oh!"

Wir beide nickten im Einklang und Dad nickte. ,,Schön, schön. Na dann will ich euch mal nicht weiterstören. Bleibst du zum Abendessen?", wandte Dad sich noch einmal an Justin.

,,Wenn das kein Problem ist."

,,Natürlich nicht", versicherte Dad und ich legte Justin die Hände auf den Rücken, um ihn vorwärts zu schieben. Bevor er sich noch ernsthaft anfing mit Dad zu unterhalten. Als wir oben in meinem Zimmer waren, fragte Justin mich: ,,Denkt er immer noch, wir hätten was am Laufen?"

,,Ja. Irgendwie schon", sagte ich seufzend.

,,Hast du ihm denn nie widersprochen?"

Blut stieg in meine Wangen. ,,Natürlich! Aber dieser Gedanke ist so in seinem Kopf festgewachsen, das er einfach nicht davon ablässt."

,,Naja, es gibt Schlimmeres, was?", sagte er und zwinkerte mir zu, bevor er sich eine der Zeichnungen griff, die auf meinem Schreibtisch lagen. ,,Okay, das ist cool!"

Ich grinste. ,,Danke. Aber die sind schon alt. Von 2012 oder so."

,,Hast du Neuere?"

,,Nein, ich hab lange nichts mehr gezeichnet", sagte ich und ordnete die Blätter, die Justin durcheinander gemacht hatte. Dieser streckte sich gerade gemütlich auf meinem Bett aus.

,,Wieso nicht? Du kannst das gut."

,,Danke."

,,Zeichne mich!", sagte er und setzte sich begeistert von seiner Idee ein Stück weit auf.

,,Justin, ich bin keine Künstlerin!"

,,Komm schon", bettelte er.

,,Meinetwegen", stimmte ich zu, setzte mich falschherum auf meinen Schreibtischsstuhl und kramte mein Zeichenblock und ein Bleistift hervor. Diesen steckte ich mir zwischen meine Zähne und beobachtete gespielt kritisch Justins Pose.

,,Du musst dich aber schon ein wenig eleganter hinsetzten", forderte ich ihn auf. Gehorsam setzte er sich aufrecht hin und fuhr sich durch die Haare. Dann setzte er einen Blick auf, der wahrscheinlich verführerisch sein sollte, mich aber zum Lachen brachte.

Als ich schließlich anfing zu zeichnen, wusste ich, dass es nichts werden würde, doch ich legte den Stift nicht beiseite. Zwischendurch gab ich Justin ein paar Anweisungen und schaute hier und da mal genauer hin, doch trotzdem war das Ergebnis alles andere als sehenswert. Nichtsdestotrotz übergab ich Justin mit gespieltem Stolz meine Zeichnung. Er starrte eine Minute auf das Bild und machte dann große Augen.

,,Du bist ein Arsch!", rief er empört, drehte den Block um und hielt ihn sich neben seinen Gesicht. ,,Das soll ich sein?"

,,Ja ... Gefällts dir nicht?" Ich zog eine Schnute. Natürlich wusste ich, dass das Bild scheiße war, denn das war - trotzdem anfänglichen Bemühungen - Absicht gewesen.

Er schaute mich eine Weile an und dann nochmal auf das Bild. ,,Doch, doch, es ist ganz gut geworden. Die Nase ist vielleicht ein bisschen zu groß geworden, aber sonst ... "

Es fiel mir schwer das Lachen zu unterdrücken, denn er dachte wirklich, dass das mein Ernst war. Skeptisch entriss ich ihm das Blatt. ,,Meinst du? Also ich finde sie eigentlich ganz gut. Warte, die Unterschrift fehlt."

Als ich es ihm unterzeichnet zurückgab, stöhnte er genervt auf. ,,Du verarscht mich doch!"

Ich lachte laut auf. ,,No shit, Sherlock."

,,Ich dachte wirklich, du hast dir Mühe gegeben."

Ich lachte über seine Miene. ,,Und dafür habe ich zwanzig Minuten still gesessen", seufzte er und legte das Bild beiseite. Dann stand er auf und scheuchte mich von meinem Stuhl. ,,Jetzt bin ich dran!"

Ich setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett und sah zu, wie er konzentriert auf den Zeichenblock starrte. Dann schloss er die Augen, atmete tief aus, setzte den Bleistift an und öffnete die Augen wieder. Ich musste immer wieder grinsen, weshalb er schimpfte, ich solle gefälligst ruhig sein.
Als er mit seinem Stift abrutschte, starrte er fassungslos auf sein Blatt, zuckte dann jedoch mit den Schultern. ,,Dann hängt dir jetzt eben ein Popel aus der Nase", sagte er und radierte seinen Patzer nicht weg. Ich verdrehte nur die Augen und als es für einige Minuten still war, da Justin weiterzeichnete, hörte ich plötzlich Damians Stimme aus seinem Zimmer. Er schrie nicht, doch es war so ruhig im Haus, dass er nun mal das einzige Geräusch war. Da ich nicht annahm, dass er mit sich selber redete, telefonierte er wahrscheinlich. Mit Sophie? Wollten sie sich doch treffen? Ich fragte mich, wann und ob er Sophie von seinen Gefühlen erzählen würde. Oder hatte er es schon längst? Würde er ihr dann auch von mir erzählen? Diese Fragen tauchten plötzlich alle in meinem Kopf auf und verschlechterten meine eben noch so gute Laune.

,,Hey, ich kann den Popel auch wegmachen!", sagte Justin plötzlich. ,,Kein Grund zu traurig zu gucken."

,,Ich gucke nicht traurig." Zum Beweis grinste ich, auch wenn ich selbst wusste, dass es ein schwacher Versuch war. Mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete er mich. ,,Bist du sicher?"

,,Ja", sagte ich. Er zeichnete weiter, schaute mich aber öfters und prüfender an.

,,So, ich bin fertig", sagte er dann und überreichte mir seine Zeichnung.

Grinsend blickte ich zu ihm. ,,Gar nicht mal so schlecht." Er hatte ein Mädchen gemalt, das war unverkennbar. Und obwohl man mich echt nicht erkennen konnte, war es sogar ganz gut geworden.

,,Ich weiß, ich bin genial", sagte er und setzte sich dann neben mich. ,,Was ist los?"

,,Bin bloß baff, dass du meine Zeichnung übertroffen hast", sagte ich und er grinste.

,,Wunder geschehen. Und es wäre auch mal 'n Wunder, wenn du aus freien Stücken erzählst, was mit dir los ist."

,,Ich bin bloß müde", sagte ich und es stimmte. Ich war wirklich sehr müde.

,,Soll ich gehen? Dann kannst du schlafen?" Es war nicht vorwerfend gemeint, eher besorgt.

,,Nein, bleib. Sonst bringt Dad mich um, weil er sich beim Abendessen nicht mit dir unterhalten konnte."

,,Normalerweise mögen Väter mich nicht", sagte er.

,,Die meisten Väter wollen ihre Töchter auch nicht mit ihrem Freund sehen. Meiner will es anscheinend unbedingt." Ich verdrehte die Augen.

Die Zeit bis zum Abendessen verstrichen wir uns irgendwie und ich hatte keinen Appetit, als wir runtergingen um zu essen. Es war mir unangenehm, dass Damian im selben Raum wie Justin und ich war und deshalb vermied ich es auch, ihn anzuschauen.
Trotzdem machte allein seine Anwesenheit mich traurig.

,,Es gibt Burger", verkündete Sally und während mein Magen einen Satz machte, stöhnte ich innerlich auf. Burger heißt Kalorien.

Wir setzten uns, Dad fing an mit Justin zu plappern und unwillkürlich fragte ich mich, ob Damian sich genauso fühlte, wie ich mich letztens als Sophie mit uns gegessen hatte.
Obwohl ich es mir fast wünschte, wünschte ich viel mehr, wieder normal mit ihm reden zu können. Es war immer wieder erstaunlich, wie sehr ich ihn vermissen konnte, obwohl er mir direkt gegenüber saß.

,,Bist du krank?", fragte Dad plötzlich und ich schaute auf, um zu gucken, wen er meinte. Ich sah, dass Damian seinen Burger fast gar nicht angerührt hatte und das bemerkte Dad anscheinend auch, denn es war so untypisch für ihn.

,,Nein", erwiderte Damian nur und ich schaute zu Justin, da ich seinen Blick auf mir spürte. Fragend hob er die Augenbraue hoch und schaute zu Damian. Ich zuckte unmerklich die Schulter.

,,Wie geht es Sophie? Wollte sie heute nicht kommen?", fragte Dad dann und ich schaute erneut hoch, als ich ihren Namen hörte. Ich wollte es nicht, doch dann begegnete ich Damians Blick und konnte nicht mehr wegschauen. Er schwieg und schaute bloß zurück und ich schaute hastig wieder weg, um die Fassung bewahren zu können.

Ich sah, dass Sally ein bisschen verwirrt zu sein schien, jedoch nicht so sehr wie Dad. ,,Hä, was ist denn?"

,,Nichts", sagte Damian. ,,Ich hatte heute keine Zeit."

,,Du warst den ganzen Tag in deinem Zimmer", mischte Sally sich ein. 

,,Und wenn sage, dass ich keine Zeit hatte, dann hab ich dort anscheinend etwas zu tun gehabt."

,,Madame wird zickig", sagte Sally und ich wusste, dass Damian ihr einen bösen Blick zu warf. Ich hörte Sally nur lachen und sah entschuldigend zu Justin, denn schließlich war er derjenige, der nichts für die schlechte Stimmung am Tisch konnte.
Ich knabberte ein wenig am dem Brötchen und hörte Dad dabei zu, wie er fröhlich darüber schimpfte, dass die Jugendlichen heutzutage viel zu schlechte Laune hätten. Eigentlich konnte ich verstehen, warum Damian deshalb noch genervter wurde. Würde mir Sally sowas sagen, dann wäre ich es auch.

Ich zwang mich zumindest das Meiste aufzuessen und dann zog ich Justin wieder hoch in mein Zimmer. Dieser blieb an der Tür stehen und stemmte seine Arme in die Hüfte.

,,Hätte mir eigentlich klar sein sollen, dass es zwischen euch nicht mehr okay ist."

Ich seufzte und schmiss mich rückwärts auf mein Bett. Während ich an die Decke starrte, sagte ich: ,,War wohl sehr offensichtlich."

,,Er hat ja die Laune eines tollwütigen Hundes", meinte er.

,,Hm."

,,Was hat er gesagt? Du hast ihn bestimmt darauf angesprochen."

,,Er weiß nicht, ob er sie noch liebt. Er ist sich nicht sicher."

Ohne die Miene zu verziehen, setzte er sich zu mich. ,,Es scheint euch beiden sehr mitzunehmen."

Ich zuckte die Schultern und Justin legte sich neben mich, starrte nun auch nach oben. ,,Es tut mir leid für euch."

***

Wir hatten beschlossen einen Film auf dem Laptop zu schauen, doch ich war wohl mittendrin eingeschlafen, denn als ich die Augen wieder öffnete, waren sowohl mein Laptop als auch Justin nicht mehr neben mir. Ich rieb mir über die Augen und schaute mich in meinem Zimmer um. Es war noch dunkel draußen, doch als ich auf die Uhr schaute, sah ich, dass es schon halb acht war. Ich hatte also die ganze Nacht über geschlafen und Justin war einfach so gegangen.

Da ich noch nicht aufstehen und mich in den Tag 'stürzen' wollte, drehte ich mich zur Seite und versuchte nochmal einzuschlafen. Was jedoch nicht funktionierte, also nahm ich mir mein Handy vom Nachttisch und klickte auf die einzige Nachricht, die ich bekommen hatte. Es war ein Foto von Justin, das er von mir beim Schlafen gemacht hatte. Mehr nicht. Ich schrieb:

Aria: Hoffentlich habe ich nicht geschnarcht :/

Ich scrollte durch die wenigen Chats, die angezeigt wurden (ich hatte nicht so viele Freunde, mit denen ich schreiben konnte) und klickte auf das von Damian. Ich war überrascht als ich sah, dass er online war. Um diese Uhrzeit schlief er doch immer, vorallem an einem Sonntag. Ich wollte ihn nur zu gern fragen, was er machte und warum er schon wach war, doch ich unterdrückte diesen Drang. Dann ging er auch schon offline und ich tat es ihm nach.

Als ich nach zwanzig Minuten Nichtsmachen dann doch aufstand, um ins Bad zu gehen, begegnete ich natürlich Damian. Das war einer der Nachteile, wenn man zusammen in einem Haus wohnte: Man begegnet sich einfach zu oft.

Ich schaute ihn an und ging ins Bad, dann hörte ich, wie er mir folgte. Mein Herz schlug schneller.

,,Hi", sagte er. Ich schaute ihn in dem Spiegel an, bewunderte nebenbei, wie gut er wieder aussah, und erwiderte dann seine Begrüßung. Ich schnappte mir meine Zahnbürste und fing an meine Zähne zu putzen und Damian tat es mir gleich. Keiner sagte was, keiner bewegte sich, ich starrte bloß auf das Waschbecken und stand gewaltig unter Strom. Ich wünschte, ich könnte ihn einfach hassen, doch natürlich war es nicht so einfach.

Eilig spuckte ich die Zahnpasta ins Becken, spülte mit Wasser nach, säuberte meine Zahnbürste und legte sie weg. Erst als ich dabei war meine Haare durchzubürsten, ergriff Damian das Wort.

,,Gehts dir gut?"

,,Ja", antwortete ich mit krächziger Stimme und verwirrt.

,,Den Eindruck habe ich nicht." Im Spiegel warf ich ihm einen giftigen Blick zu.

,,Es tut mir leid, dass ich nicht gutgelaunt durch die Gegend hüpfe."

,,So meint ich das doch nicht", sagte er schnell und seine Miene wurde unsicher. Sofort tat es mir leid, ihn so angefahren zu haben, aber ich war im Moment nun mal empfindlich. Ich schaute ihn an und mir fiel auf, dass er nicht wirklich glücklich und zufrieden aussah. Es steigerte meine Stimmung, dass auch er anscheinend unter der Situation litt.

,,Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll", sagte er.

,,Herausfinden, was du willst."

,,Das ist nicht so einfach."

,,Und wie soll ich dir helfen?!" Ich wurde ein wenig lauter.

Er seufzte. ,,Bitte hass mich nicht."

Meine aufbauende Wut verpuffte, stattdessen traten mir Tränen in die Augen, die ich hastig wegwischte. ,,Ich hasse dich nicht, Damian. Obwohl ich's gerne will."

,,Hör auf zu weinen, ja? Du sollst nicht wegen mir weinen." Er kam ein Schritt auf mich zu und wollte nach meiner Hand greifen. In dem Moment der Schwäche, ließ ich es zu.

,,Ich wollte dir schon die ganze Zeit erklären, wieso - ich meine, warum ich dir das verheimlicht habe."

,,Damit du den Schwierigkeiten aus den Weg gehen kannst."

Zu meiner Überraschung nickte er. ,,Hättest du anders reagiert, wenn ich es dir vorher erzählt hätte?"

Ich ging ein Schritt zurück und stieß gegen die Dusche. ,,Natürlich. Denn so hätte ich nicht das Gefühl gehabt, dass du es bewusst vor mir verheimlich hättest. Ich hätte es in so einer Situation nicht von ihr erfahren."

,,Ich habe es dir nicht erzählt, weil ich weiß, dass du dir Gedanken darüber machen würdest. Aber eigentlich habe ich es dir nicht gesagt, weil ich es nicht mehr für wichtig empfand."

,,Naja, das hat sich jetzt ja wohl geändert."

,,Aria, aber das heißt nicht, dass sich zwischen uns was geändert hat ... "

,,Hörst du dir eigentlich selber mal zu? Natürlich hat sich zwischen uns was geändert. Es hat sich alles geändert. Denkst du, ich könnte so weitermachen wie bisher, wenn ich mir nicht sicher bin, ob du ihr Gesicht vor Augen hast, wenn du mich küsst oder ob du an sie denkst, wenn du mit mir redest?" Ich atmete heftig aus. Ich wollte nicht so überreagieren, denn ich hatte mir vorgenommen, in seiner Gegenwart immer ruhig zu bleiben.

,,Ich habe nie an sie gedacht, wenn ich dich geküsst habe", sagte er energisch. ,,Ich war mir bis vor einigen Tagen ja nicht einmal sicher, ob da überhaupt noch etwas zwischen Sophie und mir ist!"

,,Du hast sie geküsst und dir hat es gefallen, da muss wohl noch etwas zwischen euch sein."

,,Ich habe schon viele Leute in meinem Leben geküsst und fast nie hat es mir was bedeutet", sagte er heftig. Wieso reagierte er jetzt so sauer, wenn er doch schon längst zugegeben hatte, dass ich recht mit seinen möglichen Gefühlen für Sophie hatte?

,,Vielleicht ist ja genau das dein Problem."

,,Wie meinst du das?"

Ich schüttelte meinen Kopf. ,,Egal. Ich will mich nicht mit dir streiten."

,,Du kannst nicht einfach immer gehen, wenn es dir passt", sagte er barsch als ich mich zum Gehen wandt.

,,Du siehst doch, dass ich es kann."

---

SORRY!!! Ich hab echt seit Ewigkeiten nicht mehr geupdatet. :-((((

Hoffentlich geht es euch allen gut? Ich glaube, die Schule hat jetzt wieder bei jedem begonnen, oder? ^^

xoxo.


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