Our Little Secret

By xLittleButterfly

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"Scheiße", murmelte ich erschrocken, als ihn sah. "Aria, das ist Damian.. und er wird bei uns einziehen", ver... More

Our Little Secret.
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Epilog
Danke! <3

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By xLittleButterfly

Am Dienstag ging Damian noch einmal mit mir zum Boxtraining. Ich wurde immer besser (wenn auch nicht gerade gut) und langsam fing es mir an Spaß zu machen, was Damian auch bemerkte und Witze darüber machte, dass er bald Angst vor mir haben müsste. Nach dem Boxen fragte er mich überraschend, ob ich Bock auf Kino hätte, was ich natürlich bejahte. Ich war noch nie mit irgendeinem Jungen im Kino und da nun dieser Junge Damian war, war ich natürlich doppelt aufgeregt.

Es war später Nachmittag als wir nach einem elfminütigen Fußmarsch endlich vor dem großen Kinogebäude ankamen und es auch total voll drinnen war. Wir blieben draußen stehen und schauten uns die Plakate an. ,,Wieso läuft hier nie etwas Geiles?", fragte er seufzend.

,,Der Film mit Zac Efron läuft noch", stellte ich fest und deutete auf eines der Plakate auf dem groß und fett 'BAD NEIGHBORS' draufstand. Damian jedoch rüpfte die Nase. ,,Ich weiß nicht, was alle an dem so toll finden."

Erstaunt guckte ich an. ,,Dafür, dass der Typ kurz vor 30 ist, ist er echt noch mehr als hübsch!"

,,Ich hab ihn immer noch als diesen Milchbubi in Erinnerung, der er in Highschool-Musical war", grinste er und zeigte auf irgendein Horrorfilmplakat, womit ich aber auch einverstanden war, also erklärte Damian sich bereit, sich in einer der langen Schlangen vor den Kinokassen anzustellen, während ich schonmal Popcorn kaufte. Als Damian schließlich nach zehn Minuten mit den Karten kam, mussten wir erneut in einer Schlange anstehen, damit wir zu den Kinos durften. ,,Der Film fängt erst in zwanzwig Minuten an", meinte Damian mit einem Blick auf die Karten, ,,wir haben also noch Zeit."

,,Die Werbung wird eh noch dreißig Minuten dauern", seufzte ich. Ich hasste Kinowerbung fast so sehr wie ich die Toiletten hier hasste. Langsam wurde die Schlange vor uns kürzer, doch trotzdem wurde ich langsam ungeduldig. Ich bemerkte wie das Mädchen vor uns, welches mit ihrer Freundin anstand, sich zu uns umdrehte, erst mich anschaute und ihr Blick dann zu Damian glitt, bevor sie versuchte ihre Freundin unbemerkt anzustupsen, sodass schließlich beide sich zu uns (Damian) umdrehten. Als ich zu ihm aufsah, sah ich, dass er die beiden zwar bemerkte, aber keine Miene verzog und bloß gelangweilt zurückstarrte, was mich leicht zum Grinsen brachte als ich ihre enttäuschten Blicke sah. Doch natürlich hatte ich auch den Ausdruck auf ihren Gesichtern gesehen, als sie mich angeschaut hatten und sie sich vermutlich fragten, warum ich mit so einem Typen wie Damian hier war, was mich verletzte, doch ich versuchte es einfach zu ignorieren. Letztendlich liefen wir hinter den Mädchen her, da sie in den gleichen Film gingen wie wir. Fast stolperte ich über einer der Treppen im Saal, doch konnte mich gerade noch rechtzeitig auffangen und es hatte auch niemand mitbekommen; nur ein paar Popcornstücke sind herausgefallen.

Leider saßen wir nicht superromantisch in einem Doppelsitz, sondern nur nebeneinander in der vorvorletzten Reihe, doch was mich mehr störte waren die Mädchen, die genau neben Damian Platz genommen hatten. Die eine kicherte besonders laut und ich konnte mir gerade noch ein Lachen verkneifen, als sie tatsächlich sagte: ,,Du, Avery, ich glaube, du sitzt auf meinem Platz." Also tauschten die beiden ihre Plätze, sodass das dunkelblonde Mädchen mit den auffällig großen Brüsten neben Damian saß, der sie jedoch gekonnt ignorierte, aber auch ich sah, wie ein kleines Grinsen sich auf seinen Lippen formte. Ich zog leicht die Augenbrauen zusammen und ließ mich in meinen Sitz zurücksinken.

,,Ich hoffe, du hast Angst vor Horrorfilmen", sagte Damian zu mir als die Werbung endlich beendet war und er Film anfing.

Ich grinste. ,,Eigentlich nicht. Aber ich kann ja so tun, als ob." Ich fragte mich, ob das hier ein Date war. Schließlich hatte er die Karten gekauft und mich eingeladen. In letzter Zeit hatte er mich auch öfters geküsst und irgendwie war alles viel bedeutsamer zwischen uns geworden seit dieser Nacht, die wir in dem Sessel verbracht hatten; ich konnte es einfach nicht erklären. Doch gleichzeitig fühlte es sich auch so an, wie immer und ich wusste nicht, was genau ich denken sollte. Damian schien kein Problem mit seinen Gedanken zu haben, denn er schien nie verunsichert zu sein und war auch nie irgendwie ... anders zu mir als sonst.

Es regte mich unheimlich auf, dass die Mädchen immer wieder aufkreischten als irgendwas passierte, was meistens nicht mal mehr übermäßig unheimlich war (sie hatten echt starke Organe, das musste man ihnen lassen) und noch mehr regte es mich auf, als die Blondine schreckhaft zusammenzuckte und dabei ganz 'zufällig' ihre Hand auf Damians legte und sie umklammerte. Ich selbst war auch ziemlich zusammengezuckt als der anonyme Serienkiller plötzlich aus dem Nichts auftauchte und einem Mädchen ihren Kopf abhackte, doch das war doch kein Grund sich an fremden Leuten zuklammern, die zudem noch mit einem Mädchen hier waren, oder?

,,Was machst du da?", fragte Damian sie leise und ich sah, wie er seine Hand wegzog.

,,Tut mir leid, ich - hab nur gedacht -"

,,Vergiss es", unterbrach er sie und drehte seinen Kopf wieder zur Leinwand, genau wie ich. Ich bemerkte, wie Damian an manchen Stellen mehr zusammenzuckte als ich, was mich zum Lachen brachte.

,,Was ist?", fragte er verwundert.

,,Hast du Angst?"

,,Was, nein!" Ich lachte nur und entschloss mich dazu, seine Hand zu nehmen. Ich war erleichtert, dass er es zuließ und sie einmal kurz drückte. So verbrachten wir dann den Rest des Films. Es folgten weitere Ermordungen, manche schrecklicher als die anderen, weitere Kreischanfälle der beiden Mädchen und anderen im Saal, dann wurde der Killer als Schwester der Hauptprotagonistin entlarvt, am Ende wurde dann auch sie von ihr getötet und dann färbte sich die Leinwand schwarz.

,,Gott, war der Film schrecklich", sagte Damian seufzend als wir aus dem Raum gingen.

,,Schrecklich gruslig oder schrecklich schlecht?", fragte ich neckend.

,,Beides vielleicht", gab er zu und ließ dann meine Hand los, die sich sofort total kalt anfühlte. ,,Ich geh gerad pissen, okay?"

Also wartete ich vor den Toiletten und erinnerte mich daran, wie ich vor ein paar Monaten noch hier mit Leah stand, und mit ihr zusammen auch auf Damian gewartet hatte. Es fühlte sich an, als wäre das Jahre her, doch dabei war dem gar nicht so. Ich vermisste sie - auch wenn nicht so, wie ich sollte, weshalb ich mich gleich wieder schrecklich fühlte. Seit dem Tag, an dem wir ihr alles gestanden hatte, hab ich kein Wort mehr mit ihr geredet.

,,Hast du Hunger?", wollte Damian wissen als wir wieder vor dem Kinogebäude standen und ich meine Jacke zumachte, da es ein wenig kälter geworden war. Inzwischen wurde es immer dunkler.

,,Nein, ich bin noch total satt von dem Popcorn", log ich, wobei er mir einen skeptischen Blick zuwarf.

,,Sicher?"

,,Ja, ich brache keinen Aufpasser", sagte ich und lächelte, damit ich nicht so ernst klang. Er zuckte bloß mit den Schultern und wir machten uns auf den Weg, wo wir noch bei Burger King anhielten, damit Damian sich dort etwas zu Essen kaufen konnte. Er brachte mir einen Milchshake mit, wofür ich ihm im seufzenden Ton dankte.

,,Ich glaube, ich suche mir nächstes Jahr einen Nebenjob", sagte er, gerade als wir eine Straße überquert hatten. Er biss in seinen Hamburger und drei ältere, angetrunkene Männer kamen uns entgegen, ließen uns zum Glück aber in Ruhe. ,,Ich muss anfangen für mein Auto zu sparen."

,,Wo denn?", fragte ich nachdem ich einen Schluck von meinem Milchshake nahm. Er zuckte bloß mit den Schultern.

,,Ich hoffe, ich schaffe das mit diesen scheiß Bewerbungen", sagte er. ,,Ich kann das überhaupt nicht. Das letzte Mal als ich eine geschrieben habe, war ich in der achten Klasse und musste mich für ein Praktikum bewerben."

,,Wetten in einer Werkstatt oder so? Bei uns haben die meisten der Jungs dort ihr Praktikum gemacht."

,,Nö", grinste er. ,,Bei McDonalds."

Ich prustete los. ,,Sag mir nicht, du hast dir deine Zukunft wirklich bei McDonalds vorgestellt."

,,Doch klar! Kostenlose Pommes, kostenlose Burger und die Aussicht Mitarbeiter des Monats zu werden, haben mich einfach motiviert."

,,Ja, wenn du das schaffst, dann hast du dein Ziel im Leben echt erreicht", sagte ich sarkastisch.

,,Wo hast du denn dein Praktikum gemacht?"

,,Im Kindergarten", sagte ich und stöhnte bei der Erinnerung an all die vielen Knirpse gequält auf. ,,Ich sag dir bloß: Kleine Kinder sind echt der Horror. Nachdem eines der Kinder mir flüßiges Gips in meine Haare geschmiert und ein anderes mir fast eine Gehirnerschütterung verpasst hat, war ich die letzte Woche zufällig krank."

,,Aber ich dachte alle Mädchen lieben kleine Kinder ... " Er hörte sich an, als wäre er vollkommen verwirrt über die Tatsache, dass ich sie nicht liebte.

,,Oh nein! Ich glaube, ich würde nicht einmal eigene Kinder haben wollen." Ich hatte mir das schon oft überlegt. Natürlich war es jetzt noch zu früh, um sich überhaupt darüber Gedanken zu machen, doch trotzdem konnte ich mich nicht mit der Vorstellung anfreunden, irgendwann einmal ein eigenes Kind zu haben.

,,Ich auch nicht", stimmte er mir zu. ,,Ist es nicht irgenwie komisch, über Kinder zu reden, wenn unsere Eltern uns immer noch 'Spätzchen' und 'Baby' nennen?"

,,Dezent komisch." Wir liefen durch die vorletzte Straße, die uns von unserem Haus trennten als ich plötzlich zwei Mädchen aus meiner Stufe entdeckte, die uns gerade entgegenliefen. Sie waren mit Mira befreundet, und obwohl Mira mich inzwischen in Ruhe ließ, galt dies nicht für ihre Freunde. Unbewusst senkte ich meinen Kopf, doch sie sahen mich trotzdem.

,,Hey Damian, wieso bist du mit Miss Piggy unterwegs?", fragte eine der beiden, ohne mich dabei auch nur eines Blickes zu würdigen. Wir blieben stehen. Ich lief rot an und wollte ihr am liebsten eine reinhauen. Damian kaute ruhig zu Ende und schaute sie dabei an.

,,Wieso bist du nicht mit deinem Anschallpenis unterwegs? Hab gehört ihr beide hattet letztens eine wilde Nacht miteinander." Vermutlich starrte ich die beiden genauso blöd an, wie sie Damian anblickten.

,,Was?", fragte er unschuldig. ,,Hättet ihr uns nett gegrüßt, hätte ich das nie gesagt. Selbst Schuld."

,,Fick dich", murmelte sie und zog ihre Freundin mit sich. Mich beachteten sie gar nicht, als sie an uns vorbeiliefen. Meine Laune hatte sich ein wenig gesenkt.

,,Ist das wirklich wahr?", fragte ich als wir weitergingen. Irgendwie hatte ich gerade einen Kopfkino, den ich ganz schnell loswerden wollte.

,,Anscheinend schon, hast du ihre Reaktion gesehen?" Er lachte sich kaputt und schmiss, als wir an einem Müllkorb vorbeikamen, das Verpackungspapier seiner Hamburger weg. Kalter Wind stieg auf und wir beeilten uns um nachhause zu kommen. Langsam fing das typische Novemberwetter an, dachte ich und mit dem Gedanke kam auch der Regen. Zum Glück schloss ich in dem Moment die Haustür auf.

***

Um kurz vor elf öffnete sich plötzlich meine Zimmertür und mein Herz begann zu rasen. Doch es war nur Damian, der nur in Boxershorts und in einem weißen T-Shirt bekleidet mein Zimmer betrat.

,,Keine Sorge, ich bin kein gutaussehender Serienkiller", sagte er leise und ich erwiderte ein ironisches 'Schade aber auch' und legte das Buch, welches ich bis vorhin gelesen hatte,  beiseite. Unauffällig versuchte ich die Decke über meine Brust zu ziehen, da ich nur ein dünnes Shirt und keinen BH trug.

,,Kann ich bei dir schlafen? Mir ist langweilig." Obwohl mir seine Begründung schleierhaft war, lächelte ich und rückte ein Stück beiseite. Mein Herz, das sich eben beruhigt hatte, schlug wieder schneller, wie immer, wenn Damian in meiner Nähe war.

,,Ich kann auch nicht schlafen", sagte ich als er sich neben mir nieder ließ.

,,Bekam dir der Film doch nicht so gut?", fragte er und drehte sich mit dem Kopf zu mir, zeigte mir so sein kleines Grinsen.

Ich schnaubte. ,,Wahrscheinlich besser als dir", grinste ich. ,,Ich hab schon Schlimmere gesehen. Lily hat echt 'n Drang zu solchen Filmen ..."

,,Du hast Angst vor Spinnen, aber nicht vor geisteskranken Killern?"

,,Ich hab keine Angst vor Spinnen!", widersprach ich. ,,Ich teile mir bloß nicht gerne ein Raum mit ihnen."

,,Blablabla", machte er und ich verpasste ihm einen Klaps unter der Decke. Als ich auf die Uhr schaute, war es genau elf Uhr. Noch siebeneinhalb Stunden zu schlafen ...

,,Wir sollten versuchen zu schlafen", murmelte ich und warf ihm einen Blick zu. Damian nickte gähnend und griff neben sich, um die Nachttischlampe auszuschalten.

,,Hey, kannst du die Tür abschließen?" Ich setzte mich ein Stück weit auf. ,,Dad kommt morgens manchmal rein, um zu gucken, ob ich schon wach bin."

Er stand seufzend auf, ging im Dunklen zu der Tür und drehte den Schlüssel mit einem leisen Geräusch im Schloss um. Als er zurückkam, warf er sich mit Schwung auf das Bett, sodass er gegen mich prallte und nahm mich dann in seinen Arm. Ich spürte seine große Hand an meinem Rücken, die dort leicht hoch - und runterstrich. Es gab nichts Schöneres, was ich mir gerade vorstellen konnte, auch wenn es für manche vielleicht nichts Besonderes war mit einem Jungen im Bett zu liegen und einfach nur mit ihm einzuschlafen.

,,Nacht", murmelte er gegen meine Haare.

,,Nacht", erwiderte ich mit einem Lächeln.

***

Ich laufe durch den dunklen Schulflur.

,,Du wirst es nicht schaffen", ertönt eine raue Stimme in meinem Kopf. Ich laufe einfach weiter, an den Schließfächern vorbei, die von dem Mondschein, der durch die Fenster in den offenen Klassenräumen und durch die offene Tür am anderen Ende des Ganges hereinscheint.
,,Du wirst es nicht schaffen."

Ich weiß nicht, was mich an diesen Worten so unruhig macht und wieso ich eigentlich weglaufe. ,,Du bist so schwach", sagt die Stimme. Plötzlich kommt es mir so vor, als wäre die Person, die das sagt, hinter mir, doch ich bleibe nicht stehen. Erst, als ich am Ende des Ganges angekommen bin, halte ich an. Hastig drücke ich die Klinke des Physikraumes runter, aber sie lässt sich nicht öffnen. Immer und immer wieder rüttel ich an ihr, doch sie gibt nicht nach.

,,Mach dir keine Mühe. Du kannst mir nicht entkommen."

Ich drehe mich um, doch ich sehe niemanden. Nur die bloße Dunkelheit vor mir.

,,Wer bist du?", rufe ich laut. ,,Lass mich in Ruhe!"

,,Du bist so schwach, Aria." Meine Atmung geht zu schnell, ich habe Angst, dass ich hyperventilieren werde. ,,Du wirst es nicht schaffen. Du bist schwach. Du bist ein Nichts."

,,Hör auf!", schluchze ich und sehe mich eilig um. Plötzlich sehe ich Leah neben mir stehen. Ihre schwarzen Haare vermischen sich mit der Dunkelheit, doch ihr breites Lächeln strahlt mir entgegen.

,,Du bist ein Nichts", sagt sie ohne ihr Lächeln zu verlieren.

,,Leah, ich - "

,,Du bist schwach", sagt eine andere Stimme auf der rechten Seite von mir und ich drehe mich zu ihr um. Ich trete einen Schritt zurück als ich Mr Glint vor mir stehen sehe; auch er grinst teuflisch.

,,Ich bin nicht schwach!", schreie ich ihm wütend entgegen. Er soll verschwinden. Ich will ihn nicht mehr sehen. Nie wieder will ich ihn sehen. ,,Geh weg!"

,,Du wirst uns nicht entkommen." Ich drehe mich panisch zu der dritten Stimme um, die diesmal hinter mir ist. Es war Mike. ,,Niemals."

Meine Füße bewegen sich automatisch und ich laufe so schnell ich kann weg. Ich drehe mich nicht nach ihnen um, aber ich glaube auch nicht, dass sie mir folgen, doch ich höre nicht auf zu rennen. Ich laufe den selben Flur entlang, wie vorhin und ich sehe auch schon die Schultür. Gleich bin ich hier raus, denke ich erleichtert, gleich bin ich weg.

Doch natürlich schaffe ich es nicht bis zu der Tür. Ich werde abgelenkt als ich Damian neben mir stehen sehe, ruhig und still steht er da und blickt mich mit müden Augen an.

,,Damian", wimmere ich und laufe mit zwei Schritten auf ihn zu. Er bewegt sich nicht. Sofort als er den Mund öffnet, weiß ich, dass ich nicht hören will, was er sagt. Ich widerstehe dem Drang, meine Ohren zuzuhalten.

,,Du bist es einfach nicht wert." Er spuckt die Wörter einfach nur so aus. ,,Du bist zu schwach."

Auch ihm will ich widersprechen, ich möchte ihn anschreien und ihn fragen, wie er sowas überhaupt sagen kann, da er immer derjenige war, der versuchte mich vom Gegenteil zu überzeugen.
Mein Herz setzt für zwei Sekunden aus, als meine Mum plötzlich neben ihm auftaucht. Es ist schrecklich und gleichzeitig so, so schön, sie da stehen zu sehen. Wieder wird mir bewusst, wie sehr ich sie vermisse.

Meine Hände, die sehr stark zittern, fahren zu meinem Mund und ich flüster leise: ,,Mum."

Sie lächelt bloß ihr unverwechselbares Lächeln. Sie ist es wirklich. ,,Mum", sage ich wieder. ,,Mum, endlich bist du da. Ich - ich -"

Täuschte ich mich, oder sieht sie wirklich ein wenig enttäuschtaus? ,,Du wirst es nicht schaffen, Liebling."

,,Du musst aufwachen, Aria!"

Zwar spürte ich, wie ich mich ständig hin - und herbewegte, wie ich versuchte mit den Füßen meine Bettdecke wegzustrampeln und wie ich weinte, doch ich realisierte es nicht.

,,Mum", murmelte ich ständig. ,,Nein, hör auf! Mum!"

,,Aria." Damians leise Stimme drang zu mir durch und ich öffnete schweißgebadet meine Augen. Er war das Erste, was ich sah.

,,Mum", schluchzte ich leise. Es war, als wäre ihr Gesicht in mein Gehirn eingebrannt worden. ,,Meine Mum, sie war da und du warst auch da und Leah und -"

,,Du musst dich beruhigen!" Er hatte sich aufgesetzt, sah mich besorgt an und drückte meinen Kopf sanft gegen seine Brust. Erst jetzt bemerkte ich die Tränen in meinen Augen.

,,Alle waren so enttäuscht von mir", murmelte ich. ,,Ihr sagtet immer wieder, dass ich es nicht schaffen würde, dass ich zu schwach war und dann - dann war Mum da und sie sagte dasselbe."

,,Keiner denkt, dass du zu schwach bist", versuchte Damian mich zu trösten.

,,Mr Glint und Mike waren auch da und ich bin einfach weggelaufen, ich laufe immer vor alles weg."

,,Das stimmt nicht."

,,Doch, ich - " Ich hob meinen Kopf von ihm und schaute auf die Uhr. Es war 4 Uhr 37. ,,Tut mir leid, ich hab dich geweckt."

Damian nahm mein nasses, überhitztes Gesicht in seine Hände und zwang mich ihn anzuschauen. Da er die kleine Lampe angeschaltet hatte, konnte ich mühelos die Besorgnis sehen, die in seinem Gesicht stand.

,,Es war nur ein Traum, ja? Ich würde sowas niemals über dich denken. Weder ich, noch deine Mum, noch Leah oder sonst wer, okay?"

Ich nickte und begann langsam mich wieder zu beruhigen. Trotzdem pochte mein Herz noch immer viel zu schnell und ich konnte die Worte aus meinem Traum einfach nicht vergessen. ,,Okay", sagte ich.

Er drückte mir einen kurzen, aber gefühlvollen Kuss auf die Lippen, sodass ich für zwei Sekunden an etwas anderes dachte. Ich lächelte, er mich losließ und auch lächelte. ,,Ich schwör's dir."

***

Das nächste Mal wachte ich auf, als um sechs Uhr dreißig der Wecker klingelte. Da Damian an der Seite lag, musste er auf mein Handydisplay drücken, was er auch brummend tat. Dann drehte er sich einfach um, und war sofort wieder eingeschlafen. Auch ich musste mich beherrschen nicht wieder einzunicken, doch es war einfach so verlockend einfach wieder die Augen zu schließen ... wenigstens für fünf Minuten. Da ich aber wusste, dass das auch nichts bringen würde und ich danach trotzdem noch müde sein würde, öffnete ich meine Augen und streckte meine Beine.

,,Hey", murmelte ich leise und fasste Damian an die Schulter. ,,Wir müssen uns fertig machen. Damiaaan!"

,,Lass mich", murmelte er und drehte sich wieder zu mir und zog mich mit einem Arm an sich. Sollte ich ihn nicht lassen? Dennoch war ich aber auch ziemlich froh über die Wärme, die er mir gab, da ich jetzt schon spürte, wie kalt es draußen war.

,,Ich will noch duschen", sagte ich, aber machte keine Anstalten aufzuschauen.

,,Und wieso muss ich dann aufstehen?", er öffnete die Augen kurz. ,,Es sei denn, du willst, dass ich mitkomme, dann steh ich natürlich gerne auf."

Ich verdrehte die Augen, was er jedoch nicht mehr sah, da er die Augen wieder zugemacht hatte und fragte: ,,Wie kannst du so früh am Morgen schon so notgeil sein?"

,,Ich überhöre das jetzt mal."

,,Im Ernst jetzt", seuzfte ich, da ich wirklich gerne mit Damian hierliegen bleiben würde. Plötzlich fiel mir wieder der Traum von heute Nacht ein, und ich spürte einen Stich in der Brust als ich über meine Mum nachdachte. ,,Es ist schon sechs Uhr achtundreißig."

,,Oh nein", machte er sarkastisch und öffnete dann erneut die Augen. Ich war seinen blauen Augen so nah, dass ich nicht anders konnte, als sie mal wieder zu bewundern. ,,Du brauchst zehn Minuten zum Duschen und fünf Minuten zum Anziehen. Das ist echt kein Grund, um um halb sieben aufzustehen. Mit der Zeit könnten wir jetzt allerdings was Besseres anfangen."

Ich sah, wie er sich zu mir lehnte und lächelte leicht. ,,Du hast das Zähneputzen und das Haare bürsten vergessen und meine Kontaktlinsen. Wo wir schon beim Thema wären: Ich hab noch keine Zähne geputzt."

,,Deine Lippen bewegen sich, doch wieso höre ich nichts außer blablabla?"

Als er mich küsste, spürte ich deutlich die Müdigkeit daraus, aber es war mir total egal. Meine Müdigkeit war jetzt aufjedenfall weg. Ich zog ihn auf mich (soweit das ging; er half nach) und er stützte seine Ellbogen neben meinem Kopf ab, während er seinen Mund auf meinen legte. Seine halbnackten Beine spürte ich an meinen, genauso wie seine Brust. Es war gruslig, dass er mir schon am Morgen das Gefühl von Glück geben konnte, und das mit nur einem Kuss.

,,Wolltest du nicht duschen?", fragte er dann, als er sich von mir löste und sich grinsend über mich stützte.

,,Nein", murmelte ich, meine Hand noch immer in seinem Nacken.

,,Oh, ich denke schon, dass du dich jetzt fertigmachen musst." Er rollte sich von mir runter und legte sich neben mich, ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen. Ich seufzte, doch er hatte Recht, weshalb ich über ihn stieg, mein verrutschtes Top (scheiße, ich hoffte man sah nicht so viel, verdammt) richtete und dann zu meinem Kleiderschrank ging, um mir Klamotten rauszusuchen, die ich mit ins Bad nahm.

***

Knapp eine Stunde später gingen wir zusammen zur Schule, nachdem wir uns von Sally verabschiedeten, die heute frei hatte.

,,Ich bin so müde", sagte ich und gähnte dabei.

,,Ja, mir gefällt die Idee, die sich innerlich bei mir aufgedrängt hat und in mir immer mehr den Drang ausübt, sie zu befolgen, echt immer besser." Er seufzte. ,,Wir hätten einfach schwänzen können."

,,Du kannst doch nicht immer schwänzen, nur weil du müde bist. Obwohl die Idee jetzt echt nicht schlecht ist", fügte ich nachdenklich hinzu. ,,Tut mir leid. Wahrscheinlich bin ich Schuld an deinem mangelnden Schlaf."

Er blickte mich von der Seite an. ,,Ich bin immer müde", winkte er ab. ,,Wie geht es dir? Wegen heute Nacht, meine ich."

,,Gut. Ich hätte nicht so ein Theater machen brauchen." Langsam wurde mir das echt immer peinlicher. Doch was soll's? Er war nun mal dabei, daran konnte ich auch nichts mehr ändern.

,,Ich versteh das. Früher hatte ich oft das Gefühl, dass es besser wäre überhaupt nicht mehr zu schlafen, also so schlecht zu schlafen." Ich erinnerte mich, dass er mir mal davon erzählt hatte. Von seinen Albträumen, die er damals sehr oft hatte.

,,Wann wurde es besser?"

Er zuckte mit den Schultern. ,,Mit der Zeit." Wahrscheinlich sollte ich froh sein. Obwohl ich auch öfters mal Albträume hatte, konnte ich es mir nicht vorstellen sie eine Zeit lang jede Nacht zu haben und jedesmal so aufzuwachen, wie heute.

Ein paar Minuten später kamen wir an der Schule an, und wie immer, wurde ich ein wenig nervös. Ich meinte, es konnte jeden Tag etwas passieren. Wusste ich, ob Mike wieder irgendwas geplant hatte? Ob irgendwer anders auf mich losgehen würde? Nein.

,,Was hast du jetzt?", wollte Damian wissen als wir über den schon gefüllten Schulhof gingen.

,,Chemie", sagte ich seufzend. ,,Und du?"

,,Physik." Also gingen wir zusammen auf Gebäude zwei zu, wo sich die Physik - und Chemieräume befanden. Gerade ließ Damian die Schultür hinter uns zufallen, als Mike schon um die Ecke kam. Hatte ich es nicht gesagt? Am liebsten würde ich jetzt sofort wieder umdrehen, da ich sah, wie er auf uns zukam und uns erst jetzt richtig sah.

,,Oh, der Schöne und das Biest", "begrüßte" er uns, wobei er hämisch grinste. Dann wandte er sich zu Damian, der genervt schaute.

,,Irgendwie hatte ich doch die Hoffnung, dass du zur Besinnung kommst", sagte Mike und schaute mich kurz an. ,,Aber wie ich sehe, ist das nicht der Fall."

,,Und irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass wenn du deinen Mund aufmachst, nicht immer nur Scheiße bei rauskommt", erwiderte Damian.

Mike fasste sich dramatisch ans Herz. Er war wirklich ein rücksichtsloser, gefühlsloser Mistkerl. ,,Autsch. Aber sag mal, wie ist es so? Die Geschwisterliebe?"

,,Alter, wieso hältst du nicht einfach mal die Fresse?" Ich wusste, dass Damian versuchte ruhig zu bleiben, was wiederum mich ganz nervös machte.

,,Dafür, dass ich dein Geheimnis weiß, sprichst du aber ziemlich ungünstig mit mir." Er lachte, wahrscheinlich über seine eigenen Worte. Ich sah, wie einige Schüler an uns vorbeigingen und uns dabei anglotzten. Vermutlich weil wir gerade mittem im Schulflur standen und es schon so aussah, als würde Damian Mike gleich anspringen.

,,Seit wann muss ich darauf achten, wie ich mit dir spreche? Es ist mir scheißegal, was du tust, genauso wie es mir scheißegal ist, was du sagst. Geh doch und erzähl es jeden. Wenn es dir Freude bereitet, dann mach nur." Mein Herz pochte immer schneller und Damian wollte weitergehen, als er sich doch nochmal umentschied. ,,Wieso hast du es eigentlich noch nicht getan? Normalerweise würdest du doch genau das tun: Sofort alle Geheimnisse herumerzählen, von denen du denkst, dass sie Leuten schaden?"

Ich schluckte. Dachte er, ich würde ihm schaden?

Mikes Audruck in seinem Gesicht, konnte ich nicht deuten. War er wütend? Verletzt? Ausdruckslos? Und hatte er schon immer so Schatten unter den Augen oder kam mir das jetzt nur so vor, da ich wusste, was mit seinem Bruder geschehen war?

Lev, Damians Freund, kam von hinten auf uns zu und fasste Damian an die Schulter. ,,Wieso hab ich das Gefühl, dass hier nicht alles freundlich abläuft?

,,Wie gesagt", meinte Mike schließlich, ,,ich hatte Hoffnung für dich. Doch wie man es anhand deiner Kindergartenfreunde sieht, ist die schon lange verloren." Mit diesen Worten ging er, gerade passend als es zum Unterricht klingelte, doch wir drei blieben im Gang stehen.

,,Kindergartenfreunde?", fragte Lev und schaute ihm hinterher. ,,Also ich wurde schon schlimmer beleidigt."

Damian grinste ihn an, auch wenn ich wusste, dass er wütend war. Lev verabschiedete sich (mehr von Damian als auch von mir) und drohte ihm, dass er später alles wissen wollte, und als wir alleine waren, sagte ich: ,,Vielleicht irre mich, aber ich glaube ... naja, ich denke, er war ein wenig verletzt. Also Mike."

Er lachte auf. ,,Ja und? Wie oft verletzt er Menschen?"

Ich murmelte irgendwas, und er lächelte einfach nur. ,,Wir sehen uns später", sagte er und ich war mehr als überrascht als er mich plötzlich auf die Wange küsste. Es war ein schneller, kurzer Kuss, und auch nur auf die Wange, aber trotzdem. Überall um uns herum waren Menschen. Ich lächelte wie ein beschissenes Honigkuchenpferd.


In der dritten Stunde, kam Damian uns besuchen. Und damit meinte ich, dass er rausgeworfen wurde und seine Strafe in einem anderen Raum abarbeiten musste. Ich wusste, dass er Unterricht mit Mr Matthews - Geschichts - und Mathelehrer - hatte, da er der einzige Lehrer an der Schule war, der solche Strafen verteilte; andere schmissen die Schüler einfach nur raus. Zum Glück war Mike nicht da, da wir gerade Bio hatten und er nicht im Kurs war.

Er grinste, als er vorne stand, um sich zu entschuldigen, da er mich entdeckt hatte. Ich sah, wie einige Schüler sich zu mir umdrehten und ich rot anlief. Er setzte sich in die letzte Reihe, genau hinter mir. ,,Hast du mich vermisst?", fragte er im flüsternden Ton, da mein Biolehrer mit dem Unterricht über Schweineorgane weitermachte.

,,Nein", raunte ich leise zurück und spielte mit dem Kugelschreiber in meiner Hand. ,,Was hast du angestellt?"

,,Ich bin eingeschlafen." Er rollte mit den Augen, als wäre das nichts Besonderes.

,,Damian, möchtest du irgendwas zu meinem Unterricht hinzufügen?" Der Blick des Lehrers und der Schüler waren auf uns gerichtet.

,,Nein, Sir."

,,Gut, dann Klappe." Er drehte sich wieder zur Tafel, um dort etwas anzuzeichnen. Den Rest des Unterrichts konnte ich mich kaum konzentrieren, da ich Damians Blick in meinem Nacken spürte, obwohl er eigentlich die Hausordnung zweimal abschreiben sollte, und gegen Ende fing er tatsächlich an, mich mit Papierkügelchen abzuwerfen. Das Mädchen neben mir, Maike aus der Parallelklasse, drehte sich fragend zu ihm um und ich wusste, dass er sie angegrinst hatte, da sie nun über beide Ohren strahlte. Oh Mann.

,,Lass das!", rief ich wohl ein bisschen zu laut und drehte mich dabei um. Erst dann fiel mir meine Lautstärke ein, doch zum Glück klingelte es in dem Moment und ich stand schnell, genau wie der Rest, auf und packte meine Tasche.

,,Du darfst mir jetzt das ganze Papier aus den Haaren fischen!", sagte ich entnervt, als ich unter dem bösen Blick meines Lehrer den Biologieraum zusammen mit Damian verlassen hatte.

,,Ja, Ma'am", sagte er stumpf, packte mich an den Schultern und drehte mich zur Seite, sodass er hinter mir stand. Während alle anderen nach uns den Raum verließen, zog Damian mir die Kügelchen aus den Haaren.

,,Fertig, Ma'am."

,,Danke", seufzte ich.

,,Wir haben Montag wieder zusammen Sport."

,,Denkst du, wir überleben es, ohne das jemand einen Ball an den Kopf geschossen bekommt?"

Er grinst und schmiss die Papierkugeln in einen Mülleimer, an dem wir vorbeikamen. ,,Bei dir weiß man nie. Vielleicht schießt du dir diesmal ja selber einen Ball an den Kopf."

Das war ein Witz, also war ich auch leicht beschämt, als ich sagte: ,,Das hab ich mal geschafft. Mit einem Basktettball. Gegen mein Kinn."

,,Echt? Wie - "

Er wurde unterbrochen, da Sid ihn von hinten ansprang. ,,Hach!", rief er. ,,Wehe, du machst dich nochmal lustig über mich, weil ich im Unterricht hin - und wieder einschlafe!"

Damian lachte und schüttelte Sid von sich ab. ,,Es war das erste Mal! Du schläfst andauernd ein."

,,Da stellt man sich natürlich die Frage, warum du nicht genug Schlaf bekommen hast ... " Sids Blick wanderte zu mir, und natürlich wurde ich rot, weil ich wusste, was er meinte.

,,Du bist 'n Wichser", sagte Damian, musste sich aber ein Grinsen verkneifen.

,,Genaugenommen ist Wichser keine Beleidigung. Man wichst, also ist man ein Wichser. Man läuft, also ist man ein Läufer. Man springt von einem Turn, man ist ein Turmspringer."

Ich sah Sid komisch an, als er diesen Vergleich brachte.

,,Gibt es üebrhaupt irgendeine Beleidigung? Arschloch ist keine Beleidigung, weil jeder hat ein Arschloch. Pussy ist keine Beleidigung, weil die Hälfte der Bevölkerung eine hat. Selbst Hurensohn ist keine Beleidigung, weeeil das ja eigentlich bloß eine Tatsache und keine Beleidigung ist." Das kam nun von Damian, der anscheinend gut überlegte.

,,Blödmann ist eine anständige Beleidigung. Oder Doofkopf. Oder Blödi", sagte Sid.

,,Okay, ich kann bei eurem Gesprächsthema echt nicht mithalten, also werde ich jetzt einfach mal ... gehen." Ich begann mich in eine andere Richtung zu bewegen, da ich schon Mrs Wiehert sah, die auf unseren Klassenraum zusteuerte.

,,Tschüssikowski", rief Sid mit hinterher und ich grinste breit.

,,Freut mich, dass es dir gut geht, Aria", meinte Mrs Wiehert als wir gleichzeitig an der Klasse ankamen. Leicht verwirrt und erstaunt sah ich sie an, doch sie war schon nach drinnen verschwunden. Komische Frau.

***

,,Hat Lev eigentlich nocheinmal nachgefragt?", fragte ich Damian als er mit seinem Schlüssel unsere Haustür aufschloss.

,,Nein, ich hab ihn auch nicht mehr gesehen", antwortete er.

,,Ist wahrscheinlich auch besser so", murmelte ich und zog meine Vans aus.

,,Was meinst du - " Sally kam in den Flur, eine Handtasche und einen Geldbeutel in der Hand, also verstummte Damian.

,,Hi Mum." Sally gab ihm einen Kuss auf die Wange, wozu er sich ein wenig runterbeugen musste und lächelte mich an. ,,Hey ihr. Ich gehe jetzt eine Freundin besuchen, wir sehen uns also später. Essen könnt ihr euch ja selber machen."

Damian schmollte. ,,Mum, du beschwerst dich darüber, dass ich angeblich nie zuhause bin, dabei bist du diejenige, die immer weg ist!"

,,Dir geht es doch bloß ums Essen! Ich dachte, du bist erwachsen?" Sally schaute ihn abwartend an.

,,Stimmt doch gar nicht!"

,,Ich geb euch Geld für eine Pizza."

,,Okay, viel Spaß bei deiner Freundin."

Amüsiert ging ich ins Bad, da ich schon seit der vierten Stunde aufs Klo musste, doch da es vor der Schultoilette zu voll war, bin ich nicht gegangen. Nachdem ich wieder rauskam, war Sally schon weg und Damian schaute aus dem Küchenfenster. ,,Was machst du da?"

,,Unsere Nachbarn sind gerade weggefahren", erzählte er.

,,Interessant, dass dich das interessiert."

,,Ja", sagte er schlicht und griff zum Telefon. Ich runzelte die Stirn, als er dem Pizzaservice, den er anrief, die falsche Hausnummer gab - nämlich die unserer Nachbarn.

,,Wir wohnen nicht in 77b."

,,Sach bloß!"

,,Okay, ich frage erst gar nicht nach", sagte ich abwehrend und suchte mir einen halbwegs gutaussenden Apfel aus der Obstschale raus.

,,Und was machst du da?"

,,Ich esse?"

,,Einen Apfel." Er zog eine angewiderte Grimasse.

,,Ja, ich hab keinen Hunger auf 'ne Pizza. Die kann Dad später essen." Allein der Gedanke an Pizza verursachte leichte Übelkeit in mir.

,,Bis dahin ist die ja nicht mehr genießbar", winkte er ab.

,,Es kann ja nicht jeder 24/7 Lust auf Pizza haben", erwiderte ich und deutete auf seinen Bauch. ,,Wieso sieht man davon nichts? Das ist unfair!"

Damian zog die Augenbrauen zusammen und hob sein T-Shirt hoch, klopfte dann mit seiner Hand platt auf seinen Bauch. ,,Hach, es war auch schon mal besser." Er seufzte und ließ den Stoff wieder fallen. ,,Seitdem ich nicht mehr trainiere, hab ich schon zwei, drei Kilos zugenommen. Aaaaber, wen juckts."

Ich war neidisch, weil man ihm die 'zwei, drei Kilos' nicht ansah und weil es ihm auch nichts auszumachen schien. Brauchte es ja auch nicht. Er war toll, so wie er war.

Ich lächelte zustimmend, und band mir dann einen Zopf, damit mir meine Haare nicht ins Gesicht fielen und legte dabei meinen Kopf in den Nacken.
Damian starrte mich an. ,,Alles okay?", fragte ich lachend.

,,Das sieht hübsch aus", sagte er. Ich schaute ihn an, ein verwirrtes Lächeln auf den Lippen.

,,Was sieht hübsch aus?"

Er deutete auf seine Haare. ,,Du. Mit Zopf."

,,Oh", machte ich. Ich freute mich unglaublich über seine Worte. Ich sehe hübsch aus. Schnell fügte ich hinzu: ,,Danke."

Er grinste. ,,Also du siehst ja immer hübsch aus, aber das - najaaa, wie soll ich sagen - "

,,Okay, okay, ich sag einfach danke!" Ich lächelte, und machte einen Schritt auf ihn zu, zupfte an seinem Shirt und zog ihn so zu mir herunter. Ich fühlte, wie er noch immer grinste als ich ihn küsste und wieder spürte ich diese Schmetterlinge im Bauch. Immer hatte ich mich gefragt, wie sie sich wohl anfühlten und ob es wirklich so toll war, wie alle meinten. Es machte mich einfach nur glücklich.

Er strich mir eine winzige Strähne, die ich vergessen hatte, hinters Ohr und verstärkte den Kuss, brachte mich dazu rückwärts gegen die Küchenwand zu stoßen. Damian bückte sich noch etwas tiefer und legte seine Hände unter meinen Po, und hob mich hoch, aber nur um mich dann auf die Ecke der Arbeitsplatte zu heben. Wahrscheinlich wollte er sich nicht die ganze Zeit runterbeugen. Ich führte den Kuss fort, ohne sein Vorgehen zu kommentieren.

Außerdem hatte ich irgendwie ein Déjá-vu. Damals war Greta in die Küche geplatzt und hatte uns erwischt. Doch da ich wusste, dass Dad bis abends arbeitete und Sally bei ihrer Freundin war, machte ich mir keine Sorgen und genoss den Moment.

,,Was meintest du eigentlich gerade, als du sagtest, dass es besser war, dass ich Lev nicht mehr gesehen habe?", fragte er plötzlich und ließ mein Gesicht los.

Ich schmollte. ,,Müssen wir das jetzt bereden?"

,,Ja."

Seufzend zappelte ich mit meinen Füßen, die in der Luft, rechts und links von Damian in der Luft baumelten. ,,Ich denke nicht, dass du so scharf darauf bist, dass deine Freunde von uns wissen. Ich meine, ja okay, Sid weiß es, aber wäre es nicht irgendwie komisch für dich, wenn Lev und Matt und so davon wüssten, dass du - dass wir ... Sachen, wie diese hier machen?"

,,Wäre es für dich komisch?"

,,Nein, wäre ich an deiner Stelle, wäre ich froh ein bisschen mit dir angeben zu dürfen", ich grinste.

,,Und was lässt dich annehmen, dass ich nicht mit dir angeben wollen würde?" Er sah mich ernst an, obwohl das eigentlich ein Witz sein sollte.

,,Ich bin nicht angebenswert", ich runzelte die Stirn. ,,Ist das überhaupt ein Wort?"

,,Nein, aber egal." Er legte seine Hände auf meine - leider breiten - Oberschenkel und tippte mit den Finger darauf herum. Doch sein Blick war noch immer auf mein Gesicht gerichtet. ,,Wenn du willst, kann ich gleich ein super erotisches Foto von uns machen, das ich dann in die Bitchez-Gruppe schicke?"

,,Bitchez-Gruppe??"

,,Ja, Sids Idee. Matt, Lev, Jer, Patrick, er und ich sind da drin."

Ich lachte. ,,Nein, du brauchst kein super erotisches Foto von uns machen. Ich meinte ja nur."

,,Ich denke einfach nur, dass wir uns einfach selber klarwerden sollten, wie es jetzt weitergeht. Ich meine, ich habe dir gesagt, was ich fühle und ich weiß auch, wie du es tust", er grinste leicht und fuhr mir einmal kurz über meine pinken Wangen, ,,und ich bin auch echt zufrieden, wie das so gerade läuft." Wieder grinste er breit und beugte sich vor, um mir einen Kuss auf meinen Hals zu drücken, weshalb ich Gänsehaut bekam. ,,Aber bei uns ist es ja leider nicht so leicht wie bei anderen. Ich meine, unsere Eltern wären nicht sehr begeistert und naja, wir sollten erstmal dafür eine Lösung finden, bevor wir es in die Welt schreien. Aber wie gesagt, wenn du willst, mache ich es trotzdem gerne."

Ich lächelte. ,,Es ist schon okay."

,,Sag nur Bescheid", meinte er und ich zog ihn zu mir, da er mir ohnehin schon so nah war. Irgendwie fühlte es sich beinahe an wie eine Sucht, ihn zu küssen, egal wie bescheuert es klang. Ich wollte damit einfach nicht mehr aufhören. Ich öffnete meine Lippen und ließ seine Zunge herein, und fuhr mit meiner Hand durch seine Haare, während er seine an meiner Wange hielt, um mich näher an in zu bringen.

Wir hörten erst auf, als eine Weile später der Pizzawagen in unserer Straße einbog, was Damian zuerst sah. ,,Okay, Showtime, Baby", sagte er zu sich selber und richtete sich seine Haare. Seine Lippen waren ein wenig gerötet, wahrscheinlich genauso wie meine.

,,Darf ich jetzt erfahren, was du vorhast?", wollte ich irritiert wissen und sprang von der Arbeitsplatte. Damian wartete eine Minute, antwortete mir nicht und ging dann aus der Haustür, ohne Schuhe. Ich stellte mich vor die Tür und spähte nach draußen, sah wie Damian zu dem Pizzaboten ging, der vor der geschlossenen Haustür unserer Nachbarn stand, wo natürlich niemand aufmachte, da sie ja weg waren.

,,Hey", begrüßte Damian den jungen Mann mit den Pizzaschachteln in der Hand. ,,Da hat sich wohl jemand einen Scherz mit dir erlaubt!"

Der Mann, oder eher gesagt der Junge, schaut ihn verwundert an.

,,Die Leute, die da wohnen, kommen vor heute Abend nicht mehr zurück. Ich hab dich durch die Fensterscheibe gesehen und naja, bevor du mit den Pizzen jetzt wieder wegfährst, mach ich dir ein Angebot: Ich nehm dir die für die Hälfte ab."

,,Das kann ich echt nicht machen, Mann", sagte der Junge mit einem starken amerikanischen Akzent.

Damian zuckte mit den Schultern und wollte wieder hereingehen, als der Junge sagt: ,,Aber naja, okay. Wenigstens müssen wir die dann nicht wegschmeißen."

,,Oh mein Gott, wie kommst du auf solche Ideen?", fragte ich ihn als er wieder ins Haus kam, mit zwei Pizzaschachteln in der Hand. Triumphierend hielt er sie in die Höhe.

,,Ich weiß, ich bin einfach genial."

Ich schüttelte lachend den Kopf und nahm ihm die Schachteln aus den Händen, um sie ins Wohnzimmer auf den Tisch zu legen. Mein Magen fing an sich zu melden und Damian warf mir deshalb einen Blick zu, den ich jedoch ignorierte. Trotzdem gab ich mich geschlagen, und da meine Schinken-Pizza realtiv groß war, zwang ich mich bei der Hälfte aufzuhören, damit ich mich nicht noch schlechter fühlte, als ohnehin schon.

Damian war währenddessen schon mit 3/4 seiner Pizza fertig. ,,Ich kann nich' mehr", murmelte er und lehnte sich mit vollem Mund zurück.

,,Dass diese Worte aus deinem Mund kommen ist irgendwie verstörend", sagte ich.

,,Ich sagte, ich kann nicht mehr, nicht, dass ich nicht mehr will." Übertrieben zwinkerte er mir zu und aß den letzten Rest seiner übrigen Pizza, bevor er sich nach hinten schmiss und die Augen schloss.

,,Du kannst von mir auch noch was haben", bot ich ihn an.

,,Ugh, nein", nuschelte er. ,,Ich hab echt genug."

Also stand ich auf und nahm seine leere und meine halbleere Pizzaschachtel, um sie in die Küche zu tun, und als ich wieder zurück kam, hatte er sich lang und breit auf das Sofa gelegt und hielt noch immer seine Augen geschlossen. Leise schlich ich mich an und patschte mit beiden Händen gegen seine Wangen, sodass ein leises 'Klatsch' enstand. Ich hatte nicht erwartet, dass er sich erschreckte, also war ich ziemlich zufrieden, als er zusammenzuckte und die Augen aufriss.

,,Das war Rache", erklärte ich ihm. ,,Für die hundert Mal, als du mich zu Tode erschreckt hast."

Er packte meine Handgelenke und zog mich über sich, doch da er mit den Gesicht nach vorne lag, landete ich mit meinem Kopf an seinen Beinen. Ich musste echt aufpassen, damit ich sein Gesicht nicht mit meinen Füßen trat. ,,Mir gefällts hier. Käsefuß ist mein Lieblingsgeruch."

Damian wuselte mit seinem Fuß in Richtung meiner Nase, sodass ich sie hartnäckig abwehren musste. Irgendwie versuchte ich mich aufzurappeln und setzte mich auf seine Beine, da auf dem Sofa sonst kein Platz mehr war.

,,Ich habe keine Käsefüße!", widersprach er und ich lachte.

,,Dafür Monsterfüße", erwiderte ich. ,,Welche Schuhgröße hast du? 65?"

,,Ich lebe halt auf großen Fuß. Kann nicht jeder Schuhgröße 35 haben."

Herausfordernd schaute ich ihn an. Er hatte seine Hände hinter seinem Kopf verschrenkt und schaute mich an. ,,Ich hab Größe 38. Und das ist ganz normal!"

,,Normal ist relativ."

,,Okay, das war jetzt deep."

Er nickte stolz. ,,Danke."

,,Und was machen wir jetzt?" Ich trommelte die ganze Zeit schon mit den Fingern auf seinen Knien herum, was er nicht einmal zu bemerken schien.

Damian gähnte und schmatzte genüßlich. ,,Also ich wär für ein Mittagsschläfchen."

,,Sach' mal, bist du Rentner?"

,,Nein, ich bin Damian."

Ich legte meinen Kopf schief. ,,Der kam flach."

,,Flacher als Wieherts Titten?"

Leider konnte ich mir mein Lachen nicht verkneifen. ,,Oh Gott", sagte ich, noch immer grinsend, ,,Wie kannst du überhaupt darauf achten?"

,,Mir bleibt nichts anderes übrig, so wie sich immer vorbeugt oder ihren Arsch in den Gesichtern anderer streckt, wenn sie jemand Anderem vom Nachbartisch etwas erklärt."

Ich verzog das Gesicht. Aber so war Mrs Wiehert wirklich.

,,Na gut", seuzfte ich. ,,Dann lass ich dich schlafen."

Ich wollte von ihm runtergehen, doch er zog seine Beine hoch, sodass ich ein Stück nach vorne fiel und mich auf seiner Brust abstützte.

,,Du bleibst hier."

,,Dann lass mich wenigstens auf den Sessel - "

,,Nope."

,,Nope?"

,,Du bleibst hier."

Er lächelte so ein schönes Lächeln, dass meine Knie zu Wackelpudding wurden, obwohl ich nicht einmal stand. Kitschig, ich weiß. ,,Ich bin zu schwer", sagte ich. ,,Du wirst so wohl nicht einschlafen."

,,Du bist nicht zu schwer", widersprach er mir und drückte mich runter, sodass ich ganz auf ihm lag; mein Kopf lag ein Stück weit unter seinem Kinn. ,,Und selbst wenn du ein halber Elefant wärst, würde ich wollen, dass du hier bleibst."

,,Wie lieb von dir", sagte ich eine Spur zu sarkastisch.

,,Ja, ich mag Elefanten. Das sind schöne Tiere."

,,Können wir aufhören über meine Artgenossen zu reden?" Das sollte ein Witz sein. Ha.

,,Wieso, ich lebe doch gerade erst richtig auf! Außer, du findest ein anderes Thema, wo ich noch mehr aufblühe."

Ich hob mein Gesicht um ihn anschauen zu können und sah, wie breit er grinste. Ich tat so als würde ich überlegen. ,,Nein, leider fällt mir nichts ein", sagte ich schließlich und legte mein Kopf zurück auf seine Brust. Ich versuchte mich so leicht, wie möglich zu machen, damit er hinterher nicht wirklich dachte, ich wäre ein halber Elefant. Trotzdem war es ziemlich gemütlich. Der Geruch des Waschmittels, womit Sally immer unsere Klamotten wäscht, stieg mir in die Nase und ich hörte sein Herz an meinem Ohr schlagen.

,,Also mir schon", meinte er und ich hob erneut meinen Kopf, als er einer meiner blonden Strähnen in die Hand nahm. Ich lächelte und sah, wie er auf meine Lippen schaute und dann wieder in meine Augen. ,,Aha?"

,,Jap." Dann küsste er mich und wieder fühlte ich dieses verdammte Kribbeln, welches fast zur Gewohnung wurde.


Wenig später war er tatsächlich eingeschlafen. ,,Essen macht müde", hatte er noch gemurmelt, bevor er abgedriftet ist. Ich musste lachen und legte mich dann neben ihn, in die kleine Lücke, zwischen ihm und der Sofalehne. Es war eng, aber mir machte das nichts aus, solange er nicht seitwärts von der Couch fiel. Ich war kein Stück müde, ausnahmweise war ich auch mal so gut wie satt und ich fühlte mich auch nicht mehr so schlapp wie die letzten Tage, was vermutlich am Essen lag. Ich erinnerte mich daran, dass ich mehr trinken sollte.

Ich hing eine Zeit lang einfach meinen Gedanken hinterher, beobachte Damian, wie er sich ein Stück zur Seite drehte und mich dabei fast zerquetschte und fragte mich, seit wann ich eigentlich wieder halbgwegs glücklich war. Es sollte mich keiner falsch verstehen, ich war nie depressiv, jedenfalls niemand von der Sorte, die es absichtlich sein wollten. Ich wusste, dass ich unglücklich war, unzufrieden und einfach nicht ... ausgeglichen. Es war einfach so und irgendwann hatte ich mich tatsächlich gefragt, wie das so weitergehen sollte. Würde sich irgendwann alles ändern?

Doch seit längerer Zeit (okay, seit er da war), fühlte ich mich ab und zu mal besser, ein Stück weit glücklicher und zufrieden. Zwar war ich mit mir selber nicht zufrieden, doch dafür mit der Situation und für mich war das ein Fortschritt. Ich fragte mich nun, ob ich irgendwann, wenn ich älter war, noch mehr Fortschritte erzielen würde und ein kleines Stimmchen in meinen Kopf war da hoffnungsvoll. Ich konnte es schaffen. Das redete ich mir jedenfalls ein.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als es an der Haustür klingelte. Wahrscheinlich war es Dad oder Sally, die ihren Hausschlüssel vergessen hatten. Vorsichtig, um Damian nicht zu wecken, kletterte ich über ihn und stolperte zur Haustür. Ich öffnete sie und war verwirrt, als ein fremdes Mädchen vor mir stand.

---

hallooo, diesmal wieder ein langes kapitel, yeah.

habt ihr igendwelche vorstellungen, wie es jetzt weitergehen soll? ich habe das ende jetzt schon eigentlich ziemlich genau geplant, doch ich bin neugierig, wie ihr darüber denkt. :-)

xoxo.

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